Sportschau

Der BMW i8 erregt Aufsehen wie kein anderes Auto – und das nicht nur wegen seiner Optik. Aber macht er auch echte Sportwagen-Fans glücklich?

Geil! Der schaut ja fast noch aufregender als auf den Bildern!”, denke ich mir, als der BMW i8 zum ersten Mal live vor mir steht. Und wirklich hat kaum ein Auto in den letzten Monaten derart für Aufsehen gesorgt wie dieses. Zu recht?

Ein Plug-In-Hybrid in einem Sportwagen ist bis dato einzigartig. Die Premiumkonkurrenz ist noch nicht so weit. Bloß BMW traut sich, voll aufs Elektroauto zu setzen. „Es ist wohl das revolutionärste Auto, das wir je gebaut haben“, sagt der damalige Entwicklungsvorstand Herbert Diess. Er ist sich sicher, dass die Zeit dafür reif ist. Denn: Mit dem i8 sollen nicht nur Sportwagenfans, sondern auch Leute, die mit solchen Autos normalerweise nichts am Hut haben, begeistert werden. Ein Scheitern wäre fatal. Nicht nur, weil die Münchner Milliarden in die Entwicklung gepumpt haben.

Los geht's. Flügeltüren, Carbonfaser-Monocoque, 362 PS: Das klingt verdächtig nach Supersportwagen. 2,1 Liter Normverbrauch allerdings eher nach Ökomobil. BMW versucht, diese zwei Welten in einem Auto zu vereinen. Ein kleiner Turbo-Benziner und ein Elektromotor sollen es möglich machen. Wir haben’s ausprobiert.

Beim i8 sticht neben den Flügeltüren vor allem das kantige Heck mit den aerodynamischen Luftkanälen ins Auge, die an den Hinterbacken entlang fließen und zwischen den Rückleuchten durchströmen. Optimale Luftwiderstands-Werte und das geringe Gewicht (knapp 1.500 Kilo) werden durch den großzügigen Einsatz von Aluminium und Kohlefaser möglich gemacht.

Introvertierte werden mit dem i8 nur mäßig Freude haben. Warum? Bei unserem Fototermin sind wir stets von Smartphone-Knipsern umzingelt ist – wie wird das erst auf der Straße sein?

Steigen wir ein! Wie bei jedem Auto mit Flügeltüren erfordert das auch im i8 ein gewisses Maß an Sportlichkeit – und erst das Aussteigen! Doch hat man nach Überwinden der breiten Schweller schließlich erfolgreich Platz genommen, sitzt man auf einem Sportgestühl, das bequem, vielfach verstellbar und – wie sich später zeigen wird – langstreckentauglich ist.

Das Cockpit ist BMW-typisch fahrerzentriert, etwas zerklüftet, aber sofort verständlich und intuitiv bedienbar. Eigentlich wie in jedem BMW. Das große Display hinterm Lenkrad stellt darüber hinaus alle Fahrdaten übersichtlich und detailreich dar.

Der BMW i8 ist ein klassischer 2+2-Sitzer. Angesichts der doch recht geringen Außenmaße (4,6 Meter lang, nur 1,3 Meter hoch) gibt’s hinten zwei gut ausgeformte Einzelsitze, die dennoch nur Kindern zumutbar sind. Immerhin dienen sie als zusätzliche Ablage, denn der gut 150 Liter große und vom Mittelmotor gut gewärmte Kofferraum reicht nur für den Wochenendtrip.

Jetzt aber auf die Straße!

Startknopf drücken, Wählhebel auf D und los geht’s. Vorerst lautlos. Im i8 gibt es drei Fahrmodi: In der Stellung „Comfort“ ist man immer gut unterwegs, „Sport“ stellt Fahrwerk und Ansprechen der Motoren schärfer und mit „Eco Pro“ ist noch mehr Sprit sparen drin.

Auf der Rennstrecke am ÖAMTC Fahrtechnikgelände in Melk muss der i8 beweisen, ob er ein echter Sportwagen ist. Das Coupé rollt nahezu lautlos an, bis kurz darauf – ein beherzter Kickdown vorausgesetzt – der kleine, nur 1,5-Liter große Dreizylinder-Turbobenziner zum Leben erwacht. Speziell im Sportmodus wirbelt der Soundgenerator übrigens so, als ob man mindestens sechs Zylinder unter der Haube hätte. Eingefleischte Zylinderfetischisten werden den künstlichen Unterton zwar belächeln, solchen Hybrid-Antrieben gehört aber offenbar auch in Sportwagen die Zukunft.



Der tiefe Schwerpunkt, das erstaunlich komfortable Fahrwerk und die direkte Lenkung machen Spaß. Der i8 bleibt auch bei flotter Gangart lange Zeit neutral, drängt dann aber – bedingt durch die schmalen 195er-Vorderräder – schnell nach außen.

Fazit: Fahrdynamisch kann der i8 einem 911er-Porsche nicht das Wasser reichen, doch die brachiale Beschleunigung beeindruckt. Volle Power gibt’s aber nur mit vollen Batterien. Schwächeln die Akkus nämlich, nimmt auch die Leistung ab. Dafür hat selbst BMW noch kein Gegenmittel.

Ein Mittel gegen zu hohen Verbrauch dafür schon. Auf unserer praxisgerechten auto touring-Normrunde kamen wir auf einen Verbrauch von 5,6 Litern Super (30 Kilometer davon rein elektrisch). Das ist vernünftig, denn annähernd gleich starke und herkömmlich angetriebene Fahrzeuge des Sportwagen-Segments verbrauchen etwa 50 Prozent mehr.