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Bauen oder nicht bauen? Wissenschaft zur Frage des Lobautunnels uneinig

Diskussion zum S1-Lückenschluss geht weiter

Der Lobautunnel ist nicht nur eines der größten Bauprojekte in Ostösterreich, sondern mit Sicherheit auch das meistdiskutierte in der Region. Die unterschiedlichen Blickwinkel aus Wirtschaft und Politik sind bekannt, der ÖAMTC hat die Frage „Wie soll es mit dem Lobautunnel weitergehen?“ jetzt auch der Wissenschaft gestellt.

Univ. Prof. Dr. Günter Emberger (Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik) und Univ. Prof. Dr. Georg Hauger (Forschungsbereich Verkehrssystemplanung), beide von der TU Wien, haben sich im Rahmen von wissenschaftlichen Gutachten und Studien intensiv mit dem Bauprojekt beschäftigt und sich beim ÖAMTC zum Meinungsaustausch getroffen. Fazit dieser spannenden und in dieser Form bisher einzigartigen Diskussion: Auch die Wissenschaft ist sich nicht einig. Während sich Prof. Emberger klar gegen den Bau des Tunnels ausspricht, sieht Prof. Hauger den Baustopp des Projektes durch das BMK aus mehreren Gründen kritisch. Die Experten diskutieren – durchaus kontrovers – über Klimaziele, die Verlagerung des Güterverkehrs, demokratiepolitische Aspekte – und „magisches Denken“. Den Diskurs findet man hier: https://www.oeamtc.at/lobautunnel.

Anlässlich der facettenreichen Diskussion betont der ÖAMTC einmal mehr die weitreichenden Auswirkungen des Baustopps: Der fehlende S1-Lückenschluss verhindert die Entlastung der A23 (Südost Tangente). Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung, rechnet vor: „Die Betroffenen verbringen insgesamt 4.900 Jahre im Stau, es entstehen über 500 Millionen Euro an Staukosten. Aber auch der CO2-Ausstoß wird durch den Stau jährlich um 75.000 Tonnen höher sein als bei Fertigstellung der S1.“ Laut Mobilitätsclub sei das immerhin das Eineinhalbfache der Treibhausgas-Emissionen des Inlandflugverkehrs. Besonders betroffen ist die Bevölkerung nördlich der Donau: Diese Region wächst rapide und der Durchzugsverkehr macht den Anrainer:innen zu schaffen.

Beim ÖAMTC hofft man, der wissenschaftliche Austausch der Verkehrsexperten möge dazu beitragen, die emotionale öffentliche Debatte wieder auf die Faktenebene zurückzuholen. Denn: „Es wird nicht das letzte Mal sein, dass über den Lobautunnel diskutiert wird“, so Wiesinger abschließend.