Wie viel Jeep steckt im neuen Compass?

Die dritte Generation des Jeep Compass will sich mit Offroad-Kompetenz von den vielen hausinternen Mitbewerbern absetzen. Schafft sie das? 

Bevor mich Fabio Catone, seines Zeichens Europa-Chef von Jeep, über den neuen Compass unterrichtet, brüllt mich noch Dave Grohl, seines Zeichens Leadsänger der amerikanischen Rockband Foo Fighters, über Lautsprecher an: "What if I say I'm not like the others?!" Okay, denke ich mir, da will wohl jemand lautstark eine Botschaft vermitteln. Und die lautet: "Wir sind nicht so wie die anderen." Zumindest ist es das, was CEO Fabio Catone die anwesende Journalistenschar wissen lassen will. Jeep sei trotz Baukastensystem nämlich anders als die anderen 13 Marken im riesigen Stellantis-Konzern.

Jeep Compass mit viel hausinterner Konkurrenz

Zuerst aber: Von wem muss sich der Jeep Compass denn überhaupt abheben? Die dritte Generation des SUV nutzt die "STLA-Medium-Plattform" von Stellantis – und das nicht als einziges Auto des Multi-Marken-Konzerns. Mit Peugeot 3008, Citroën C5 Aircross und Opel Grandland hat der Compass viele technische Verwandte, die ähnlich groß sind. Apropos: Mit 4,55 Metern Länge, 1,93 Metern Breite und 1,68 Metern Höhe ist der Neue spürbar in alle Richtungen gewachsen. Das macht sich auch beim Kofferraum bemerkbar, der mit 550 Litern Volumen um 45 Liter größer geworden ist.

Jeep Compass 2025: 16-Zoll-Screen im Innenraum

Vom Gepäckraum in die vordere Reihe: Der Jeep Compass 2026 ist mit einem 16 Zoll großen Infotainment-Touchscreen ausgestattet. Dass dieser stark in die Breite gestreckt ist, macht die Bedienung für den Fahrenden nicht unbedingt einfacher. Dafür ist das System grundsätzlich logisch aufgebaut, auch dank der Teilung des Bildschirmes in "Widgets". Dass sich unter dem Display eine Tastenleiste für wichtige Funktionen befindet, gefällt auch. Allerdings hinterlässt diese beim Drücken qualitativ keinen besonders guten Eindruck. Volldigital sind auch die Armaturen, hinterm Lenkrad befindet sich ein 10,25-Zoll-Kombiinstrument. Außerdem sind tatsächlich spürbar weniger Gleichteile verbaut als in vergleichbaren Stellantis-Modellen: So gibt es etwa am Mitteltunnel einen Wählautomatik-Hebel in Form eines Drehreglers und auch den Schalter für die Fahrmodi kennt man so noch nicht (aus anderen Konzern-Produkten).

Geländegängigkeit: Ein echter Jeep?

Apropos Fahrmodi: Ganz Jeep gibt es neben dem Sportmodus sowie dem automatischen Modus auch Einstellungen für Schnee sowie Sand/Schlamm. In Anbetracht der technischen Daten sollte man sein Offroad-Abenteuer aber im Zaum halten: Weder die Watttiefe von 480 Millimetern noch die Bodenfreiheit von 20 Zentimetern sprechen für eine besondere Geländegängigkeit – und sind für SUV dieser Klasse auch eher durchschnittlich.

Wie fährt sich der neue Jeep Compass?

Weshalb die Strecke bei der ersten Ausfahrt von auto touring eine eher praxisorientierte war, sprich eine ganz normale, asphaltierte Straße eben. Dort bietet das Fahrwerk viel Komfort, neigt aber auch zum Wanken. Grundsätzlich ist das Fahrverhalten aber sicher und vorhersehbar. Ähnliches gilt für die Lenkung: Besonders im Auto(matik)modus ist diese um die Mittellage sehr indirekt. Kann man mögen, muss man aber nicht. Motorisch war das gefahrene Auto mit dem 1,2-Liter-Mildhybrid-Dreizylinder mit 145 PS ausgestattet. Das Triebwerk brummt etwas angestrengt vor sich hin, der Normverbrauch von 5,9 Litern pro 100 Kilometer ist in Ordnung, der Preis beginnt bei 38.200 Euro.

Preise und Motorisierungen

Darüberhinaus gibt es auch eine rein elektrische Version (ab 47.300 Euro). Diese bietet 213 PS und 345 Nm Drehmoment. Der Akku verfügt über eine Kapazität von 74 kWh, was eine Normreichweite von 500 Kilometern ermöglicht. Wem das zu wenig ist: Eine Long Range-Variante mit 98-kWh-Batterie und 660 Kilometern WLPT-Reichweite soll folgen, ebenso wie ein Plug-in-Hybrid. Und wer sich noch etwas länger gedulden kann, bekommt einen elektrischen Jeep Compass mit Allradantrieb – für eine Marke die als Synonym für Geländegängigkeit gilt irgendwie auch das Mindeste. Übrigens: Der zweite E-Motor am Heck ist ein anderer, stärkerer als etwa im Peugeot e-3008 mit Allrad. Die Systemleistung des Jeep wird bei 375 PS liegen.

Das Fazit

Man darf sich aber dennoch keine Illusionen machen: Der Jeep Compass ist nun mal ein Kind seiner Eltern. Zwar hebt er sich in Detailfragen von seinen Konzerngeschwistern ab, im "big picture" ähnelt er ihnen aber doch stark. Übrigens: Der Song, den die Foo Fighters im Jeep-Spot zum besten geben, heißt "The Pretender". Irgendwie passend.