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Rauf aufs Rad!

Hat das Fahrrad das Potenzial, Städte vom Stau zu entlasten?

Fahrrad.png Volker Weihbold
Fahrrad.png © Volker Weihbold

Erneut hat sich der ÖAMTC Oberösterreich mit dem „Stauraum Linz“ auseinandergesetzt. Nach der Forderung eines Verkehrsmanagements und der Betrachtung des öffentlichen Verkehrs, lag nun der Rad- und Fußverkehr im Zentrum des Interesses. „Als Mobilitätsclub ist es unsere Aufgabe, den Menschen in seinem Bedürfnis nach Mobilität zu unterstützen und Alternativen zu seinem gewohnten Verhalten und Wegen aufzuzeigen. Dazu zählt natürlich auch der Rad- und Fußverkehr“, erläutert der Präsident des ÖAMTC Oberösterreich, Karl Pramendorfer.

Infrastrukturmaßnahmen wirken erst in einigen Jahren

Zwar befinden sich derzeit zahlreiche wichtige Infrastrukturmaßnahmen in Bau bzw. in der Planung, verkehrsentlastend wirken diese jedoch erst in einigen Jahren: „Wir freuen uns, dass der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, zumindest auf Landesebene, in den Fokus gerückt ist. Erfreulich auch, dass nun wichtige Projekte im Individualverkehr realisiert werden. Das sind jedoch allesamt Zukunftsprojekte. Wir setzen uns mit der Gegenwart auseinander“, so Pramendorfer.

Umsteigen in den öffentlichen Verkehr oftmals nicht möglich

Die derzeitige Situation für Pendler ist alles andere als angenehm. Mit der Diskussion über mögliche Fahrverbote oder Einfahrtsbeschränkungen in die Stadt Linz spitzt sich die Lage zu: „Wir haben kürzlich dargestellt, dass es vielen Pendlern gar nicht möglich ist, auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen. Es fehlt an Parkmöglichkeiten außerhalb der Stadt. Die noch freien Kapazitäten der Park-and-Ride-Anlagen würden außerdem keine Verbesserung der momentanen Stausituation bewirken“, resümiert der Präsident.

Jede zweite Autofahrt kürzer als fünf Kilometer

Als Konsequenz aus dieser Tatsache widmete sich der Club intensiv dem Rad- bzw. Fußverkehr. „Es ist bekannt, dass jede zweite Autofahrt kürzer als fünf Kilometer ist. Dafür wäre das Fahrrad das perfekte Verkehrsmittel.“, erklärt ÖAMTC Landesdirektor Josef Thurnhofer.

Radverkehr hat großes Potenzial

Lediglich 5,2 Prozent der Wege legen die Oberösterreicher mit dem Fahrrad zurück. Im Vergleich dazu kommt der motorisierte Individualverkehr auf 67,6 Prozent, der öffentliche Verkehr auf 10,2 Prozent und selbst das Zufußgehen liegt mit 15,1 Prozent deutlich vor dem Fahrrad. „Das Rad hätte somit großes Potenzial, sowohl für Pendler, die in der Nähe einer S-Bahn-Station wohnen, als auch für Linzer. Mit einigen Maßnahmen könnte die Attraktivität gesteigert werden“, so Thurnhofer.

Es braucht eine sichere Infrastruktur

Die Beschaffenheit und Ausstattung der Anlagen sowie die radfreundliche Erreichbarkeit der S-Bahnhöfe sind maßgeblich für die Nutzung der Bike-and-Ride-Anlagen. Das ergab ein Augenschein. Einen wesentlichen Aspekt bildet vor allem die Sicherheit. „Als positives Beispiel ging Walding hervor. Die Verantwortlichen bieten den Pendlern, die mit dem Rad zum Bahnhof gelangen, eine gute Infrastruktur, samt absperrbaren Radboxen. Der Bürgermeister der Marktgemeinde, Johann Plakolm, teilte uns zudem mit, dass sich Walding ständig um eine Attraktivierung des Radverkehrs bemüht – sowohl mit Maßnahmen im Ortsgebiet als auch beim Ausbau des regionalen Radwegenetzes“, so der ÖAMTC-Landesdirektor.

