Auto Know-how: Tipps und Infos
Die Funktionen von Brems- und Gaspedal sind klar, doch was genau bedeutet ACC, RDKS oder ESP? Welche Checks sollten beim Fahrzeug regelmäßig durchgeführt werden? Hier finden Sie technische Infos und Tipps über ihr Auto – verständlich erklärt.
Nicht jeder Mensch muss fließend "Technik" sprechen, aber es ist gut, den einen oder anderen Begriff zu kennen. Hier finden Sie laufend aktualisiert ein kleines ABC für den Abkürzungs-Dschungel technischer Bezeichnungen, erfahren, was zum Beispiel Rekuperation bedeutet und warum Matrix-LED wirklich nichts mit dem Hollywood-Streifen zu tun hat. Mit diesen fahrzeugrelevanten Infos sind Sie für den nächsten Werkstatt-Besuch gut gerüstet und glänzen bestimmt auch bei dem einen oder anderen Quiz-Spiel.
Wie funktioniert ACC?
Auf Distanz bleiben, ganz automatisch: Beim Abstandsassistenz-Tempomat (ACC – Active Cruise Control oder ADR – Automatische Distanzregelung) wird, anders als beim herkömmlichen Tempomat, die Geschwindigkeit nicht nur eingestellt, sondern an den Verkehr angepasst. Die Sensoren dieses Fahrassistenzsystems messen dank Radar- oder Lidar-Technologie den Abstand bis zu 250 Meter zum vorausfahrenden Auto und auch dessen Geschwindigkeit. Dadurch kann das eigene Fahrzeug die Geschwindigkeit an den gewählten bzw. nötigen Sicherheitsabstand anpassen, beschleunigen und auch bremsen. Auch wenn dazwischen ein Auto einschert, reagiert der Tempomat. Der Abstand, den das System einhalten soll, kann in mehreren Stufen eingestellt werden.
Der "Radar-Tempomat" soll vor allem die Fahrenden entlasten. Zudem kann er dazu beitragen, die Anzahl der Auffahrunfälle zu reduzieren. Das ACC bietet eine praktische Unterstützung beim Fahren, die Hauptverantwortlichkeit fürs Abstandhalten liegt aber weiterhin beim Menschen.
Was ist AdBlue?
Das neue Dieselfahrzeug ist gekauft. Plötzlich taucht der Name AdBlue auf. Was steckt dahinter? AdBlue ist eine wässrige, 32,5-prozentige Harnstofflösung, die bei Dieselfahrzeugen in einen eigenen Tank gefüllt und zur Reduktion von giftigen Stickstoffoxid-Emissionen (NOx) eingesetzt wird. In einem Katalysator im Abgasstrang wird das AdBlue eingespritzt. Dadurch werden die Stickstoffoxide, die während des Verbrennungsprozesses im Dieselmotor entstehen, in harmlosen Stickstoff und Wasser umgewandelt.
Das ist übrigens kein optionaler Vorgang. Mit einem leeren AdBlue-Tank lässt sich das Fahrzeug nicht mehr starten. Zum Nachtanken wird man aber bereits ab etwa 1.000 Kilometer vorher, und das mehrfach, aufgefordert. Die Harnstofflösung gibt es im Kanister oder per Zapfsäule an jeder Tankstelle.
Was ist eine aktive Motorhaube?
Was eine aktive Motorhaube tut? Sie schützt mit cleverer Technik Fußgänger:innen, indem sie bei einem Zusammenstoß eine weitere Knautschzone bietet. Das funktioniert so: Wird von den Sensoren eine drohende Kollision erkannt, hebt sich die Motorhaube in Millisekunden um fünf bis acht Zentimeter an. Dadurch erhöht sich der Abstand zwischen Blech und harten Motorteilen, wodurch im Ernstfall schwere (Kopf-)Verletzungen minimiert oder verhindert werden können. Je nach Hersteller wird dafür ein Hydraulik-, pyrotechnisches oder Federkraftsystem eingesetzt. Bei manchen Automodellen ist der Vorgang sogar reversibel. Die Motorhaube kann ohne Werkstattbesuch zurückgedrückt werden.
Tipp: Assistenzsysteme warten
Assistenzsysteme sind seit einigen Jahren nicht mehr wegzudenken, aber nicht gänzlich wartungsfrei: Bei schlechter Witterung wie salznassen Straßen, Schneematsch und Schnee können die Sensoren – beispielsweise eines Notbremsassistenten oder Abstandsregeltempomaten – in ihrer Funktion eingeschränkt werden oder gänzlich ausfallen. Manche Systeme schlagen dann Alarm, andere mitunter nicht. Als Lenker:in ist es daher gut zu wissen, wo die entsprechenden Kameras, Radar- oder Ultraschallsensoren sitzen, um sie bei nächster Gelegenheit zu reinigen.
