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ÖAMTC: Licht und Schatten im aktuellen Test von Ganzjahresreifen

16 Modelle im Test – viermal Testergebnis "gut", viermal "nicht genügend"  

Ganzjahresreifen gewinnen zunehmend an Bedeutung – nicht nur wegen wachsender Marktanteile, sondern auch als ernstzunehmende Alternative zu klassischen Sommer- und Winterreifen. Gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen hat der ÖAMTC 16 aktuelle Modelle der Dimension 225/45 R17 getestet – mit ambivalenten Ergebnissen. "Im Vorjahr haben wir erstmals die Note "gut" an einen Ganzjahresreifen vergeben können, dieses Jahr gleich viermal. Allerdings hat sich im Vergleich zu vergangenem Jahr auch die Anzahl der mit "nicht genügend" bewerteten Reifen von zwei auf vier verdoppelt", erklärt ÖAMTC-Reifenexperte Steffan Kerbl.

Das Gesamturteil "gut" erhielten die Modelle Goodyear Vector 4 Seasons Gen-3, Continental AllSeasonContact 2, Pirelli Cinturato All Season SF3 und der Bridgestone Turanza All Season 6. Auf der anderen Seite schlossen der CST Medallion All Season ACP1, der APlus AS909, der Arivo Carlorful A/S sowie der Petlas Multi Action PT565 den Test mit der Bewertung "nicht genügend" ab.

Deutliche Unterschiede bei Trockenheit und Nässe, negativer Ausreißer auf Schnee

Besonders große Unterschiede zeigten sich im Bereich der Fahrsicherheit, wie etwa beim Bremsweg auf trockener Fahrbahn bei Tempo 100. Der Pirelli Cinturato All Season SF 3 erzielte hier mit 38 Meter das beste Ergebnis, während der Barum Quartaris 5 rund 7,5 Meter mehr benötigte. "Das klingt nicht unbedingt nach viel, aber um das ein bisschen besser in Perspektive zu rücken: Während der Pirelli bereits steht, zeigt der Tacho beim Barum noch 40km/h an", veranschaulicht Kerbl die Dimension des Unterschieds. Ähnlich gravierend sind die Differenzen auch auf nasser Fahrbahn. "Bei Tempo 80 auf nasser Fahrbahn kommt der Continental AllSeasonContact 2 nach 31,3 Meter zum Halten, der Arivo Carlorful A/S braucht rund 11,5 Meter mehr – das ist schon ein enormer Unterschied. Der potenzielle Schaden aufgrund des längeren Bremswegs könnte enorm sein", hält der ÖAMTC-Techniker fest.

Auf schneebedeckter Fahrbahn fielen laut Kerbl die Abstände beim Bremsweg – mit einer Ausnahme – nicht ganz so deutlich auf: "Der Nexen N’Blue 4Season und der Barum Quartaris 5 erreichten mit jeweils neun Metern das beste Ergebnis, 13 weitere Modelle lagen maximal 80 Zentimeter dahinter. Einziger negativer Ausreißer war der Petlas Multi Action PT565, der 12,5 Meter benötigte."

Acht Modelle empfehlen sich, von acht Modellen muss abgeraten werden

Ein überraschendes Bild zeigte sich bei den Tests der prognostizierten Laufleistung: "Es ist nicht unüblich, dass die schlechter bewerteten Reifen in dieser Kategorie grundsätzlich ein besseres Bild abgeben. Positiv überrascht hat uns jedoch, dass fast alle Reifen mit guten Eigenschaften bei Schnee und Nässe eine prognostizierte Laufleistung von 50.000 km erreichen und damit weiter fahren als die Reifen mit den schlechteren Eigenschaften. Das verwundert vielleicht etwas, lässt sich aber aus technischer Sicht recht einfach erklären. Die Performance auf trockener, nasser und winterlicher Fahrbahn steht weitgehend im Konflikt zur Laufleistung des Reifens. Während die guten Reifen das gut lösen und sowohl bei der Fahrsicherheit als auch bei der Laufleistung punkten, lösen die mit 'nicht genügend' bewerteten Reifen diesen Konflikt nicht. Die hohe Laufleistung geht bei diesen Modellen zulasten der Fahrsicherheit. Deswegen kann von diesen Reifen auch nur abgeraten werden", erklärt Steffan Kerbl.

Die mit "befriedigend" bewerteten Reifen – darunter Michelin Crossclimate 2, Dunlop All Season 2, BFGoodrich Advantage All-Season und der Viking FourTech Plus – zeigen keine gravierenden Schwächen und können je nach Reifenprofil eine sinnvolle Alternative zu den Top-Modellen sein. Im Gegensatz dazu weisen die mit "genügend" bewerteten Modelle – Vredestrein Quatrac Pro+, Barum Quartaris 5, Nexen N'Blue 4Season 2 und der Superia Ecoblue2 4S – bei mindestens einem der Hauptkriterien deutliche Mängel auf und sind daher ebenso wenig empfehlenswert wie die "nicht genügenden" Modelle.

"Der aktuelle Test zeigt ambivalente Entwicklungen. Einige Ganzjahresreifen verbessern sich deutlich und können für Wenigfahrer:innen eine echte Alternative darstellen. Gleichzeitig wächst aber die Qualitätsspanne innerhalb der Produktgruppe", fasst Steffan Kerbl abschließend zusammen.

Alle Details und die weiteren Reifentests des Mobilitätsclubs findet man unter www.oeamtc.at/tests