Der Spaßmacher

Wir ziehen Fazit nach dem einjährigen Dauertest des vollelektrischen Cupra Born: Trotz einiger Macken ist die Bilanz durchaus positiv. Vor allem die Fahrfreude kam nicht zu kurz.

Ja, es geht: Langstrecke mit ­einem E-Auto. Das hat uns der Cupra Born im einjährigen Dauertest gezeigt. Als Beispiel: Eine Fahrt von Wien an die Adria und dann nach Norden zur Ostsee – in Summe 3.200 Kilometer. Nicht ganz ohne Probleme, die jedoch weniger beim Cupra zu verorten waren als vielmeh zeitweise bei der Lade-Infrastruktur.

Gefallen an dem sportlichen Elektriker haben heuer bis Ende Oktober auch 2.454 Neuwagenkäufer gefunden, die den Born damit zum erfolgreichsten Modell der Marke Cupra machen. In der aktuellen E-Auto-Wertung liegt er damit hinter Tesla Model Y und Škoda Enyaq an dritter Stelle.

Immer wieder wurde im Testtagebuch ein subjektives Faktum positiv hervorgehoben: die sportliche Optik des Born, die sich wohltuend vom unauffälligen Konzernbruder VW ID.3 abhebt. Und beim Fahren hält der Born, was sein äußeres Erscheinungsbild verspricht. Speziell auf kurvigen Landstraßen macht er Spaß. Dabei helfen auch die unterschiedlichen Fahrprogramme, die man mittels zweier Drehregler am Lenkrad anwählt und die eine spürbare Spreizung zwischen sparsam und sportlich bieten.

Dank Heckantrieb bekommt man die 170 kW des Elektromotors auch mühelos auf die Straße, ohne dass die elektronischen Helferlein über Gebühr eingreifen müssen. Die Lenkung: direkt und mit feiner Rückmeldung. Die Sitze: angenehm straff und wirklich langstreckentauglich. Lobend zu erwähnen: die gut dosier­baren und kräftig zupackenden Bremsen.

Unser Video-Fazit:

Die verwendeten Materialien im Innenraum sind großteils hochwertig, nur an versteckten Stellen außerhalb des Sichtfelds kommt billigerer Kunststoff zum Einsatz. Die Verarbeitung ist gut, Knarzen oder Scheppern waren kein Thema.

Positiv vermerkt wurde auch immer wieder das Platzangebot: Auch in der zweiten Sitzreihe ist überraschend viel Raum für Kopf und Beine – aber nicht für drei Personen. Denn mit dem großen Akku (77 kWh Kapazität, der kleinere Akku hat 58) ist der Born nur als Viersitzer zugelassen. Bei einer maximalen Zuladung von nur 367 Kilogramm ist das auch gut so. Der Kofferraum: gut nutzbar und mit dem höhenverstell­baren Boden flexibel anpassbar.

Als prinzipiell vollkommen ausreichend hat sich der Aktionsradius mit einer Akku­ladung erwiesen. Bei frühlingshaften Temperaturen schaffte der Cupra Born auf der genormten auto touring-Verbrauchsrunde eine Reichweite von 458 Kilometer. Aber wie bei allen E-Autos steigt der Verbrauch bei niedrigen Temperaturen spürbar an. Bei neun Grad schrumpfte die Reichweite damit auf etwa 350 Kilometer. (Wie sich die Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter beim Cupra Born und bei fünf anderen E-Autos auswirken, lesen Sie hier.)

Die Werksangabe für die maximale Ladeleistung mit Gleichstrom liegt bei 135 kW, die erreicht der Born auch, wenn der Akku warm und möglichst leer ist, also unter zehn Prozent. Startet man den Ladevorgang bereits bei einem Akkustand von 40 Prozent, kommt man nicht über 70 kW Ladeleistung hinaus. Das ist aber wiederum ein Charakteristikum, das fast jedes E-Auto betrifft.

Lob gab es für die Sprachsteuerung, mit der sich auch die Klimatisierung sowie die Sitz- und Lenkradheizung einwandfrei regeln lassen.

Weniger Freude machten die un­beleuchteten "Slider", also die Wischflächen für Temperatur und Lautstärke unterhalb des mittigen Bildschirms. "Bei Dunkelheit gleicht die Bedienung eher einem Glücksspiel", lautet ein Eintrag im Testprotokoll.

Dass richtige Tasten generell eine bessere Lösung sind, zeigt sich auch beim Lenkrad, das ebenfalls mit berührungssensitiven Bedienelementen ausgestattet ist. "Passiert immer wieder: Beim Hin- und Herlenken beim Einparken kommt man an den Touchflächen leicht an und verstellt dabei unbeabsichtigt etwa die Lautstärke."

Mehr als ärgerlich waren die Software-Schwächen. Mehrfach friert der Bildschirm einfach ein – in verschiedensten Varianten. Einmal reagieren die einzelnen Menü­punkte nicht mehr auf Berührung. Nach einer halben Stunde Fahrt ist der Spuk wieder vorbei. Ein anderes Mal erstarrt der gesamte Bildschirm samt Radio. Einzige Lösung des Problems: Stehen bleiben. Fahrzeug abstellen. Von außen zusperren. Fünfzehn Minuten warten.

Auch das Navi hatte manchmal Orientierungsprobleme. Die Meldung "Willkommen in Italien" verwirrt, wenn man gerade in Graz unterwegs ist. Oder der Cupra statt auf dem italienischen Festland mitten in der Adria verortet wird. Da ist die Fähigkeit des Cupra Born, Software-Updates ohne Werkstattbesuch "Over the Air" zu empfangen, ein Trost. Das gibt die Hoffnung, dass die ärgerlichen Fehler auf diesem Weg behoben werden könnten.

Reiseimpressionen