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Gefahr für die Fahrzeuginsassen durch einen Wildunfall? Der ÖAMTC hat einen Versuch durchgeführt um dieser Frage nachzukommen und um Tipps und Hilfestellung für den Verbraucher zu geben.
Der Versuch mit einem Wilddummy stellt den Zusammenprall mit einem Damhirsch nach. Aber trotz der erhöhten Körpermasse und der größeren Schulterhöhe des Hirsches ist die Verletzungsgefahr für den Pkw Insassen gering. Während der Zusammenstoß mit dem Tier für den PKW-Insassen eher harmlos ist, geht das weitaus größere Risiko von einer falschen Reaktion des Fahrers aus. Schreckreaktionen und riskante Ausweichmanöver gefährden dadurch nicht nur den Lenker selbst, sondern auch zusätzlich andere Verkehrsteilnehmer im Gegen- oder rückwärtigen Verkehr und sollten daher auf alle Fälle vermieden werden. Besser ist es, das Lenkrad nicht zu verreißen und so stark wie möglich zu bremsen. Durch erhöhte Aufmerksamkeit und Bremsbereitschaft, kann insbesondere in Waldgebieten, ein Zusammenstoß sogar vermieden werden. Speziell im Frühjahr und Herbst sollte man dort in der Dämmerung die Fahrgeschwindigkeit reduzieren. Darüber hinaus können technische Lösungen, wie z. B. optische und akustische Wildwarner oder Wildzäune entlang des Straßenverlaufes das Unfallrisiko reduzieren.
In Österreich ereigneten sich laut Statistik Austria im Jahr 2007 etwa 182 Wildunfälle mit Personenschaden. Dabei wurden ca. 216 Personen verletzt. Im heurigen Jahr ist bereits ein Motorradfahrer bei einer Kollision mit einem Wild getötet worden. Die meisten Wildunfälle ereignen sich im Frühjahr und Herbst während der Dämmerungsphase.
Unfälle mit Hirschen können in extremen Situationen schwerwiegend sein, besonders große und sehr schwere Tiere wie ausgewachsene Rothirsche können in vereinzelten Fällen über die Motorhaube in die Windschutzscheibe geschleudert werden.
Der Test wurde mit einer Attrappe eines Damhirsches durchgeführt, das Gewicht dieses Hirsches liegt in der Natur bei 45-75kg und die Größe bei einer Schulterhöhe von 70-100cm das Versuchsobjekt hatte dabei eine Schulterhöhe von 92cm und ein Gewicht von 55kg. Die Testgeschwindigkeit wurde auf 40km/h festgelegt um der Geschwindigkeitsreduktion beim Bremsvorgang Rechnung zu tragen. Im Folgenden ist der zeitliche Ablauf des Tests beschrieben.
Im zeitlichen Ablauf des Aufpralles kann man erkennen, dass der Körper des Hirsches zu Beginn eine große Deformation im Bereich der Motorhaube verursacht. Im weiteren Verlauf neigt sich der Hirsch über die Motorhaube des Testfahrzeugs. Durch den Anprall an der Haubenkante wird der Hirsch auf nahezu dieselbe Geschwindigkeit wie das Fahrzeug beschleunigt. Dabei wirken Kräfte von über einer Tonne Gewicht auf das Fahrzeug ein. Die geringe Differenzgeschwindigkeit zwischen Hirsch und Pkw sorgt für einen leichten Gleitvorgang des Tieres zur Windschutzscheibe hin. 160ms nach dem Erstkontakt berührt der Hirsch mit seinem Geweih die Windschutzscheibe des Pkw.
Zu diesem Zeitpunkt haben beide Kontrahenten die gleiche Geschwindigkeit. Das Fahrzeug hat den Bremsvorgang bereits eingeleitet und wird langsamer, der Hirsch behält seine Geschwindigkeit bei und wird nach vorne über die Motorhaube abgeworfen.
Dieser kinematische Vorgang zeigt, dass eine Gefahr für den Insassen, im Falle eines Wildunfalles nur dann besteht, wenn gewisse Randbedingungen erfüllt sind:
Da das Fahrzeug abgebremst wird, rutscht der Hirsch von der Motorhaube und bleibt vor dem Fahrzeug liegen.