Dach-Geschoß, Single-Hit, Bestlage

My Home is my Castle, my Mini is my Bettenburg. Wir haben uns in den Bergfried alias Dachzelt zurückgezogen und da oben genächtigt – bis die Müllabfuhr kam.

Es ist hier nicht zu übersehen: Mini bietet für den Countryman ein Dachzelt an, das beinahe so groß ist wie die Fahrgastzelle des Ur-Mini. Rund 3.100 Euro kostet dieses Klapp-Ding, weitere 230 Euro sind für die Relingträger einzukalkulieren. Bei einer Größe von 2,10 mal 1,30 mal 0,94 Meter ergibt das einen Quadratmeterpreis von ca. 1.220 Euro bzw. einen Kubikmeterpreis von 1.296 Euro – not so bad für ein extravagantes Eigenheim in exponierter Lage, das allerdings auch seitens seiner Besitzer ein Quäntchen Extrovertiertheit voraussetzt. Denn wer da oben nächtigt, dessen sollte man sich schon bewusst sein, tut dies quasi am Präsentierteller. Oberhalb der anderen Camper und Zeitgenossen ringsum, oberhalb Sichtschutz bietender Hecken und Büsche, und dennoch (bzw. genau deshalb) mittendrin im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit.

Schlafzimmer öffne dich

So sieht es also aus, wenn man die vermeintliche Skibox öffnet und sich daraus das Dachzelt entfaltet. Die Anleitung dazu ist recht kurz: Verzurrlaschen (Original-Wording "Sicherheitsverschluss") an Front und Ende der Box lösen, die obere Schale (=Zeltdach) zart nach oben drücken, fertig – bzw. fast fertig. Die vollständige Entfaltung des Glasfasergehäuses übernehmen vier Gasdruckfedern im Inneren, mit ein wenig Übung dauert der ganze Zauber keine ganze Minute lang. Wer das Dachzelt via Mini ordert, kann bei der Schalenfarbe übrigens zwischen weiß und schwarz wählen (weiß ist um fast zwei Hunderter günstiger). Die gleichsam hübsche wie praktische Alu-Faltleiter ist im Kaufpreis inkludiert. 

Die Welt von oben

Auftritt Müllabfuhr. Oder: Warum wir dann doch im eigenen Bett schliefen.

Bisher, bzw. bis hierher, haben wir uns dem Dachzelt ja eher theoretisch genähert. Damit ist jetzt Schluss, denn wir gehen schlafen. Es ist ein angenehmes Gefühl, sich da oben, quasi über den Dingen liegend, zu betten. Das liegt einerseits an der zwar dünnen, aber doch erstaunlich komfortablen Matratze. Andererseits, und da schlägt nun doch vielleicht der Ur-Ur-Instinkt des Höhlenmenschen durch: Die Höhe bietet auch ein Gefühl der Sicherheit. In einem Igluzelt begegnet man Vegetation und Tierwelt ja eher auf Augenhöhe. Im Dachzelt dagegen ist's eher ein Runterblicken. Oder Weitblicken, je nachdem.

Kaum Unterschiede gibt es hingegen in punkto Innenraumhöhe und Wandaufbau – die sind da wie dort ähnlich. Mini gibt an, dass die Außenwände wasserfest und atmungsaktiv seien (wirklich überprüft haben wir das nicht), verspricht zudem "Wärme- und Geräuschdämmung auf hohem Niveau...".

Naja.

Wir hatten den Mini auf einem Privatparkplatz abgestellt, in unmittelbarer Nähe kein Supermarkt, kein Wirtshaus, lediglich Einfamilienhäuser mit Gärten, Gärten mit unterschiedlich hohen Hecken, dazwischen ein paar Bäume. Kein Durchzugsverkehr, beinahe ausschließlich Anrainer, die die Gassen frequentieren. Eine typisch stille Speckgürtel-Szenerie halt. Gute Voraussetzungen für eine ruhige Nacht in Top-Lage. Außerdem sagten die meteorologischen Prognosen unaufgeregte, spätsommerliche Stunden voraus.

Um kurz nach 3 Uhr schrecken wir das erste Mal hoch. Zwei rivalisierende Marder streiten sich offenbar um die Vorherrschaft im Motorraum eines relativ nah abgestellten Autos. Okay. Zelten bedeutet ja auch immer der Natur ein Stück näher zu sein – alles gut.

Um ca. 4 Uhr röhrte der Zeitungszusteller mit seinem Auto heran, bremste sich lautstark ein, stieg aus, ließ denMotor laufen, während er mit einem lauten"Rumms" die diversen Frühausgaben in den Briefkästen versenkte.

Ab 5 Uhr waren dann die ersten Nachbarn mit ihren Hunden unterwegs, und, kurz vor 6 Uhr, begann die Müllabfuhr ihr Tagwerk. Das war dann der Zeitpunkt, an dem wir Polster und Decke packten, und uns für weitere – ungestörte – 30 Minuten in das eigene Bett zurückzogen.

Exkurs Nr.1 – die Unterwelt

Exkurs Nr.2 – dieser Countryman ist ein Stöpsler.

Wer sich Hoffnungen gemacht hat, von der größeren Batterie des Plug-in-Antriebs auch im Zelt profitieren zu können, der wird entäuscht sein. Stromanschlüsse gibt es da oben nämlich keine, nur eine spärlich glimmende LED-Beleuchtung, um des nächtens Hoppala-frei das Dachzelt verlassen zu können.   

Exkurs Nr. 3 – Recht und Unrecht

Kann ich für einen Powernap das Dachzelt in der Kurzparkzone aufstellen? Kann ich mir dank des Dachzelts das WG-Zimmer sparen und trotzdem in der Stadt wohnen? 

Eher nicht, lautet unsere Erstauskunft, denn prinzipiell ist es so, dass im Zelt zu schlafen mit Camping gleichzusetzen ist. Wo allerdings kampiert werden darf (und wo nicht) regelt das Landesgesetz – d.h. eine automatische Einheitlichkeit ist nicht gegeben. Wir empfehlen daher dringend eine Recherche auf www.ris.bka.gv.at (mit dem Stichwort Camping).