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ÖAMTC-Diskussionsforum Diversität "Wir und ihr" zum Umgang mit Vielfalt und Ausgrenzung

Keynote-Speaker Doron Rabinovici: "Ich gibt es nur im Plural, Diversität ist die Grundlage unserer Zeit"

Wien - Die Reduktion von Menschen auf ihre sichtbaren Identitäten führt zu Kategorisierungen. Die vereinfachende Einteilung in ein "Ihr" und "Wir", ohne differenzierende Wahrnehmung der Einzigartigkeit der/des Einzelnen, birgt die Gefahr der Ausgrenzung und Abwertung. Der Umgang mit Vielfalt und die Grenzen von Toleranz in einer pluralistischen Gesellschaft und wie Organisationen damit umgehen (sollten), standen im Fokus des ÖAMTC-Diskussionsforums Diversität "Wir und ihr", das am 24. November in virtueller Form durchgeführt wurde.

ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung des einigenden "Wir" bei gleichzeitiger Vielfalt für den Mobilitätsclub: "Auch bei uns gibt es viele Wirs – wir Pannenfahrer:innen, wir Piloten, wir Stützpunktmitarbeiter:innen, wir in Wien, wir in den Bundesländern etc. Was uns eint ist, dass für uns als größte Nothilfeorganisation in Österreich unsere Mitglieder im Fokus stehen."

Keynote-Speaker Doron Rabinovici sieht Hetze gegen Andersartige als große Versuchung in einer durch Pluralität gekennzeichneten Welt

Für Schriftsteller und Historiker Doron Rabinovici gehören das Recht auf Differenz des Einzelnen und die Diversität unserer Zivilisation zusammen. "Diversität ist die Grundlage unserer Zeit, denn in einer Welt, die durch ihre Pluralität gekennzeichnet ist, wird die Unterdrückung des Anderen zum Angriff auf das Gesamte. Zugleich gehört die Hetze gegen die Andersartigen gerade in einer solchen Konstellation zur großen Versuchung, denn irgendein Außenseiter lässt sich hier besser finden als irgendwo sonst. Es ist der Kontext, der entscheidet, wer vor wem geschützt werden muss. Wie die Grenzlinie hier zu ziehen ist, muss in jedem Fall neu diskutiert werden und kann, je pluralistischer die Gesellschaft wird, durchaus diffizil werden. Erst ein Verständnis, dass jedes einzelne Subjekt mehrstimmig ist, kann die Vielfalt der Gesellschaft erfassen, denn der moderne Mensch in der Pluralität des globalen Zeitalters hat ein Anrecht auf das Universale und das Partikulare zugleich."

Nasila Berangy-Dadgar, Leiterin ÖAMTC-Diversitätsmanagement, moderierte die anschließende Diskussion, in der die Teilnehmer:innen das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten. Einen pragmatischen, lösungsorientierten Zugang zeigte Sarah Galehr, Leitung Diversitätsmanagement beim Arbeitsmarktservice (AMS): "Wenn ich an Diversität und Weiterentwicklung denke, kreisen meine Fragen nicht um ein Ihr und Wir, sondern um die Frage, was braucht es noch? Es geht nicht darum, ob ich etwas möchte oder nicht möchte, sondern darum, Lösungen zu finden, Ideen zu entwickeln, und vor dem Hintergrund eines antidiskriminatorischen Ansatzes mit dem, was gegeben und geschenkt ist, weiterzugehen." Zugehörigkeit und Herkunft per se seien dabei für das AMS kein Kriterium, sehr wohl aber Kompetenzen, Berufserfahrung, Ausbildung, Arbeitsmarktnähe, Fluchterfahrung sowie Staatsbürgerschaft und Sprachkenntnisse. "Darum muss ich mich dann als Organisation kümmern", so Galehr.

Zur Rolle und Verantwortung der Medien befragt hob Anna Maria Wallner, Leiterin Debattenressort und Podcast-Produzentin bei "Die Presse", die Wichtigkeit von Transparenz und Objektivität als oberstes Ziel hervor. "Medien sind im Bestfall Vermittler zwischen den Welten, also zwischen Politik und Expertinnen und Experten auf der einen und Leserinnen und Lesern auf der anderen Seite. Und sie neigen dazu, bei ihren Kunden ein 'Wir'-Gefühl evozieren zu wollen. Das ist per se nicht schlecht. Problematisch ist das bei neuen (Online)Medien, die vorrangig Fake News oder gefälschte Wahrheiten verbreiten und so tun, als seien ihre Informationen aus seriösen Quellen und ebenso überprüft wie in klassischen Medien."

Diversität beim ÖAMTC

Der ÖAMTC legt größten Wert auf Gleichwertigkeit und Gleichbehandlung von Mitarbeitenden, Bewerber:innen und Mitgliedern. Mit regelmäßigen Aktivitäten im Bereich Diversität lebt Österreichs größter Mobilitätsclub gesellschaftliche Verantwortung.