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Donnerstag, 30.Oktober 2025

71 Prozent der Fußgänger:innen bei Dunkelheit kaum sichtbar

Dunkle Kleidung erhöht Unfallrisiko drastisch.

Mit Beginn der dunklen Jahreszeit steigt die Gefahr für ungeschützte Verkehrsteilnehmer:innen auf Österreichs Straßen deutlich. Eine aktuelle Erhebung des Mobilitätsclubs zeigt: 71 Prozent der Fußgänger:innen sind dunkel gekleidet und dadurch im Straßenverkehr nur schwer sichtbar. Besonders alarmierend: In den Wintermonaten ereignet sich jeder zweite Unfall bei Dunkelheit oder Dämmerung.

"Viele unterschätzen, wie unsichtbar sie im Dunkeln tatsächlich sind", warnt ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé. “Wer auf helle oder reflektierende Kleidung verzichtet, wird von anderen Verkehrsteilnehmer:innen oft viel später wahrgenommen – das erhöht die Unfallgefahr drastisch.”

Österreichweite ÖAMTC-Erhebung brachte teils bedenkliche Ergebnisse

Zwischen 1. und 20. Oktober 2025 führte der ÖAMTC eine umfassende Beobachtung in allen österreichischen Bundesländern durch. Insgesamt wurden dabei 10.432 Verkehrsteilnehmer:innen bei Dämmerung und Dunkelheit an Kreuzungen und Bahnhofsvorplätzen erfasst. Das Ergebnis: Der Großteil der Fußgänger:innen (71 Prozent) war dunkel gekleidet, nur neun Prozent trugen Reflektoren. Bei Radfahrenden zeigte sich ein ähnliches Bild: 62 Prozent waren dunkel angezogen und 25 Prozent sogar ohne Licht unterwegs, obwohl die Straßenverkehrsordnung bei Dunkelheit und schlechter Sicht eine funktionierende Beleuchtung vorschreibt. Immerhin 15 Prozent der Radfahrenden nutzten reflektierende Materialien.

Auch bei den E-Scooter-Fahrer:innen kam man zu einem ähnlichen Ergebnis: 27 Prozent waren ohne eingeschaltetes Licht unterwegs und rund 60 Prozent trugen dunkle Kleidung. Immerhin positiv fiel auf, dass jede:r fünfte E-Scooter-Nutzer:in reflektierende Materialien oder eine Warnweste verwendete.

Bei Pkw wurde teilweise ebenso eine mangelhafte Beleuchtung festgestellt: 1,4 Prozent der beobachteten Fahrzeuge waren ohne Abblendlicht unterwegs, bei weiteren 3,3 Prozent war zumindest ein Frontscheinwerfer oder Rücklicht defekt.

Jugendliche und junge Erwachsene besonders gefährdet

Seit 2018 ereignete sich österreichweit mehr als ein Viertel aller Fußgängerunfälle zwischen November und Jänner. Der Anteil der tödlichen Unfälle lag in diesen drei Monaten sogar bei 36 Prozent. Besonders auffällig ist, dass Jugendliche und junge Erwachsene (15 bis 30 Jahre) mit einer Beteiligung von 65 Prozent deutlich häufiger bei Dunkelheit verunglücken als Kinder oder Senior:innen (je 37 Prozent). (Quelle: Statistik Austria)

"Gerade junge Menschen sind oft zu Fuß, mit dem Rad oder E-Scooter unterwegs – und dabei häufig dunkel gekleidet. Diese Kombination aus gesteigerter Mobilität und geringer Sichtbarkeit ist besonders gefährlich", weiß der ÖAMTC-Experte.

Dennoch zählen auch Senior:innen zur Risikogruppe – wenn auch aus anderen Gründen. Zwar sind sie insgesamt nur an 25 Prozent aller Fußgängerunfälle beteiligt, machen jedoch 58 Prozent aller tödlich verunglückten Fußgänger:innen aus.
"Das ist ein klares Indiz für die höhere Verletzlichkeit älterer Menschen", erklärt Nosé. “Für sie ist Sichtbarkeit und Rücksichtnahme im Straßenverkehr besonders entscheidend.”

Gute Sichtbarkeit kann Leben retten – es gilt “Sehen und gesehen werden”

Laut Untersuchungen reduziert sich das Unfallrisiko durch helle oder reflektierende Kleidung um bis zu 50 Prozent. Eine Person mit Reflektoren ist aus rund 130 Metern Entfernung erkennbar – ein dunkel gekleidete dagegen erst aus etwa 25 Metern.

"Zwischen 25 und 130 Metern liegen Welten – und im Ernstfall bedeuten sie wertvolle Sekunden, die über Leben oder Tod entscheiden können", mahnt Nosé. Um sicher durch die dunkle Jahreszeit zu kommen, empfiehlt der ÖAMTC-Experte, auf helle Kleidung und retroreflektierende Materialien zu achten. Reflektoren sollten auf Höhe des Abblendlicht-Streuwinkels getragen werden – bei Kindern am besten über den gesamten Körper verteilt. Außerdem wichtig: regelmäßige Kontrolle der Beleuchtung an Fahrrädern und E-Scootern, das Queren von Straßen nur an gut beleuchteten Stellen sowie der bewusste Blickkontakt mit Kfz-Lenker:innen an Schutzwegen.

"Es braucht ein Bündel an Maßnahmen, um die Unfallzahlen in der dunklen Jahreszeit zu senken: Ausreichende Straßenbeleuchtung, angepasstes Tempo und gut sichtbare Kleidung sind dabei entscheidende Faktoren", appelliert Nosé abschließend.

Kostenloser Licht-Check an den ÖAMTC-Stützpunkten

An den Stützpunkten des Mobilitätsclubs können Mitglieder übrigens einen gratis Licht-Check durchführen lassen: Die Licht-Anlage wird dabei auf Funktion, Zustand und Einstellung überprüft.