Tipp: Rückfahrkameras/-sensoren nicht vergessen! Mehr Tipps und Tricks für den Fahralltag lernt man in den Trainings der ÖAMTC Fahrtechnik.
Was bedeutet Car2X?
Wenn Autos miteinander plaudern: Hinter dem Namen Car2X verbirgt sich eine innovative Technologie, die vor möglichen Gefahren warnt, z.B. Vollbremsungen vorausfahrender Fahrzeuge auf der Autobahn, Baustellen, Stau oder schlechtes Wetter. Das System sammelt Infos wie Geschwindigkeit, Position oder Temperatur und gibt sie an "X" weiter. Das können andere Fahrzeuge sein, aber auch umliegende Infrastruktur wie z.B. Ampeln oder Sensoren. Mittels Warngeräusch und Displayanzeige wird der Autofahrende vor der Gefahr gewarnt, ebenso wie alle im Umfeld fahrenden und mit Car2X ausgestatteten Fahrzeuge. Und genau dieser Datenaustausch mittels Car2X kann Unfälle reduzieren.
Positiv: Das System kann die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen und Unfällen vorbeugen.
Negativ: Derzeit sind noch wenige Fahrzeuge damit ausgestattet und es gibt zwei unterschiedliche Übertragungswege: WLAN oder Mobilfunk.
Was bedeutet eCall?
Als eCall (emergency call) wird das bordeigene Notrufsystem eines Autos bezeichnet. Dieses System muss seit April 2018 in jedem neu typisierten Fahrzeug eingebaut sein. Wie funktioniert's? Kommt es zu einem Autounfall und wird dabei ein Sicherheitssystem wie der Airbag ausgelöst, setzt das Fahrzeug einen automatischen Notruf ab. Dieser geht direkt an die europäische Notrufnummer 112. Dabei leitet das Fahrzeug via eingebauter SIM und GPS/Galileo-Ortungsdaten den "eCall Mindestdatensatz" an die Notrufstelle weiter, etwa Fahrzeugposition, Fahrtrichtung, Motorart (Benzin, Diesel, Elektro…), Personenanzahl (durch die Sitzbelegung) und Fahrgestellnummer. Sobald der Notruf eingegangen ist, wird versucht, mit den Insassen eine Sprechverbindung aufzubauen. Gleichzeitig werden Rettungsmaßnahmen eingeleitet. Der Notruf kann bei einem medizinischen Notfall auch manuell ausgelöst werden. Laut Schätzungen werden durch eCall rund 2.500 Verkehrstote pro Jahr verhindert.
Was ist ESP?
Das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP bezeichnet ein mittlerweile nicht mehr wegzudenkendes Sicherheitsfeature in modernen Autos. Dank dieses Fahrassistenzsystems wird durch das Abbremsen einzelner Räder dem Ausbrechen des Fahrzeuges entgegengewirkt. Kommt also ein Fahrzeug ins Schleudern, hilft ESP den Fahrenden, die Kontrolle wieder zurückzuerhalten. Es verwendet die Reifendrehzahlsensoren des ABS (Antiblockiersystem) und erkennt damit, wenn sich die Reifen des Fahrzeugs mit unterschiedlicher Drehzahl bewegen. Etwas verwirrend kann ein Blick ins Handbuch des eigenen Fahrzeugs sein. Je nach Hersteller wird ESP auch anders bezeichnet, etwa VDC, DSC oder VSC. In der EU ist das System seit 2014 in allen neu zugelassenen Fahrzeugen Pflicht.
Was machen Matrix-LED?
Nein, hier geht es nicht um eine Fortsetzung der "Matrix"-Filmreihe! Es handelt sich vielmehr um eine der sinnvollsten Neuerungen der vergangenen Jahre: die Weiterentwicklung von LED-Scheinwerfern an Fahrzeugen. Was macht sie besonders? Matrix-LED bestehen je nach Fahrzeugmodell aus über 100 Leuchtdioden, die eine gezielte Steuerung des Lichtstrahls ermöglichen. Kommt also ein Fahrzeug entgegen, erkennt das System sekundenschnell das "Hindernis" und schaltet jene Lichtpunkte ab, die entgegenkommende Fahrzeuge blenden würden. Damit werden nicht nur Blendeffekte verringert, sondern auch die eigene Sicht optimiert. Auch in Kurven kann die Fahrbahn gezielt ausgeleuchtet werden. Praktisch: Licht auf Automatik stellen und alles regelt sich von selbst. Diese Scheinwerfer sind ein tolles zusätzliches Feature.
Was ist ein Mild-Hybrid?
