Ladegeschwindigkeit, Verbrauchseffizienz und die Verfügbarkeit von Ladestationen, all diese Punkte sind für Autofahrer, die sich ein Elektrofahrzeug zulegen möchten, entscheidend für den Kauf. Inwiefern diese von angegebenen Werten der Hersteller abweichen, das hat der ÖAMTC bereits zum sechsten Mal gemeinsam mit dem norwegischen Partnerclub NAV in Norwegen beim sogenannten El Prix getestet. Der weltgrößte Reichweitentest von Elektrofahrzeugen findet zweimal im Jahr statt, einmal im Sommer und einmal im Winter. Und ob die neuesten E-Autos halten können, was die Hersteller in puncto Ladezeit und Reichweite versprechen, das verrät mir jetzt Florian Merker, Experte für Elektromobilität, Test und Technik. Hallo Florian, vielen Dank fürs Kommen. Hallo Jenny! Warum wird denn auch im Sommer in Norwegen getestet? Und ist das überhaupt repräsentativ? Weil bei uns in Österreich sind ja die Sommer doch heißer, oder wie waren denn die Wetterbedingungen vor Ort? Die Wetterbedingungen am Testtag waren relativ durchwachsen, die Temperaturen lagen zwischen 12 und 18 Grad Celsius und der Test wurde durch von regelmäßigen Regenschauern begleitet. Ja, die Testwerte sind repräsentativ, denn die WLTP Messungen werden bei 23 Grad Celsius durchgeführt, was man wieder mit den Werten in Norwegen relativ gut vergleichen kann. Ein weiterer Grund, wieso der Test in Norwegen stattfindet, ist, dass Norwegen ein Vorreiter beim Thema Elektromobilität ist und der Markt hier einfach viel größer ist als in Österreich. Zum Beispiel gibt es hier Modelle wie den Hongqi EHS7, der Voyah Courage oder der Zeekr 7X, den es in Österreich noch gar nicht auf dem Markt gibt. Jetzt hast du schon ein paar Elektrofahrzeuge angesprochen, wie viele wurden denn getestet und wie haben diese in punkto Reichweite abgeschnitten? Insgesamt wurden 27 Elektrofahrzeuge getestet. 15 von diesen also mehr als die Hälfte haben die WLTP Reichweite erreicht oder sogar übertroffen. Man kann sagen, dass die Differenz vom WLTP Wert zu der erreichten Reichweite im Durchschnitt bei einem Prozent über der vom Hersteller angegebenen Reichweite lag. Das außergewöhnlichste Fahrzeug bei diesem Test war der Lucid Air. Der hatte eine Abweichung von 13,7% zur WLTP Reichweite. Aber was positiv ist, dass das Fahrzeug mit 829 Kilometern die höchst jemals gemessene Reichweite bei einem El Prix erreicht hat. Das ist schon beachtlich. Was war denn jetzt eigentlich deine Aufgabe vor Ort kannst du uns ein bisschen vom Testprozedere erzählen? Meine Aufgabe, ich durfte wieder als Testfahrer teilnehmen. Mein Testfahrzeug war der Voyah Courage. Und ich war ganz normal, wie auch die letzten Male beim Test dabei. Angefangen wurde in einer Garage in Oslo. Da ist jedes Fahrzeug mit einer Minute Versatz losgeschickt worden und dann wurde einer vorgefertigten Route entlanggefahren. Diese Route beinhaltet einen guten Mix aus Stadt, Landstraße und Autobahn. Jeder Fahrer oder jedes Fahrzeug fuhr so lange auf der Strecke, bis es zu einem Leistungsverlust gekommen ist, wodurch man dann die Geschwindigkeit nicht mehr halten konnte. Mein Fahrzeug hat mich beim Reichweitentest positiv überrascht, denn ich bin sogar weitergekommen als die WLTP Reichweite angegeben hat. Leider gab es danach einen technischen Defekt, weshalb ich das Fahrzeug nicht mehr laden konnte und dadurch nicht beim Ladetest mitmachen konnte. Jetzt sind wir schon bei der Ladezeit, konnten denn die Elektrofahrzeuge die vom Hersteller angegebene Ladezeit einhalten? Insgesamt 13 der 27 Fahrzeuge konnten den gewünschten Ladestand von 80% unter 30 Minuten erreichen. Nur ein Elektrofahrzeug hat die vom Hersteller angegebene Ladezeit deutlich überschritten. Und das Negative beim Test war, dass leider zwei Fahrzeuge nicht am Ladetest teilnehmen konnten. Eines wegen einem technischen Defekt und das zweite hat leider Probleme beim Laden gehabt. Danke Florian für diese Informationen und für das Gespräch! Ebenfalls vielen Dank! Die Testergebnisse im Detail zum Nachlesen finden Sie auf unserer Website.