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ÖAMTC: 2017 wohl mit neuem Tiefstand bei Verkehrstoten

Weitere Maßnahmen zur Reduktion der Unfallzahlen notwendig – Meilensteine der Verkehrs- und Fahrzeugsicherheit zeigen Handlungsmöglichkeiten auf

Wien (OTS) - Im Jahr 2017 verunglückten bisher laut vorläufigen Zahlen des BMI auf Österreichs Straßen 410 Personen tödlich (Stand: 28.12.2017) – das ist ein neuer historischer Tiefstand. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang von fünf Prozent. 182 Getötete kamen im Pkw ums Leben, 83 Getötete waren Motorradfahrende, 70 Fußgänger, 31 Radfahrer, 22 Lkw-Insassen sowie weitere 22 Personen verunglückten mit sonstigen Verkehrsmitteln (Moped, Traktor, etc.). "Ein starker Rückgang der Getötetenzahl zeigt sich bei Radfahrenden – und zwar um 35 Prozent", erklärt ÖAMTC-Verkehrsexperte David Nosé. Überraschend ist das Ergebnis bei der Analyse der Gesamtunfallzahlen nach Altersklassen. Rückgänge gibt es hier nur in den "Risiko"-Gruppen – minus sechs Prozent bei den 15 bis 24-Jährigen sowie minus 26 Prozent bei den Senioren (ab 65 Jahren).

Grundsätzlich konnte die Zahl der Getöteten im Straßenverkehr in den letzten Jahrzehnten deutlich gesenkt werden – von einem historischen, negativen Spitzenwert von 2.948 Getöteten im Jahr 1972 auf vorläufig 410 im Jahr 2017 – das ist ein Minus von 86 Prozent. "Ein Wermutstropfen ist, dass in diesem Zeitraum die Zahl der Unfälle und der Verletzten nicht im gleichen Maß gesunken ist", bedauert der ÖAMTC-Experte. 38.466 Unfälle im Jahr 2016 sind ein Minus von 27 Prozent, 48.393 Verletzte ein Minus von 33 Prozent seit 1972. "Die zukünftige Verkehrssicherheitsarbeit darf daher nicht nur auf die Reduzierung der Zahl der Verkehrstoten abzielen, sondern muss sich darauf konzentrieren, vor allem die Zahl an Schwerverletzten, im speziellen der Schwerstverletzten, deutlich zu senken", fordert der ÖAMTC-Verkehrsexperte.

Zwtl. Langfristige Reduktion der Zahl an Getöteten durch Bündel an Maßnahmen und Entwicklungen – technisch, medizinisch und im Bereich Verkehrssicherheitsarbeit

Handlungsmöglichkeiten zeigt die Analyse der langjährigen Verkehrssicherheitsarbeit auf. "Die drastische Reduzierung der Zahl an Verkehrstoten in den vergangenen Jahrzehnten gelang vor allem durch die stetige Verbesserung der passiven Sicherheit von Pkw und durch die moderne Notfallmedizin. Darüber hinaus haben auch Verkehrssicherheitsmaßnahmen einen wesentlichen Beitrag geleistet", fasst der ÖAMTC-Techniker zusammen.

Ein großes Potenzial, zukünftig Unfälle zu vermeiden und Gefahrensituationen zu kompensieren, die vor allem durch Unachtsamkeit oder Fehlverhalten entstehen, bieten elektronische Fahrerassistenzsysteme wie Fahrdynamikregelung, Notbremssystem, Abstandsregelung, Spurhalteassistent, Müdigkeitswarner und vieles mehr. "Um die Zahl der Getöteten und der Schwerverletzten weiter zu reduzieren, muss der Fokus verstärkt auf ungeschützte Verkehrsteilnehmer gelegt werden, z. B. durch die kontinuierliche Verbesserung und die vermehrte serienmäßige Implementierung von automatischen Notbremssystemen mit Fußgänger- und Radfahrererkennung", fordert der ÖAMTC-Verkehrstechniker.

Meilensteine der Fahrzeugsicherheit

Fahrzeugseitig wurde in den vergangenen 50 Jahren viel verbessert, z. B. Scheibenbremsen, Knautschzone, Drei-Punkt-Gurt, Airbags, ABS, ESP und restriktivere Vorgaben bei Crashtests. "Der Club hat hier vor 30 Jahren mit der Durchführung erster Crashtests einen wesentlichen Beitrag geleistet, dass seitens der Fahrzeughersteller mehr in die Fahrzeugsicherheit investiert wurde und wird", betont Nosé. Die passive Sicherheit der Fahrzeuge hat sich dadurch enorm verbessert. So wurden z. B. Gurtsysteme durch Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer deutlich verbessert, Knautschzonen und Fahrzeugvorbau optimiert und dadurch die Gefahr, dass Motor und Getriebe in den Fahrgastraum eindringen, reduziert.

Meilensteine in der Verkehrssicherheitsarbeit

Neben der ständigen Verbesserung der Fahrzeugsicherheit haben auch gezielte Verkehrssicherheitsmaßnahmen zu einer Reduktion der Unfallzahlen beigetragen. Hier ein Überblick über "Meilensteine der Verkehrssicherheit":

1973 – Tempo 100 km/h auf Bundesstraßen 1974 – Tempo 130 km/h auf Autobahnen 1983 – Beginn Notarzthubschraubereinsatz 1984 – Gurtanlegepflicht (mit Strafandrohung) 1985 – Helmpflicht für Motorradfahrende 1988 – Beginn Alkomateinsatz 1990 – Beginn Lasereinsatz zur Geschwindigkeitsmessung 1990 – Pkw-Führerschein auf Probe 1994 – Kindersitzpflicht 1998 – Blutalkoholgrenzwert 0,5 Promille 2002 – Einführung der Mehrphasenausbildung 2004 – Einführung des Vormerksystems 2008 – strengere Sanktionen bei Alkohol und Geschwindigkeit 2012 – Start der digitalen Unfallaufnahme