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In letzter Sekunde

Vor den Augen seiner Freunde wurde ein junger Tiroler von einer Lawine verschüttet.

Ich habe halt versucht, den Kopf irgendwie oben zu behalten“, so beschreibt Matthias Feiersinger jene Sekunden, die seine letzten hätten sein können. Der junge Mann aus Hopfgarten im Brixental wurde Mitte Jänner 2017 von einer Lawine verschüttet - und überlebte völlig unverletzt.

Rettung in letzter Sekunde

Von Harald Angerer / Tiroler Tageszeitung.

Unterwegs.

Er war mit seinen vier Freunden im Skigebiet Skiwelt Hopfgarten unterhalb des Gipfels der Hohen Salve abseits der Piste unterwegs. Natürlich hatten die jungen Männer die Absperrungen gesehen und sie wussten auch von der Lawinengefahr. Doch zu sehr lockte ein möglicher Sprung am unteren Ende des Hanges. „Der Hang war schon total abgefahren, wir hätten nie gedacht, dass hier noch eine Lawine abgehen könnte“, sagt einer der fünf Freunde. Sie fuhren deshalb etwas unterhalb des Hanges ein, ein Fehler, wie sich gleich herausstellen würde. Denn alle fünf wurden von der Lawine mitgerissen, die oberhalb von ihnen abbrach, jedoch nur Feiersinger wurde verschüttet. Etwas mehr als 30 Minuten war der junge Mann von den Schneemassen gefangen. Ganz leise und schnell sei die Lawine gekommen. „So richtig bewusst wird einem das nicht, was da gerade passiert. Man handelt einfach“, schildert Feiersinger.

Geborgen.

Von den beklemmenden Minuten unter den Schneemassen bekam der junge Mann nicht viel mit. „Es waren wohl so zwei bis drei Minuten, dann bin ich eingeschlafen“, beschreibt Feiersinger die ersten Momente in der Lawine. Er hatte nicht einmal Zeit, zu realisieren, was passiert war. Erst als er nach gut 30 Minuten geborgen wurde und mit dem Christophorus 4 in Richtung Krankenhaus unterwegs war, beginnt seine Erinnerung wieder. „Ich kann mich erst wieder daran erinnern, als ich schon aus dem Schnee ausgegraben war“, schildert er nur vier Tage nach seinem Unfall.

Helfer.

„Es war für uns vermutlich schlimmer als für ihn“, erzählen seine Freunde Christian Anrain, Peter Fankhauser, Peter Schernthanner und Hannes Misslinger. Sie hatten Glück, wurden nur teilweiseverschüttet und konnten sich selbst oder gegenseitig befreien. „Es kamen uns auch gleich ein paar Freerider zu Hilfe, die waren gut ausgerüstet“, erinnert sich Fankhauser und erzählt weiter: „Wir dachten zuerst, Matthias ist der Lawine davongefahren. Erst als wir ihn am Telefon nicht erreicht haben, wurde uns die Situation richtig bewusst.“ Dann waren auch schon bald die Bergretter der Ortsstellen Hopfgarten und Westendorf vor Ort. Auch drei Hubschrauber waren im Einsatz.

Überlebt.

Es war Rettung in letzter Sekunde, wie auch C4-Notarzt Clemens Dengg bestätigt. „Als das Gesicht im Schnee zum Vorschein kam, war er schon schwarz wie die Hosen der Bergretter. Er hätte sicher nur mehr wenige Minuten zu überleben gehabt“, schildert Dengg. Doch Feiersinger kam rasch wieder zu sich und war völlig unverletzt. „Es war Riesenglück, dass wir zuerst den Kopf gefunden haben. Als ich ihm den Schnee vom Gesicht gewischt habe, haben sich seine Lippen bewegt. Wenn ich daran denke, bekomme ich noch heute Gänsehaut“, schildert der Leiter der Hundestaffel im Bezirk Kitzbühel, Stefan Fuchs. Gefunden hatte den Burschen die Lawinenhündin Asta mit ihrem Hundeführer Sebastian Antretter. „Eine Lebendbergung ist immer etwas Besonderes“, sagt Antretter, und für Asta gab es natürlich eine Belohnung. „Der Hund weiß spätestens daheim, dass er was Großes geleistet hat. Er hat von mir einen großen Kalbsknochen bekommen“, erzählt Antretter.

Wiedersehen.

C4 Treffen TT / Harald Angerer © TT / Harald Angerer
Treffen
Matthias Feiersinger (vorne Mitte) traf gemeinsam mit seinen vier Freunden seine Retter.

Eine Belohnung, bzw. einen großen Dank gab es dann auch für die Retter selbst, für die Mannschaft des C4 und die Männer der Bergrettung Hopfgarten und Westendorf. Nur vier Tage nach dem Unglück stattete Feiersinger mit seinen Freunden dem Team des Christophorus 4 und den Bergrettern einen Besuch ab. Die fünf Hopfgartener bedankten sich bei ihren Rettern mit Geschenken. „Wir danken euch für den großartigen Einsatz“, sagen die fünf.

Glück.

Gelernt hätten die fünf Skifahrer aus dem Vorfall einiges. „Auch wenn ich wenig mitbekommen habe, ist mir sehr wohl bewusst, dass wir uns unvernünftiger Weise in Gefahr begeben haben und ich viel Glück hatte“, schildert Feiersinger. Ans Skifahren denken die Fünf derzeit nicht. Jedoch nicht aus Angst, „aber wir haben alle keine Ski mehr. Matthias hat zwar noch einen Ski, aber alle anderen sind noch im Lawinenkegel“, sagt einer der Freunde. Die Skiausrüstung werden sie im Frühjahr suchen gehen und dabei noch einmal an das große Glück denken, das sie an diesem einen Samstag im Jänner hatten.