Dauertest-Ende: Škoda Kodiaq

Die Erfahrungen im einjährigen Dauertest sollen als Entscheidungshilfe dienen, ob sich die Wartezeit auf das beliebte SUV auszahlt. 

Angekommen ist der Kodiaq nach über 40.000 Kilometern im Dauertest des auto touring vor allem beim Publikum – und zwar extrem gut: Obwohl heuer bis Ende Juli bereits 1.461 Exemplare zugelassen wurden, beträgt die aktuelle Wartezeit für einen selber konfigurierten Kodiaq noch immer 19 Wochen. 

Unser Exemplar des Mittelklasse-SUV mit dem Namen, der auf eine in Alaska lebende Unterart des Braunbären Bezug nimmt, entsprach mit seinem Allradantrieb und dem 150-PS-Dieselmotor der meistverkauften ­Variante. Eine Alternative dazu wäre der gleich starke TSI-Benziner gewesen.

Zur Einordnung: Fronttriebler sind stets mit 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) ausgestattet und kosten in jeder Ausstattungslinie (wir hatten die beste, „Style“ genannt) in etwa das Gleiche wie Allradler mit 6-Gang-Schaltgetriebe. Allradler mit 7-Gang-DSG wie unser Kodiaq kosten rund 2.700 Euro mehr.

Video: Was der Kodiaq alles kann

Plus und minus - das Test-Fazit

Was uns gefiel

Zwei Dinge notierten die sieben Fahrerinnen und Fahrer, die das Auto zwischen dem nördlichen Norwegen und der südlichen Toskana bewegten, am häufigsten ins Fahrtenbuch: das wirklich großzügige Platzangebot und den wunderbaren Langstrecken-Komfort.

Entspanntes Reisen mit viel, sogar ziemlich viel Gepäck ist selbst zu viert oder fünft überhaupt kein Problem. Die dritte Sitzreihe (Aufpreis € 862,–) ist vor allem im Kurzstreckenverkehr praktisch. Der lange Radstand bringt Sitzkomfort auch in Reihe zwei, die niedrige Ladekante erleichtert das Beladen des Heckabteils, dessen Beleuchtung sich herausnehmen und als Taschenlampe verwenden lässt. Auch weitere pfiffige Gimmicks wie die in den Türen versteckten Regenschirm, der Eiskratzer im Tankdeckel, der ausfahrbare Türkantenschutz oder die Steckdose im Fond erwiesen sich als echt praktisch. 

Das Auto ist groß, aber dennoch übersichtlich und sehr handlich zu fahren. Lastwechselreaktionen sind dem Kodiaq fremd, der Geradeauslauf ist perfekt und die Traktion dank des automatisch zuschaltenden Allradantriebs sehr gut. Sein 150-PS-Diesel erwies sich mit einem Durchschnitts-Verbrauch von 7,4 l/100 km über die Gesamt-Distanz als sparsam, zumal das 1,9-Tonnen-Auto sehr oft voll beladen bewegt wurde. Der Tempomat in Verbindung mit der automatischen Distanzregelung ACC (im Style-Paket dabei) stellte sich als nervenschonender zusätzlicher Komfort-Gewinn auf der Autobahn heraus. Die Offroad-Taste, bei der Fahrwerk, Motor­management und Bremsen für den Geländeeinsatz optimiert werden, kam nur ein paar Mal (in Norwegen) zum Einsatz, der Schnee-Fahrmodus im heimischen Winter dafür ­öfter. Er verhindert auf Schneefahrbahn eine zu schnelle Gas-Annahme, lässt die elektronische Differenzialsperre schneller reagieren und ist damit quasi eine weiter optimierte Anti-Schlupf-Regelung. Angetan waren alle von der logischen Bedienung des Infotainment-Centers mit dem großen Display, und dass es (trotz Touchscreen!) für die Lautstärke-Regelung oder das Blättern in Telefonbuch-Listen einen Drehknopf gibt. 

Die Erfahrungen mit den im Auto verbauten Assistenzsystemen waren nur gute: Der Spurhalte-Assistent erinnert daran, beim Überholen auf der Autobahn den Blinker zu verwenden. Der Spurwechsel-Assistent erkennt Fahrzeuge im toten Winkel, die sich schnell von hinten nähern, und warnt vor ihnen mit einem Leuchtsymbol im betreffenden Außenspiegel. 

Auch die vielen Ablagen (breite in den Türen, eine riesige zwischen den Frontsitzen sowie zwei Handschuhfächer) wurden als gut empfunden, ein dickes Plus gab es für das große Glas-Schiebedach. "Da kommt fast Cabrio-Feeling auf", schrieb einer ins Fahrtenbuch. 

Die im Zwischenbericht in der März-Ausgabe des auto touring vermerkten Elektronik-Probleme (z.B. aufpoppende Warnanzeigen) waren nach ­einem Software-Update kein Thema mehr.

Vier Jahreszeiten mit dem Škoda Kodiaq

Was uns weniger gefiel

Wie stark muss ein Kodiaq sein? Der 150-PS-Diesel wurde als ausreichend empfunden, aber nicht wirklich mehr als das. Wer viel auf Autobahnen fährt, wird zwar seine Freude an der Elastizität des Triebwerks bei höherem Tempo haben, Überholmanöver auf Landstraßen zeigen hingegen seine Grenzen auf. Was noch dazu kommt: Das DSG-Getriebe schaltet erst nach einer kurzen Denkpause zurück. "Man muss es regelrecht dazu zwingen", notierte einer der Tester.

Zu verbessern gäbe es neben der Schalldämmung, die das in der Oberklasse übliche Niveau nicht erreicht, und dem etwas trägen Start-Stopp-System auch die Leistung der Klimaanlage. Der Eintrag erfolgte allerdings während der Hitzewelle im August. Als ganzjährig nervend wurde der überempfindliche City-Notbremsassistent empfunden, der oft mit rotem Licht und Piepston vor Hindernissen warnte, die gar nicht vorhanden waren, aber dabei wenigstens nicht gleich eine Vollbremsung auslöste.

Das Album zum Fahrtenbuch

Der Abschluss-Check

Die Kaufüberprüfung am ÖAMTC-Stützpunkt registrierte bloß einen Steinschlag auf der Frontscheibe. Was die Messwerte betrifft, so lagen alle im grünen Bereich.

Daten und Fakten