Ford Fiesta 2002

Crashvideo

fiesta2002.mpg (158 kB)

 

 


Bewertung:

 

Legende:

Front- und Seiten-Crash-Wertung (Bestnote 5 Sterne)


gut ausreichend mittel schwach schlecht

Pfahltest bestanden Pfahltest mit Einschränkung bestanden Pfahltest nicht bestanden


Detailergebnisse:


Zusammenfassung:

Der Ford Fiesta, Modelljahr 2002, ist gegenüber seinen Vorläufermodellen eine vollkommene Neukonstruktion und ist wie seine stärksten Mitbewerber in dieser Klasse mit umfassender Sicherheitstechnik ausgestattet. Ford bietet im Fiesta ein IPS (Intelligent Protection System) genanntes Sicherheitsausstattungspaket serienmäßig an, das in dieser Klasse noch nicht als selbstverständlich gilt. Die Fahrgastzelle erweist sich in Front- und Seitencrash als sehr stabil. Gurtstraffer, Gurtkraftbegrenzer und zweistufige Airbags arbeiten gut zusammen und verhindern höhere Brustbelastungswerte. Im Bereich der Lenksäule besteht ein erhöhtes Verletzungsrisiko für die Knie des Fahrers.

Frontaufprall:

Die formstabile Fahrgastzelle des Ford Fiesta wurde durch den Aufprall an der A-Säule, im Bereich der Windschutzscheibe und am Schweller leicht geknickt. Der Überlebensraum bleibt im höchst belasteten Bereich rund um den Fahrer sehr gut erhalten. Die Türen lassen sich nach dem Frontalaufprall noch einfach von Hand öffnen, auch an der Fahrertür werden dazu nur leicht erhöhte Kräfte benötigt. Allerdings kann die Fahrertür nur von innen entriegelt werden, da der Mechanismus vom äußeren Türgriff während des Aufpralls abgelöst wurde. Um die Tür zum Bergen der Insassen weit genug zu öffnen, sind dann nur noch geringe Kräfte nötig. Die Gurtstraffer von Fahrer und Beifahrer zünden ca. 21 und 18 ms nach Aufprall und die Videoauswertung zeigte deutlich, dass sie gleichmäßig arbeiten. Da sie ausreichend vor Beginn der Airbagentfaltung gezündet werden, können sich die Airbags vor Beginn der Insassenvorverlagerung optimal, ohne vorzeitige Kontakte mit Kopf und Brust, entfalten. Das weitere Zusammenspiel zwischen Gurtstrammern, Gurtkraftbegrenzern und den zweistufigen Frontairbags hat beim Fahrer und Beifahrer gut funktioniert, so dass höhere Brustbelastungswerte verhindert werden konnten. Die Teleskoplenksäule wurde in der Phase der maximalen Insassenvorverlagerung über den komprimierten Airbag definiert nach vorn geschoben und so ein direkter Kontakt zwischen Lenkrad und Fahrer zuverlässig verhindert .

Der Knieaufprallbereich rechts und links neben der Lenksäule wurde weitläufig und aufgeräumt gestaltet und es befinden sich keine verletzungsrelevanten Bauteile in diesem Bereich. Doch auch an diesem Fahrzeug konnte keine befriedigende Lösung gefunden werden, die unterhalb der Lenksäule und innerhalb der Lenksäulenverkleidung befindlichen Bauteile ausreichend zu entschärfen, so dass hier ein erhöhtes Verletzungsrisiko für die Knie nicht ausgeschlossen werden kann. Die nur geringfügig eindringenden Pedale stellen ebenso wie die moderate Fußraumdeformation kein erhöhtes Risiko für die unteren Beinpartien des Fahrers dar. Allerdings unterscheidet sich die Wirkung dieser Sicherheitspedalarie nicht wesentlich von normalen Pedalanordnungen, denn es ist keine wirkliche Entkoppelung, die ein Verletzungsrisiko noch weiter minimieren würde, erkennbar. In den Sitzblechen der Vordersitze, die sich unter den Sitzpolstern befinden sind Anti-Dive-Rampen eingearbeitet. Diese reduzieren die Beckenrotation des Insassen und sollen das Verletzungsrisiko durch den Gurt in einem Frontcrash minimieren, so dass der Gurt nicht in den Abdominalbereich rutschen kann und dort Weichteile verletzt. In dem Versuch kamen diese Anti- Dive-Rampen zum Einsatz, was deutlich an der Verformung der Sitzbleche erkennbar war. Allerdings stellen die scharfkantigen Bolzen, die sich genau in dem Verformungsbereich befinden, ein völlig unnötiges Verletzungsrisiko des Beckens dar.

Seitenaufprall:

Der Schweller des Ford Fiesta wird im Bereich der Fahrertür von der Barriere deutlich überfahren und das Zentrum der von oben nach unten gleichmäßig zunehmenden Intrusion befindet sich im Bereich des Fahrers. Der Schweller knickt an der B-Säuleneinbindung scharfkantig ein und reist unterhalb dieser auf, so das die Steifigkeit der Seitenstruktur in diesem Bereich sprungartig geschwächt wird. Doch durch die Doppel-W-Profile in den Türen verläuft die Intrusion dennoch über den gesamten Seitenbereich relativ gleichmäßig. Der serienmäßige Seitenairbag öffnete sich nach ca.12 ms und konnte sich zeitig genug zwischen dem Fahrer und der eindringenden Seitenwand positionieren. Dadurch blieben die Rippenbelastungen unterhalb der biomechanischen Grenzwerte. Die mit energieabsorbierendem Material hinterlegte Türinnenverkleidung ist im Bereich des Beckens als große ebene Fläche ohne herausstehende Ecken und Kanten, die unnötige Verletzungen verursachen könnten, konzipiert. Die durch die eindringende Tür erzeugte Beckenbelastung ist dadurch zwar niedrig genug, im Bauchbereich kam es aber trotzdem zu einer ganz geringfügig erhöhten Belastung und damit einem Verlust von 0,05 Punkten.