Schnittstelle Fahrrad-Schienenverkehr auch bei ÖBB wesentlich

Auch seitens der ÖBB wird die Schnittstelle Fahrrad-Schienenverkehr in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen. In einer Kooperation mit dem Land und den Gemeinden sollen in den nächsten Jahren 600 weitere Fahrradabstellplätze errichtet werden: „Es ist aus unserer Sicht von zentraler Bedeutung, dass beim Thema Verkehr ein gemeinsames Management wirkt. Am Beispiel Rad müssen die Gemeinden dafür sorgen, dass der Weg zum Bahnhof entsprechend sicher ist. Die Infrastruktur vor Ort kann in der bereits erwähnten Kooperation erfolgen. Es müssen aber auch entsprechende Ressourcen in den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Verfügung stehen“, fordert Thurnhofer.

Es braucht eine Umschichtung der Fahrzeuge

Eine spürbare Entlastung können die derzeit zur Verfügung stehenden Fahrradabstellanlagen nicht bewirken: „Um im täglichen Stau tatsächlich schneller voranzukommen, braucht es eine Umschichtung von mindestens 10.000 Fahrzeugen. Um Linz herum stehen an den S-Bahnhöfen etwa 3.300 Bike-and-Ride-Plätze zur Verfügung. Wir nehmen an, dass etwa 80% der Kapazitäten derzeit ungenutzt sind. Eine 100-prozentige Auslastung bedeutet lediglich etwa 2.600 Fahrzeuge weniger im Früh- und Abendverkehr. Dies hätte somit keine Auswirkung“, rechnet der Landesdirektor vor.

Kommt ein Radhauptrouten-Netz?

Positiv sieht der ÖAMTC Landesdirektor die Pläne für das angedachte Radhauptrouten-Netz im Großraum Linz. Die Umsetzung wird aber noch einiges an Zeit und Geld in Anspruch nehmen. Optimistischer sieht Thurnhofer das Potenzial des Fahrrads, den innerstädtischen Verkehr zu entlasten: „Für viele Kurzstrecken und somit auch für in Linz wohnende und lebende Menschen wäre das Rad das ideale Fortbewegungsmittel. Rund 30 Prozent der PKW-Jahresverkehrsleistung sind Fahrten bis zu fünf Kilometer. Das trifft vor allem auf innerstädtische Pendler zu“, weiß Thurnhofer.

Radhauptrouten.png ÖAMTC Das geplante Radhauptrouten-Netz

Einfache Maßnahmen in Linz

Die Verantwortlichen der Stadt Linz sind bemüht, den Anteil der „Radler“ von derzeit acht Prozent zu erhöhen. Dazu wurden in der Vergangenheit einige durchaus schlaue Lösungen umgesetzt. „In vielen Straßen ist beispielsweise das Fahren mit dem Rad gegen die Einbahn erlaubt und teilweise durch eigene Streifen gekennzeichnet. An immer mehr Kreuzungen gibt es vorgezogene Radstreifen. Busspuren dürfen befahren werden. Diese Maßnahmen sind sinnvoll, mit weiteren Maßnahmen könnte die Attraktivität aber zusätzlich gesteigert werden“, weiß Thurnhofer. Die Ausweitung von Begegnungszonen, zusätzliche Radstreifen bzw. –wege wären gute Möglichkeiten.

Verbesserungen brauchen Management

Eine flächendeckende Umsetzung bzw. Verbesserung der Radsituation erachtet der Landesdirektor als schwierig bzw. herausfordernd: „Wie bei vielen Infrastrukturmaßnahmen ist auch hier das Zusammenwirken von Land, Stadt, Gemeinden und Verkehrsbetrieben maßgeblich. Nur gemeinsam lassen sich Verbesserungen umsetzen.“

Auch Pendler müss(t)en umdenken

Es hänge aber auch an den Pendlern selbst. In Österreich liegen die Verkaufszahlen für Fahrräder weit über jenen des Neuwagen-Marktes. Allerdings fahren die Oberösterreicher hauptsächlich in der Freizeit mit dem Rad. Im Alltagsverkehr spielt das Rad nach wie vor nicht die Rolle, die es haben könnte. „Den Weg zur Arbeit oder in die Ausbildungsstätte mit dem Rad anstatt dem Auto zurückzulegen, erfordert natürlich ein Umdenken, hätte aber seine Vorteile. Radfahren fördert die Gesundheit und ist oftmals sowohl eine zeit- als auch geldsparende Alternative“, erklärt ÖAMTC-Präsident Karl Pramendorfer.

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