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Donnerstag, 02.Juni 2022

ÖAMTC-Umfrage zur Akzeptanz selbstfahrender Autos

Befragte sehen Nutzen für Menschen mit Behinderungen, Berufsverkehr und Ältere.

Automobile der Zukunft werden, unabhängig von der Antriebsart, zunehmend automatisiert unterwegs sein – zuerst einzelne Aufgaben und Fahrsituationen übernehmen und in weiterer Folge selbständig fahren können.

ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger

"Einerseits steigt das Verkehrsaufkommen und damit die Komplexität, andererseits darf die Sicherheit keinesfalls darunter leiden. Dabei können uns automatisierte Systeme entlasten. Zudem wissen wir aus ÖAMTC-Tests, dass gut funktionierende Assistenzsysteme zu einer Reduzierung der Unfallzahlen beitragen oder zumindest die Unfallschwere deutlich mildern können. Knackpunkt ist – neben der technischen Machbarkeit und rechtlichen Fragen – vor allem auch die Akzeptanz der Menschen."

Umfrage

Der Mobilitätsclub hat im April 2022 eine Umfrage unter 860 Mitgliedern durchführen lassen, um ein Stimmungsbild einzufangen. Einen Nutzen in selbstfahrenden Autos sehen die Befragten vor allem für Menschen mit Behinderungen (26 Prozent), für den Berufsverkehr und Vielfahrende (21 Prozent), für ältere Menschen (15 Prozent) sowie für jene, die andere Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer durch Alkohol am Steuer oder Raserei gefährden (15 Prozent). Knapp zwei Drittel sehen einen großen Vorteil in der Unfallvermeidung. Die Mehrheit der Teilnehmenden sagt, das Auto soll bestmöglich unterstützen, die Hauptverantwortung solle jedoch bei den Fahrerinnen und Fahrer bleiben.

Größter Vorteil aus Sicht der Befragten: Unfallvermeidung

Als Hauptvorteil automatisierten Fahrens sehen 63 Prozent der Befragten die Unterstützung zur Vermeidung von Verkehrsunfällen. Weiters wäre es ein Gewinn, auf langen, monotonen Strecken nicht selbst fahren zu müssen (46 Prozent). 40 Prozent sehen als Vorteil, Menschen das Autofahren zu ermöglichen, die das nicht selbst tun können. 38 Prozent der Befragten freuen sich darauf, nicht mehr selbst einparken zu müssen. 37 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehen als Vorteil, nicht mehr ständig auf Tempolimits achten zu müssen. Für immerhin 14 Prozent wäre ein Vorteil selbstfahrender Autos, unterwegs schlafen zu können.

"Eine gewisse Ernüchterung ist bei der Frage 'Stressige Situationen nicht mehr alleine bewältigen zu müssen' festzustellen: Haben das 2016 in einer vergleichbaren Umfrage des Clubs noch 40 Prozent als Vorteil automatisierten Fahrens angeführt, waren es heuer nur noch 29 Prozent. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Technik mittlerweile etwas weniger vertraut wird", sagt die Verkehrspsychologin des Mobilitätsclubs.

Wie weit sollen selbstfahrende Autos Aufgaben übernehmen dürfen?

Auf die Frage, wie weit automatisiertes Fahren gehen darf bzw. soll, fallen die Antworten im Vergleich zu 2016 bemerkenswert aus: Immerhin 28 Prozent der Befragten sind der Meinung, das Auto sollte alle Fahraufgaben vollständig übernehmen (2016: 17 Prozent). 57 Prozent der Teilnehmenden sagen, das Auto soll bestmöglich unterstützen, die Hauptverantwortung solle aber bei den Fahrerinnen und Fahrer bleiben (2016: 63 Prozent). Nur mehr 13 Prozent der Befragten meinen, das Auto solle nur grundlegende Sicherheitsmechanismen bieten (2016: 19 Prozent).

Vorbehalte bezüglich zukünftigen Kaufs eines selbstfahrenden Autos

Eine Frage an die ÖAMTC-Mitglieder war, welche hauptsächlichen Bedenken sie aus heutiger Sicht bei der Anschaffung eines selbstfahrenden Autos (Anmerkung: derzeit nicht erhältlich) hätten. Vorbehalt Nr. 1 der Befragten ist die Befürchtung von Fehlentscheidungen der automatisierten Fahrzeuge – dieser ging deutlich von 76 Prozent (2016) auf 67 Prozent (2022) zurück. Die Sorge vor Elektronikfehlern oder -schäden ging von 72 Prozent (2016) auf 65 Prozent (2022) zurück. Beachtliche 56 Prozent der Befragten befürchten Hackerangriffe bzw. die Fremdübernahme des Fahrzeugs (2016 nicht abgefragt).

Vernetzung fördert die Sicherheit, aber die Datenhoheit muss beim Kunden liegen

Ein wichtiger Punkt ist in dem Zusammenhang die Datensicherheit. Die Systeme werden intelligenter und vernetzter. Im Sinne der Verkehrssicherheit ist das zu begrüßen – allerdings darf das Auto dadurch keinesfalls zur Datenkrake werden. Für den Mobilitätsclubist klar, dass über die Verwendung von im Kfz erzeugten und eventuell gespeicherten Daten einzig der Fahrzeughalter entscheiden darf. Neben den Fragen zur Datenhoheit ist auch der Schutz vor Hackern und Datendiebstahl ein Thema, das für den Mobilitätsclub im Fokus steht.