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ÖAMTC: Minus 26 Prozent – deutlicher Rückgang bei Verkehrstoten im ersten Halbjahr 2020

Aktuell 146 Verkehrstote, Corona-Shutdown ein wesentlicher Einflussfaktor

Wien - Die Corona-bedingten Einschränkungen ab Mitte März haben über Wochen zu einem massiven Rückgang der Mobilität beigetragen – in Kombination mit dem teilweise schlechteren Wetter ab Mitte Mai spiegelt sich das auch in der Bilanz der Verkehrstoten wider: Zwischen 01.01. und 29.06. starben 146 Menschen im österreichischen Straßenverkehr. Das sind um 26 Prozent weniger als im ersten Halbjahr des Vorjahres (197 Getötete) (Quelle: BMI; vorläufige Zahlen). "Das ist die bisher beste Bilanz seit Aufzeichnungsbeginn. Allerdings stieg das Verkehrsaufkommen seit den ersten Lockerungen bereits wieder an. Und die zweite Jahreshälfte ist in der Regel unfallreicher", rät ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé, die weitere Einschätzung des Jahres mit Vorsicht zu sehen. Die Krise hat aber auch neue Möglichkeiten gezeigt. "Home Office, eine Entflechtung der Arbeitszeiten sowie eine zunehmende Digitalisierung könnten in Zukunft einen wichtigen Beitrag leisten, um Mobilität effizienter und sicherer zu gestalten", so Nosé.

Der Bundesländervergleich weist bei sieben Bundesländern einen Rückgang bei der Anzahl der Verkehrstoten auf – in der Steiermark von 41 auf 21 (minus 49 Prozent) und in Tirol von 17 auf 9 (minus 47 Prozent) am deutlichsten. Ebenfalls rückläufige Zahlen sind im Burgenland sowie in Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg zu verzeichnen. In Vorarlberg (von 9 auf 11) und in Wien von (6 auf 7) hat sich die Zahl der Getöteten im Vergleich zum Vorjahr erhöht.

Ausblick 2020 – mehr Unfälle im Sommer, bei Schönwetter, an Wochenenden

Der ÖAMTC-Experte warnt allerdings vor zu viel Euphorie im Hinblick auf die Gesamtjahresbilanz. "Nach dem Corona-Lockdown gab es durch den ausgebliebenen Transitverkehr sowie die deutlich eingeschränkte Inlandsmobilität wochenlang keine Staus, auch Fuß- und Radwege verzeichneten in den ersten Wochen weniger Aufkommen. Als Dauerzustand wäre das jedoch undenkbar – zu sehr hängen Wirtschaft und öffentliches Leben sowie die Freiheit eines jeden von der Mobilität ab", gibt der ÖAMTC-Verkehrstechniker zu bedenken.

Auch sind in der zweiten Jahreshälfte in der Regel 55 Prozent aller Verkehrstoten eines Jahres zu beklagen. "Besonders im Sommer, bei Schönwetter und an Wochenenden steigt das Risiko für schwere Unfälle – dies hat das vergangene Wochenende leider wieder gezeigt. Einerseits sind mehr Leute unterwegs, andererseits neigen viele Lenker bei guten Bedingungen zu Selbstüberschätzung und unüberlegten Fahraktionen", so Nosé abschließend.

Verkehrstote der vergangenen 15 Jahre (jeweils 01.01. bis 30.06.)
Jahr Verkehrstote
2006 277
2007 324
2008 312
2009 287
2010 247
2011 246
2012 233
2013 191
2014 238
2015 215
2016 190
2017 171
2018 199
2019 197
2020* 146

Quelle: Statistik Austria; BMI; Bearbeitung: ÖAMTC Unfallforschung *Stand: 29.06.2020

Verkehrstote je Bundesland im Vergleich der vergangenen drei Jahre (jeweils 01.01. bis 30.06.)
Bundesland 2020* 2019 2018
Burgenland 7 11 6
Kärnten 8 10 19
Niederösterreich 39 41 53
Oberösterreich 28 45 42
Salzburg 16 17 15
Steiermark 21 41 32
Tirol 9 17 12
Vorarlberg 11 9 9
Wien 7 6 11

Quelle: Statistik Austria; BMI; Bearbeitung: ÖAMTC Unfallforschung *Stand: 29.06.2020