Alex Wurz: Im Schleudergang

Selten hat ein kleines Auto derart Spaß gemacht wie der Toyota GR Yaris. Vor allem, wenn ein ehemaliger Formel-1-Pilot das Steuer übernimmt.

Meine erste Begegnung mit Alexander Wurz war vor 25 Jahren. Damals kletterte er zum ersten Mal in einen Formel-1-Boliden, um auf dem neuen A1-Ring in Spielberg Demo-Runden in einem Sauber-Ford zu drehen. Kurz zuvor hatte er als jüngster Fahrer aller Zeiten den 24-Stunden-Klassiker in Le Mans gewonnen.

Heute treffen wir uns wieder. Alex fuhr seither 69 Mal in der Formel 1 und feierte Erfolge bei Langstreckenrennen mit Peugeot und Toyota. Die Verbindung zu den Japanern ist geblieben, denn Wurz ist seit 2015 Berater und Botschafter im Le-Mans-Team der Motorsportabteilung von Toyota Gazoo Racing.

Schnelle Burschen

Überall zuhause

Der Drang, ein Auto – egal ob als Formel-, Touren- oder Rallye-Version – schnell und bis zum Limit zu bewegen, ist bis heute ge­blieben. "Mir macht Autofahren nach wie vor riesig viel Spaß", lächelt Alex. Auch die Ausbildung junger Nachwuchstalente liegt ihm am Herzen, allen voran die seines Sohnes Charlie.

"Heute ist es von enormer Bedeutung, dass angehende Rennfahrer nicht nur mit jeder Art von Fahrzeug umgehen können, sondern auch mit unterschiedlichen Bedingungen auf Schnee, Eis oder Schotter zurechtkommen", ist Wurz überzeugt.

Lenkrad-Akrobat im Video

Kraft-Zwerg

Auf den Schnee- und Eis-Pisten im ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum Saalfelden sowie am neuen Experience Center, dessen Streckenlayout Alexander Wurz mitentwickelt hat, hat man dafür die idealen Voraussetzungen geschaffen. Das passende Testauto steht auch schon da.

Der Toyota Yaris, der mit dem Namenskürzel "GR" vom klassischen Hybrid-Kleinwagen zum rotzfrechen Rallyeauto für den Alltag mutiert. Die Zutaten: 1,6-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 261 PS, permanenter Allradantrieb und eine super-exakte Sechsgang-Handschaltung.

Im Vergleich zum herkömmlichen Yaris fallen beim Rennzwerg die um 91 Millimeter reduzierte Fahrzeughöhe, die markant ausgestellten Rad­häuser samt großer 18-Zoll-Räder und der Verzicht auf die hinteren Türen auf.

Toyota GR Yaris

Gar nicht giftig, der Zwerg

Schon nach den ersten Runden auf den Eispisten kommt der nach wie vor extrem sportbegeisterte Wurz aus dem Grinsen nicht mehr raus: "Das Auto ist echt entwickelt, um Spaß zu haben. Die Driftwinkel sind enorm, trotz des kurzen Radstandes bleibt das Auto erstaunlich leicht beherrschbar."

Nicht nur das. Auch von der Standfestigkeit der Bremsanlage ist Alex angetan: "Ich bin jetzt einige scharfe Runden am Limit gefahren. Das Pedal wird immer noch nicht lang und die Wirkung der Bremsanlage lässt überhaupt nicht nach. Respekt!"

Die Kombination aus Leichtbau und Fahrdynamik ist grandios. Das macht richtig Spaß!

Alexander Wurz, Rennfahrer

Man muss es erlebt haben

Als Beifahrer des ehemaligen Formel-1-Piloten wird mir dann aber so richtig bewusst, was Alex meint. Er driftet, lenkt blitzschnell ein, bremst hart, dann zart – und das alles bei unfassbar hohem Tempo, selbst auf blankem Eis. Er zieht an der Handbremse, ruckartig, dann wieder langsam. Immer zum richtigen Zeitpunkt.

Und das Geile dabei: Trotz höchster Konzentration plaudert Alex munter drauflos und erklärt mit erstaunlicher Gelassenheit, was er wann und warum tut.

Auch die Performance des GR Yaris kommt nicht von ungefähr, denn gegen gut 5.000 Euro Aufpreis lässt sich der variable Allrad­antrieb in eine noch sportlichere Track-Version mit Torsen-Sperrdifferenzialen aufrüsten.

Das Resümee des Le Mans-Siegers bringt's auf den Punkt: "Die Dynamik des Autos ist fantastisch. Mit Standgas zum Supermarkt geht's aber genauso gut."

Toyota GR Yaris