Audi mit Überraschungseffekt

Audi A6 Avant – wenn alle Räder nicht nur angetrieben, sondern auch gelenkt werden und das Navi unerwartet auf die Bremse steigt.

Nicht immer tun Fahrer-Assistenzsysteme, was man von ihnen erwartet. Eine besondere Überraschung halten neue Audi-Modelle bereit.

Im Prinzip keine schlechte Idee: die Verknüpfung des Abstands-Tempomaten ACC (Adaptive Cruise Control) mit dem Navigationssystem, um den Fahrer, so Audi, "beim vorausschauenden, Kraftstoff sparenden Fahren zu unterstützen". Doch diese Kombination kann zu gefährlichen Manövern führen, die das Auto selbstständig, plötzlich und für den Fahrer unerwartet ausführt.

Die Situation: ACC und Navigationssystem sind aktiviert, ein Ziel ist eingegeben. Wir wollen aber zuerst noch woanders hin, folgen also momentan nicht der Routenempfehlung.

Normalerweise kein Problem, das Navi errechnet umstandslos eine neue Route. Doch nicht in diesem Fall: Das System scheint nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen, dass wir auf der Autobahn weiterfahren – es vermutet uns bereits auf der Ausfahrt, während wir uns in Wahrheit gerade auf der Überholspur befinden. Bam! Plötzlich bremst das Auto selbstständig und völlig unerwartet.

Video: Überraschende Bremsung auf der Autobahn

Unnötig zu sagen, welche Gefahr die unerwartete, für Hinterherfahrende nicht vorhersehbare, weil unmotivierte Bremsung des Audi auf einer Autobahn bei Tempo 130 bedeuten kann. Zum Glück lässt sich das System per Gasgeben overrulen, man kann die Bremsung also durch einen herzhaften Fußtritt aufs Gaspedal abbrechen.

Audi erklärt das riskante Manöver so: Das Navigationssystem geht davon aus, dass Sie seinen Routenempfehlungen folgen, und der prädiktive Assistent weiß, dass die Autobahnabfahrt in eine Kreuzung oder einen Kreisverkehr mündet, und befiehlt deshalb dem ACC, eine starke Bremsung einzuleiten. Die GPS-Ortung ist offensichtlich nicht exakt genug, um zu erkennen, dass Sie sich mit dem Audi A6 gar nicht auf der Abfahrt, sondern noch auf der Autobahn befinden.

Einziger Rat, der Audi dazu einfällt: Sie können das System ja ausschalten. Ob das im Sinne des Erfinders ist…

Was der Audi A6 Avant sonst noch so kann

Wer bin ich?

Ganz nüchtern betrachtet: ein Kombi, fast fünf Meter lang, mit einem Basispreis im letzten Drittel der Fünfstelligkeit. Objektiv: ein technisches Gustostückerl, überzeugend und souverän in vielerlei Belangen (Fahrverhalten, Verarbeitung etc.). Subjektiv wirkt er in diesem Segment am aggressivsten von allen. Die Konkurrenz: Mercedes E-Klasse T-Modell, BMW 5er Touring.

Innere Werte 

Wer aus einer relativ analogen Cockpitwelt in den Audi A6 umsteigt, wird sich zunächst einmal wie in einem Raumschiff fühlen: Vor ihm bauen sich drei riesige Displays auf, eine mächtige Mittelkonsole scheint den Kommandostand vom restlichen Innenraum zu trennen. Aber: kaum Tasten und Knöpfe – ein Fehler? Nein. Die meisten Eingaben können nämlich über die sehr gute Sprachsteuerung erledigt werden (Radio, Klima, Navi, sogar die Sitzheizung). 

In Bewegung 

Souveränes Fahrverhalten, straffe Fahrwerksabstimmung, gute Geräuschdämmung, sehr gute Bremswerte. Bei niedrigen Geschwindigkeiten (Stop-and-go-Verkehr) agiert die Achtgang-Automatik träge. Die Fahrerassistenzsysteme agieren großteils auf hohem Niveau, greifen meist geschmeidig ein. Abgesehen von der unangenehmen Überraschung, die der neue prädiktive Effizienzassistent bereithält. Übrigens nicht nur im A6: Auch in den Modellen Audi A7 und Q8 konnten wir das Phänomen beobachten. 

Preis & Wert

Qualität und Hightech-Features haben ihren Preis. Es bedarf somit nicht nur des Sich-gönnen-Wollens, sondern auch eines Sich-leisten-Könnens.