Der Kopf des Insassen bewegte sich während der Crashphase weit aus dem Seitenfenster, welches kurz vorher durch das Eindringen der Barriere zerstört wurde. Der Kopf des Fahrers ist so einem großen Verletzungsrisiko ausgesetzt, da er mit Fahrzeugteilen des kollidierenden Fahrzeuges - zum Beispiel der Motorhaube - in Berührung kommen kann. Im zusätzlichen Pfahl-Seitenaufprall, dem "Pole Test" , konnte der optional angebotene Kopfairbag ("Windowbag" oder "Curtain") einmal mehr zeigen, daß sich dieses Risiko mit einem derartigen Airbagsystem ganz erheblich vermindern läßt. Die Bergung der Insassen ist entsprechend der Gesamtdeformation der linken Fahrzeugseite nur durch die rechten Fahrzeugtüren möglich, denn die linken Türen ließen sich nach diesem Crash ebenso wie in den allermeisten Fällen nicht öffnen.

Kinderrückhaltesysteme:

Die von Ford empfohlene Babyschale (Römer Baby Safe) für den 1½ -jährigen Dummy wurde rückwärts gerichtet hinter dem Beifahrer eingebaut und zeigte im Frontalaufpralltest kein besonders gutes Verhalten, da die Belastungswerte insgesamt überdurchschnittlich hoch waren und auch die Vorverlagerung nicht hinter der vorgesehenen Grenze gehalten werden konnte. Für den 3-jährigen Dummy, der in einem universellen Kindersitz (Britax Renaissance) hinter dem Fahrer positioniert war, gilt die gleich Aussage. Auch im Hinblick auf die zukünftige Euro NCAP Bewertung sind bei der Kennzeichnung am Britax Renaissance Kindersitz noch Verbesserungen erforderlich. Leider werden auch die vorhandenen Isofix Verankerungen auf der Rücksitzbank nur auf Wunsch in der Werkstatt freigelegt. Die Deaktivierung des Beifahrerairbags - mit Schlüsselschalter - wird ebenfalls nur optional angeboten. Die Babyschale für den 1 ½ -jährige Dummy zeigte im Seitenaufprall hinsichtlich der gemessenen Belastungen gute Ergebnisse und konnte auch verhindern, dass sich der Kopf aus der Schale bewegt und somit einem höheren Verletzungsrisiko ausgesetzt ist. Der universelle Kindersitz (Britax Renaissance) war jedoch nicht in der Lage, den Kopf des 3 -jährigen Dummys ausreichend vor dem Risiko direkter Aufprallkontakte mit Fahrzeugteilen zu schützen.


Frontaufprall - Kopf
Fahrerairbag Berührung gleichmässig
Beifahrerairbag Berührung gleichmässig
Verschiebung des Lenkrads
nach hinten - 30 mm
nach oben - 7 mm
Frontaufprall - Brust
Kontakt mit Lenkrad nein
Verschiebung der A-Säule 15 mm rückwärts
Festigkeit der Fahrgastzelle stabil
Frontaufprall - Oberschenkel, Knie und Becken
Harte Strukturen vorhanden ja
Besondere Belastungen des Knies ja
Frontaufprall - Unterschenkel
Versetzung des Bremspedals nach oben 7 mm
Frontaufprall - Füße und Knöchel
Versetzung des Bremspedals nach hinten 49 mm
Fußraum vermindert nein
Frontaufprall - Kinderrückhaltesysteme
Airbagdeaktivierung/Warnschild

 -

Einbau
18 Monate (hinter Beifahrer) universal
3 Jahre (hinter Fahrer) universal
Vorwärtsbewegung des Kopfes
18 Monate nicht geschützt
3 Jahre nicht geschützt
Schutz des Nackens 18 Monate ausreichend
Schutz der Brust
18 Monate ausreichend
3 Jahre ausreichend
Seitenaufprall - Airbags
Kopfairbag optional (vorhangartig)
Airbag für Brust ja
Seitenaufprall - Kinderrückhaltesysteme
Einbau
18 Monate (Aufprallseite) universal
3 Jahre (nicht Aufprallseite) universal
Kopfbewegung
18 Monate geschützt
3 Jahre nicht geschützt
Kopfbeschleunigung
18 Monate niedrig
3 Jahre niedrig

Getestetes Modell:

Ford Fiesta, linksgelenkt
3-türig, Modelljahr 2002

Der Fiesta ist seit Oktober 2001 am Markt. Er verfügt serienmäßig über Fahrer-, Beifahrerairbag und Seitenairbags vorne. Zusätzlich ist ein vorhangartiger Kopfairbag für die Passagiere vorne und hinten optional erhältlich. Weiters ist das Auto mit Gurtstraffern, Gurtkraftbegrenzern für die vorderen Sitze ausgestattet. 


erstellt von: Christoph Iro
freigegeben von: Ing. Franz Peleska
Copyright © ÖAMTC
letzte Änderung: 23-10-2002