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Schnittig

Als der Notarzthubschrauber Christophorus 11 in Kärnten zum 1.000 Mal im Jahr 2021 abhebt, weiß noch keiner der Crew, dass es ein spezieller Einsatz werden wird.

Der 9. September ist ein warmer Spätsommertag. In St. Georgen, in der Nähe von Lavamünd, startet Ewald Darmann seinen Rider-Aufsitzmäher, um das hohe Gras auf seinem 4.200-Quadratmeter-Grundstück zu mähen. Nach einem Schlaganfall ist die rechte Körperhälfte des 71-jährigen Kärntners seit 2015 beeinträchtigt, dennoch ist er aktiv und umtriebig wie eh und je. Auf einem mittelsteilen Wiesenstück passiert ihm dann ein folgenschwerer Fahrfehler. Der Aufsitzmäher kippt, Ewald Darmann wird heruntergeschleudert und verletzt sich schwer.

Seine Frau Monika beobachtet den Unfall vom Haus aus. „Der Rider fiel nicht auf meinen Mann, sondern blieb auf zwei Rädern stehen. Ich habe dann sofort unseren Sohn Gerd angerufen und er hat die Rettungskette in Bewegung gesetzt“, schildert Monika Darmann. Sie läuft zu ihm raus, will ihm aufhelfen und erinnert sich: "Plötzlich machte er einen tiefen Atemzug und fiel rückwärts, dann hat er sich nicht mehr bewegt."

Der zuerst am Unfallort eintreffende First Responder des Roten Kreuzes erkennt den Ernst der Lage und fordert den Notarzthubschrauber nach. In der Zwischenzeit treffen Rettung, Polizei und Feuerwehr mit acht Männern ein. Kurz darauf landet auch Christophorus 11 in unmittelbarer Unfallnähe auf einem Hügel. Die Crew, bestehend aus Flugrettungsärztin Dr.in Helene Lercher, Pilot Michael Umschaden und Flugretter Josef Ehgartner, gelangt bis auf circa 50 Meter zum Unfallopfer. Mit Hilfe der Feuerwehr wird Ewald Darmann nach der Erstversorgung zum Notarzthubschrauber hinaufgetragen.

Helene Lercher, Notärztin, C11:

"Damit der Patient wieder Luft bekam, mussten wir direkt am Notfallort eine Brustkorbdrainage durchführen."

Christophorus 11 ÖAMTC

Christophorus 11

 Einsatz Nr. 1.000: Not-OP nach Absturz bei Mäharbeiten.

Christophorus 11 ÖAMTC

Christophorus 11

Helene Lercher, Notärztin, C11

„Es hat zuerst so ausgesehen, dass der Patient für den Flug bereit ist. Die Atmung war nur leicht erschwert, der Kreislauf stabil“, erzählt Dr.in Helene Lercher und schildert weiter: „Nach Verladung in den Hubschrauber haben sich Oxygenierung und Kreislaufsituation jedoch rapide verschlechtert. Klinisch haben sich typische Anzeichen eines Pneumothorax gezeigt, welchen wir mittels Ultraschalls bestätigen konnten. Einen Flug hätte der Patient so nicht überstanden“, schildert die Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin im UKH Klagenfurt.

Der rechte Lungenflügel fällt zusammen. Der schwer verletzte Patient wird umgehend wieder ausgeladen und Intensivmedizinerin Lercher leitet eine Notoperation vor Ort ein. Unter Analgosedierung wird eine Thoraxdrainage durchgeführt. Flugretter Josef Ehgartner unterstützt Dr.in Lercher dabei hinsichtlich der Lagerung und Analgosedierung, was den Ablauf erheblich erleichtert. Das Christophorus­Team leistet präzise Arbeit.

Nachdem der Pneumothorax entlastet ist, verbessert sich die Kreislaufsituation deutlich und das Unfallopfer kann wieder in den Notarzthubschrauber geladen werden. „Nach der lebensrettenden Maßnahme konnte der Patient in stabilem Zustand ins UKH Klagenfurt geflogen werden“, erzählt Pilot und C11­Stützpunktleiter Michael Umschaden und sagt: „Ich habe den Patienten im Unfallkrankenhaus Klagenfurt vorangemeldet, die Verletzungen geschildert und die voraussichtliche Ankunftszeit bekannt gegeben.“ Mit diesen Informationen ist das nötige Ärzteteam im Krankenhaus bereit für den schwer verletzten Ewald Darmann.

Christophorus 11 - 1000. Einsatz ÖAMTC C11: 1.000. Einsatz
Das Ehepaar Darmann ist bald 45 Jahre verheiratet, hat zwei Kinder und zwei Enkelkinder. Unmittelbar neben dem Hubschrauber wurde der lebensrettende Eingriff vorgenommen.

Im UKH Klagenfurt liegt er über eine Woche im Tiefschlaf. "Er war primär spontanatmend, aber nach zwei Tagen hat seine Vorerkrankung dazu geführt, dass er intubiert werden musste, was in weiterer Folge aufgrund eines prolongierten Weaningprozesses mit einer dementsprechenden Aufenthaltsdauer verbunden war", berichtet Helene Lercher. Sie ist seit 2015 am Alpin 1 und seit 2018 auch am Christophorus 11 im Einsatz.

An seinem 71. Geburtstag, am 30. September, exakt drei Wochen nach dem Unfall, wird Ewald Darmann aus dem Unfallkrankenhaus Klagenfurt entlassen. "Niemand hätte gedacht, dass er sich wieder so gut erholt, aber es geht ihm heute besser als vor dem Mähunfall", freut sich seine Frau Monika.

Autorin:Antonia Lang