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ÖAMTC Fahrtechnik: Motorrad- und Rollerfahrer sollten bei Hitze spezielle Schutzbekleidung tragen

Gilt auch auf kurzen sowie bekannten Strecken und bei geringen Geschwindigkeiten

Immer mehr Verkehrsteilnehmer:innen nutzen im Sommer den Roller oder das Motorrad als Fortbewegungsmittel – auch in urbanen Gebieten. Dabei fällt auf, dass viele davon bei heißen Temperaturen keine adäquate Schutzbekleidung tragen. "In kurzen Hosen und Sandalen zu fahren erscheint vielleicht bequem, ist aber äußerst riskant. Ein kleiner Ausrutscher bei geringer Geschwindigkeit in Verbindung mit unzureichender Schutzbekleidung genügt, um schwere Verletzungen zu verursachen", warnt Georg Scheiblauer, Motorrad-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik. Eine Erhebung des ÖAMTC im Großraum Wien aus dem Sommer 2017 ergab, dass von 548 beobachteten Motorradfahrer:innen lediglich 36 Prozent eine Motorradjacke und nur 15 Prozent eine Motorradhose trugen. Von 798 Rollerfahrer:innen waren damals lediglich drei Prozent mit einer Motorradjacke unterwegs, eine Motorradhose trug niemand. Jede:r fünfte Motorradfahrer:in war sogar mit kurzer Hose und kurzärmligem Oberteil unterwegs – bei den Rollerfahrer:innen sogar jeder Zweite. "Unserer Beobachtung nach dürfte sich daran in der Zwischenzeit leider nicht viel geändert haben, speziell in der Stadt", bemängelt Scheiblauer.

Bekleidung für Zweiradfahrer:innen – Funktionalität und Schutz sind kein Widerspruch

Es muss bei größter Hitze nicht zwangsläufig eine Lederkombi sein - luftige Motorradbekleidung wird mittlerweile in großer Auswahl angeboten. Und auch spezielle Funktionswäsche für den Sommer, die man darunter trägt, hilft, vor Überhitzung zu schützen – was vor allem bei längeren Touren wichtig ist. "Die Bekleidung sollte jedenfalls entsprechend luftdurchlässig sein, aus reiß- und abriebfestem Material bestehen und über Protektoren verfügen. Diese schützen exponierte Körperstellen wie Schultern, Ellenbogen und Knie, sollte es zu einem Sturz kommen", so Scheiblauer. Zusätzliche Schutzprotektoren für den Rücken sind ebenfalls sinnvoll. "Zur Biker-Schutzausrüstung gehören natürlich auch das geeignete Schuhwerk sowie Motorradhandschuhe. Schuhe sollten mindestens knöchelhoch sein. Optimal sind Stiefel – und das alles gibt es auch in 'Hochsommer-Varianten'", empfiehlt der Experte.

Auch den Kopfschutz muss man gut wählen. Ein Integral- oder Vollvisierhelm mit fester Kinnpartie bietet optimalen Schutz. Aber auch Modulhelme mit abnehmbarem Kinnteil sind aufgrund ihrer großen Wandlungsfähigkeit eine Alternative. "Der Helm sollte jedenfalls über ein kratzfestes Visier und ein gutes Belüftungssystem verfügen und der EC-Norm 22 entsprechen. Außerdem sollte er sich perfekt an die Kopfform anpassen und darf weder zu groß noch zu klein sein. Der Kinnriemen muss immer geschlossen sein und darf nicht zu locker sitzen", erklärt der Motorrad-Profi. Das Fahren mit offenem Helmvisier kann ebenfalls gefährlich werden, z. B. wenn ein Insekt im Gesicht oder gar im Auge aufschlägt.

Rechtliche Konsequenzen bei unzureichender Schutzausrüstung auf dem Motorrad

Gesetzlich ist es nicht direkt verboten, Fahrzeuge auf zwei Rädern mit Sandalen oder kurzen Hosen zu lenken – im Gegensatz zum Fahren ohne Helm. "Allerdings kann es – abgesehen davon, dass man sich einem hohen Verletzungsrisiko aussetzt – auch zivilrechtliche Auswirkungen haben, wenn man ohne richtige Schutzbekleidung mit Motorrad oder Roller verunfallt. Ungenügende Bekleidung während der Fahrt kann zum Beispiel Einfluss auf etwaige Schadenersatzansprüche haben und das Schmerzengeld mindern", erklärt der Experte der ÖAMTC Fahrtechnik.

Mehr Infos zu den Trainings in den ÖAMTC Fahrtechnik Zentren gibt es unter www.oeamtc.at/fahrtechnik.