Hybrid-Autos haben sowohl einen Verbrennungs- als auch einen E-Motor. Sogenannte Voll-Hybride können auch rein elektrisch fahren, während dies bei einem Mild-Hybrid (MHEV) nicht der Fall ist. Hier dient der Elektromotor sowie ein kleiner Akku nur als Unterstützung des Verbrenners – etwa beim Anfahren und Beschleunigen. Diese Fahrzeuge müssen nicht extern geladen werden, der Akku lädt sich durch Rekuperation (siehe weiter unten) auf – also durch die Energierückgewinnung beim Bremsen. Was bringt ein Mild-Hybrid? Durch die elektrische Unterstützung können bis zu 15 Prozent Kraftstoff eingespart werden. Vor allem im Stadtverkehr mit ständigem Beschleunigen und Verzögern kann der Mild-Hybrid mit einem niedrigen Verbrauch punkten. Und: Das Fahrgefühl ist nahezu gleich wie bei einem Verbrennerfahrzeug.
Wofür ist ein Müdigkeitsassistent gut?
Schlaf nicht ein! Sekundenschlaf sowie unaufmerksames Fahren sind extrem gefährlich. Verpflichtende Assistenzsysteme in neuen Fahrzeugen sollen das verhindern. Sie analysieren in den ersten Minuten das Lenkverhalten. Weicht dieses später signifikant vom gelernten Verhalten ab, schlägt der Assistent Alarm und eine Pause vor. Oft ist das System zusätzlich mit einer Kamera kombiniert, die die Augenbewegungen beobachtet und erkennt, wenn der Blick zu lange von der Straße abweicht.
Was ist das indirekte und direkte Reifendruckkontrollsystem?
Auf den richtigen Druck kommt's an: Mit dem Reifendruckkontrollsystem (RDKS) überprüft das Auto laufend den Reifendruck. Es gibt zwei Messsysteme:
Indirekt: ABS- und ESP-Sensoren messen die Umdrehungen des Reifens. Bei zu geringem Reifendruck ändert sich die Umdrehung des betroffenen Reifens geringfügig, das System schlägt Alarm. Vorteil: geringer Serviceaufwand. Nachteil: keine genaue Druckanzeige.
Direkt: Bei diesem System befindet sich im Reifen ein Drucksensor. Die Werte werden per Funk an den Bordcomputer gesendet. Vorteil: genaue Druckanzeige. Nachteil: häufigere Wartung der Sensoren.
Warum ist Rekuperation wichtig?
Reku… - Was? Ursprünglich vom lateinischen "recuperatio" (das Wiedergewinnen) abgeleitet, ist sie bei E-Autos ein hilfreiches Mittel, um die Reichweite zu verlängern. Wie funktioniert’s? Rekuperation steht für Rückgewinnung von Energie. Sie sorgt beim Abwärtsfahren und Bremsen dafür, dass sich die Batterie wieder auflädt. Statt Energie an der Bremsscheibe in nutzlose Abwärme zu verwandeln, arbeitet beim E-Auto der Motor beim Verzögern als Generator und speist den gewonnenen Strom wieder in die Batterie ein. Das funktioniert nicht nur beim reinen E-Auto, sondern auch bei Hybriden.
Wofür wird der WLTP-Wert benötigt?
Und noch ein Begriff aus der Kfz-Technik: Dieses Mal geht es um den WLTP-Wert, also den Normverbrauch eines Autos. Die Abkürzung steht übersetzt für "weltweit harmonisiertes Prüfverfahren für leichte Fahrzeuge". Der Verbrauch wird nach einem exakt definierten Verfahren auf dem Prüfstand erhoben und ist realitätsnäher als frühere Normen. Zusätzlich werden die Ergebnisse auch auf der Straße auf ihre Plausibilität überprüft.
Die WLTP-Norm gilt in der EU seit 2018. Der CO₂-Wert nach WLTP, also der CO₂-Ausstoß in Gramm pro Kilometer, ist ausschlaggebend für die Kfz-Besteuerung. Auch E-Autos durchlaufen dieses Prüfverfahren, hier wird auch die Reichweite des Fahrzeugs erhoben.
Weitere Infos finden Sie hier.
Übersicht der wichtigsten Auto-Checks
Denken Sie auch daran, selbst regelmäßige Checks bei Ihrem Auto durchzuführen. Hier finden Sie eine kleine Gedankenstütze:
Reifen: Kontrolle auf Profiltiefe (mindestens 1,6 mm, besser 3 - 4 mm), Luftdruck, und Beschädigungen. Rechtzeitig an Sommer- und Winterreifenwechsel denken.
Motoröl: Ölstand etwa monatlich prüfen und nach Herstellerangaben wechseln.
Kühlflüssigkeit: Füllstand und Frostschutzgehalt kontrollieren, besonders vor der kalten Jahreszeit.
Beleuchtung: Funktion aller Lichter, inklusive Scheinwerfer und Rückleuchten prüfen.
Scheibenwischer und Scheibenwaschanlage: Wischerblätter und Füllstand des Waschwassers kontrollieren. Achten Sie auf ein geeignetes Mittel für die kalte Jahreszeit.
Warnwesten, Pannendreieck und Verbandskasten: Zustand und Vollständigkeit kontrollieren.