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Tipps für die Selbstbedienungs-Lanzenwäsche

Für wen ist sie eine gute Alternative und braucht man alle Programme?

Die Lanzenwäsche stellt einen guten und günstigen Kompromiss dar zwischen einer automatisierten Waschstraße oder -box und der Wäsche von Hand. 

Florian Merker, ÖAMTC-Techniker:

"Speziell für Fahrzeuge jenseits der 'Standardmaße' oder auch für Cabrio- und Motorradfahrer ist sie eine gute - manchmal sogar die einzige Alternative. Ein Vorteil ist auch die Flexibilität - jedes Programm kann einzeln und individuell lang gewählt werden, das entsprechende Kleingeld (oder Jetons) vorausgesetzt." 

Viele Programme – braucht man sie alle?

Die Anzahl der Programme und Geräte (Lanzen und Bürsten) ist im Laufe der Jahre gestiegen - was braucht man wirklich und was sollte man vermeiden?

Programme Selbstbedienungs-Lanzenwäsche ÖAMTC © ÖAMTC

Große Programmvielfalt in einer Selbstbedienungs-Lanzenwäsche. Braucht man alle Programme?

Florian Merker bringt es auf den Punkt:
"Wichtig ist, den vorhandenen Schmutz nicht mit der Bürste in den Lack einzureiben. Daher macht es Sinn, den Schmutz vorher aufzuweichen und das Gröbste mit Wasser schonend zu entfernen. Ob das mit buntem Schaum geschieht oder einfach nur durch Wasser, ist weniger entscheidend." Nach dem Einsatz mit der Bürste mit Schaum sollte das Fahrzeug mit ausreichend Wasser abgespült werden.

Klarspülen, Glanzspülen oder beides?

Viele Anbieter empfehlen nach der Reinigung als weitere Reihenfolge: Klarspülen - Heißwachs - Glanzspülen. Zwei Mal spülen und dazwischen Wachs auftragen? Da stellt sich manchem die Frage der Sinnhaftigkeit, wie der ÖAMTC aus Mitgliederanfragen weiß. Der Techniker des Mobilitätsclubs vertritt die Meinung: "Das Glanzspülen ist der letzte Akt der Reinigung. Das gefilterte Wasser (Osmosewasser) bindet dabei letzte feine Schmutzpartikel. Erst danach sollte ggf. eine Nachbehandlung in Form von Wachs erfolgen." Nochmaliges Spülen nach dem Auftragen der sehr dünnen Heißwachsschicht ist eher kontraproduktiv.

Der Tipp des Experten lautet: "Nach der Bürstenwäsche mit Schaum statt dem Klarspülen gleich das Glanzspülprogramm nehmen und auf das Heißwachs verzichten." Richtig fleckenfrei wird der Lack allerdings nur durch abschließendes händisches "Abledern".

Heißwachs als schnelle Alternative zu einer Hartwachs-Politur?

Vom Heißwachs in Lanzenwäschen, wie auch Waschstraßen, rät der Experte des Mobilitätsclubs tendenziell ab: "Ist der Lack vorher nicht penibel rein - was bei einer schnellen Kurzwäsche eher unwahrscheinlich ist - werden Schmutzreste vom Wachs 'eingeschlossen' und bleiben länger haften. Außerdem werden alle Fensterscheiben 'mitgewachst' - es bilden sich feine Tropfen, die nicht abperlen und die Sicht bei Regen mitunter sogar verschleiern. Für die Lackkonservierung geeigneter ist Hartwachs, das man nach einer gründlichen Fahrzeugwäsche als Politur manuell aufträgt - das ist aufwändiger, hält dafür auch mehrere Monate.

Von Heißwachs bei Cabrios und Motorrädern rät der ÖAMTC-Techniker generell ab: "Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, mit dem Wachs Bereiche wie das Stoffdach oder die Technik bei einem Naked-Bike zu erwischen, wo sich der Schmutz dann besonders hartnäckig hält."

Tipps vom ÖAMTC-Techniker

  • Lanze auf Abstand halten:
    Für Lack und Scheiben ist der Hochdruck auf kurze Distanz weniger problematisch - Kunststoff- und Gummiteile (wie z. B. Reifen, Dichtungen) können aber durchaus Schäden davontragen. Die Lanze auch nicht direkt auf die Bremse richten.
  • Motorwäsche tabu:
    In der Regel weisen die Benutzungsbedingungen darauf hin: Motorwäschen sind aus Gründen des Umweltschutzes tabu. Außerdem können heikle Elektronikteile in Mitleidenschaft gezogen werden – Motorwäschen sind daher ein Fall für professionelle Fahrzeugaufbereiter.
  • Cabriodächer:
    Stoffverdecke vertragen Hochdruck und hohe Reibkräfte schlecht - daher Lanzen nur aus großer Entfernung nutzen und vorsichtig bürsten. Auf Heißwachs sollte man verzichten, für Cabriodächer gibt es im Fachhandel eigene Reinigungs- und Imprägniermittel, die besser geeignet sind. Generell gilt für Reinigungsmittel auf Stoffverdecken: So selten wie möglich, so oft wie nötig. Oft reicht ein trockenes Abbürsten mit einer weichen Bürste oder ein sanftes Abspülen mit reinem Wasser. Vogelkot und Harze von Bäumen sollten allerdings so schnell wie möglich mit einem feuchten Schwamm entfernt werden.
  • Motorräder:
    Bei Motorrädern liegt viel heikle Technik offen, die keinen Hochdruck verträgt. Mit der großen für Pkw gemachten Standard-Bürste läuft man Gefahr, mehr zu beschädigen als zu reinigen, viele Bereiche sind zudem schlecht zugänglich. Der Fachhandel hat hierfür eigene Motorradreiniger, die für alle verwendeten Materialien verträglich sind. Einfach zu Beginn händisch aufsprühen, einwirken lassen (evtl. mit geeigneteren kleineren Bürsten nacharbeiten) und mit "Klarspülen" oder "Glanzspülen" vorsichtig und mit viel Abstand wegspülen. Vorsicht: Sind Motor und Auspuff richtig heiß (z. B. nach einer Ausfahrt), würde der Motorradreiniger sofort verdunsten. Daher nach Möglichkeit gleich nach dem Kaltstart zur Reinigung oder an Ort und Stelle eine Pause einlegen, bis das Bike abgekühlt ist. Alternativ kann man auch eine Vorwäsche durchführen, um die Temperatur zu senken und den gröbsten Schmutz zu entfernen.