Im kurzen Galopp
Der neue Ford Bronco gab ein kurzes Gastspiel in Österreich.
Was der Wrangler für Jeep, ist der Bronco für Ford. Ein Klassiker mit Geschichte. Schon 1966 präsentierte Ford die erste Generation, die gegen den etablierten Jeep CJ-5 antreten sollte.
Über die Generationen legte der Bronco ein "beeindruckendes" Wachstum hin. Der Ur-Bronco war gerade einmal 3,85 Meter lang (ein aktueller Golf misst 4,28 Meter). 1992 streckte sich die fünfte Bronco-Generation bereits auf 4,66 Meter. 1996 fiel dann der Vorhang – der vorerst letzte Ford Bronco lief vom Band.
Bis 2021. Da startete die Serienproduktion der sechsten Generation. "Back to the roots" in Retro-Optik lautet das Motto. Keine Elektrifizierung, alles nur mit der Kraft von Benzinmotoren bis hin zu einem 424 PS starken 3-Liter-V6. Europa muss mit einem 2,7-Liter-Turbo-V6 auskommen, der mit 335 PS auch nicht gerade untermotorisiert ist.
Der Bronco ist ein Geländewagen von echtem Schrot und Korn vom Schlage eines Jeep Wrangler, Toyota Landcruiser, Land Rover Defender oder Puch, tschuldigung, Mercedes G.
Die Zehngang-Automatik leitet die Kraft grundsätzlich an die Hinterachse. Mit einem Drehschalter in der Mittelkonsole lässt sich noch automatischer Allrad, fixer Allrad, Untersetzung und verschiedenste Geländeprogramme auswählen. Differential-Sperren an der Hinter- und (bei der Variante Badland) Vorderachse machen den Bronco zum Gelände-Tier. Die Bodenfreiheit von 26 Zentimeter sowie eine Watttiefe von 80 Zentimeter vervollständigen die Geländefähigkeiten.
Irgendwie ist der Bronco dazu gebaut, von einem Geländeeinsatz zum nächsten zu stürmen. Denn die Straßeneigenschaften sind ein eigenes Thema: Der V6 hat zwar genügend Kraft, klingt bei Leistungsanforderung aber angestrengt. Geradeauslauf: ja, vorhanden. Wenn man am Lenkrad mit fester Hand dafür sorgt.
Die montierten All-Terrain-Geländereifen mögen zwar auf allen möglichen Untergründen für Vortrieb sorgen, Verzögern auf Asphalt gehören aber nicht zu ihren Stärken. Mit einem Bremsweg von 51,5 Meter aus 100 km/h im auto touring-Test liegt der Wert schon beinahe jenseits von Gut und Böse.
Der Verbrauch auf unser Norm-Testrunde liegt mit 13,6 l/100 km ebenfalls in lichten Höhen.
Österreich-Aufschlag
Von Anfang an sollte der Bronco nur in "begrenzten Stückzahlen" nach Europa kommen – in Österreich ist er nach 21 Stück schon wieder aus dem Angebot genommen. Das könnte aber auch an der Preisgestaltung liegen. Für den "zivileren“ Outer Banks waren 120.600 Euro zu überweisen, der getestete Badlands stand mit knapp 129.000 Euro in der Preisliste. So ist das halt mit einer Normverbrauchsabgabe von 38 Prozent.
Trotzdem ist die unterschiedliche Preisgestaltung zwischen Deutschland und Österreich schwer verständlich. Im Nachbarland kostet der Badlands 69.950 Euro – das ergibt bei den Nettopreisen einen Österreich-Aufschlag von satten 22.791 Euro. Kauft man netto in Deutschland und führt österreichische Mehrwertsteuer plus NoVA ab, erspart man sich 36.010 Euro. Vielleicht ist das ja der Grund, warum der Bronco bei den österreichischen Ford-Händler nicht mehr zu haben ist.