Dauertest-Abschluss Honda Civic: Rot gewinnt

Der Honda Civic fällt auf. Nicht nur optisch. Auf den über 40.000 Dauertest-Kilometern notierten wir viel Positives. Die eine oder andere Schrulle entdeckten wir trotzdem.   

Dass der Civic kein Kompakter wie jeder andere ist, wissen wir spätestens seit Einführung der achten Generation aus dem Jahre 2005. Das Design war, freundlich ausgedrückt, eigenwillig, ja fast schon überdreht. Die aktuell zehnte Auflage hat sich designtechnisch wieder "normalisiert", wenngleich sich der Civic von konventionellen Konkurrenten wie Golf, Astra, Focus und Co. immer noch deutlich unterscheidet. Mit einer Außenlänge von rund 4,52 Metern hat er sich von der Kompaktklasse sowieso schon fast verabschiedet.

Abschied haben wir unlängst auch von unserem roten Dauertest-Exemplar genommen. Durchaus mit einem bisschen Wehmut, denn der extravagante Japaner hat uns im letzten Jahr auf seinen insgesamt gut 40.000 Kilometern quer durch Europa nicht nur in vielen Punkten überrascht, er hat auch etliche Fans in der Redaktion zurückgelassen.

Ein Jahr im Honda Civic

Angetrieben wurde unser Civic von einem 129 PS starken Einliter-Dreizylinder-Benziner. Vor allem der Kontrast – kleiner Motor, sportliche Erscheinung – sorgte zu Beginn des einjährigen Tests für einige Skepsis. Doch dazu später. Apropos Motor: Mit der Umstellung auf einen neuen, realitätsnahen Normverbrauchszyklus (WLTP statt NEFZ) sinkt beim Civic die Motorleistung um 3 PS auf 126.

Was uns gefiel

Nicht nur optisch sorgte der Civic für gute Stimmung. Die wohl größte Überraschung lieferte der Japaner beim Antrieb. Die anfänglichen Zweifel – drei Zylinder, lediglich ein Liter Hubraum – verflogen spätestens nach ein paar gefahrenen Kilometern. Warum? Der kleine Benziner ist wunderbar gedämmt, selbst bei höheren Drehzahlen nicht laut und erfreulich drehfreudig.

Erstaunlich: Fast immer kann man einen höheren Gang nehmen, als man vermuten würde. Leistung? Absolut ausreichend, lediglich bei längeren Überholvorgängen kann dem kleinen Triebwerk schon einmal die Luft ausgehen. Fast ausschließlich positive Einträge im Fahrtenbuch erntete auch die angenehm direkte und präzise, aber dennoch nicht zu leichtgängige Lenkung. Knackig, kurzwegig und wunderbar exakt zu schalten: das Sechsgang-Getriebe.

"Wie auf Schienen", lautet ein Vermerk im Dauertest-Notizbuch. Gemeint ist das Fahrwerk, das zwar straff, aber dennoch komfortabel mit seinen Insassen umgeht. Das tun auch die durchaus hart gepolsterten und gut konturierten Vordersitze, die vor allem auf der Langstrecke für keinerlei Beschwerden im Rückenbereich sorgen.

Der Motor ist ein Gedicht: So klein und doch so niedrigtourig zu fahren. 

Peter Pisecker

Geteilter Meinung waren die Tester, wenn es ums Bremsen ging: hervorragende Verzögerung einerseits, fast zu fest zupackend und daher schlecht dosierbar andererseits. Und sonst? Der Kofferraum ist für einen Kompakten richtig geräumig, dank der großen Heckklappe einfach zugänglich und ruck, zuck erweiterbar. Zusätzliches Lob kassierte immer wieder auch das unheimlich praktische Fach unterm Ladeboden. Auch im Innenraum glänzte der Civic mit vielen sinnvollen Ablagen, beispielsweise in der Mittelkonsole oder zum Abstellen größerer Flaschen in den Vordertüren.

Was uns weniger gefiel

Wo Licht ist, ist leider auch immer Schatten. Für Kopfschütteln sorgte immer wieder das Navigationssystem: Die eigene Position wurde nicht immer korrekt angezeigt, Navi-Anweisungen waren daher oft falsch. Abhilfe: Eigenes Smartphone anstecken und Apple Carplay bzw. Android Auto nutzen. Apropos Anstecken: Die USB-Anschlüsse sind derart effektiv unter der Mittelkonsole versteckt, dass man sie erst nach langem ­ Suchen entdeckt.

Alles andere als selbsterklärend ist das Multi­mediasystem. Lästig: Bei jedem Start muss am Display auf "OK" gedrückt werden, sonst erscheint weder Menü noch Navi, sondern nur eine Uhr. Schade: Keyless Go ist nur in der Topversion "Executive" zu haben. In unserem Civic muss sogar noch der Schlüssel zum Starten ins Zündschloss. Auffallend auch: der schmutzempfindliche und teilweise abgenützte Stoff der Rückbank.

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