Christophorus Magazin

Forstarbeit ist anspruchsvoll – und mit Risiken verbunden. Worauf es beim sicheren Arbeiten im Wald ankommt. AUSGEHOLZT Österreichische Post AG – MZ 03Z035183 M – Christophorus Magazin, Baumgasse 129, 1030 Wien Emotion Geschwister im Einsatz – am Boden und in der Luft. Seite 4 Vision Die nächste Hubschraubergeneration steht schon vor der Tür. Seite 16 Christophorus Juni 2025 M A G A Z I N Z E I TSCHR I FT DE R ÖAMTC- F LUGR ETTUNG

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3 INHALT Persönliche Geschichte Dialog Für seinen Videopodcast kehrt Stefan Huml zurück an jenen Ort, wo er als Kind einen Freund verlor. In Wien traf sich das EHAC-Board, um zentrale Themen der Flugrettung in Europa gemeinsam voranzutreiben. 6. Emotion 19. Innovation Vision 12. Was Rückentraining und Haltung mit Flugrettung zu tun haben. 16. Airbus Helicopters bringt mit der H140 ein neues Modell an den Start. 4. Die Geschwister Verena und Christoph engagieren sich beide im Rettungsdienst. Fotos: ÖAMTC/Mikes (1), privat (2), ÖAMTC (1), Coverfoto: ÖAMTC/Postl (1) In Bewegung Die ÖAMTC-Flugrettung kann sich innerhalb des ÖAMTC auf breite Unterstützung verlassen – in den vergangenen fünfzehn Jahren ganz besonders auf jene unseres scheidenden Direktors Oliver Schmerold, der unsere Arbeit stets als unverzichtbaren Teil der Nothilfe des ÖAMTC gesehen und gefördert hat. Die enge Zusammenarbeit war wichtig für unsere Entwicklung zu einer modernen, verlässlichen und international anerkannten Organisation. Auch an dieser Stelle: Herzlichen Dank, Oliver, und alles Gute für die Zukunft! Apropos Zukunft: Ab Ende 2028 könnte der neue Hubschrauber H140 unsere Flotte verstärken. Entwickelt auf Einladung des Herstellers Airbus, sprich mit aktiver Beteiligung unserer Crews und Techniker:innen, vereint er modernste Technik mit praktischer Einsatzerfahrung – ein Meilenstein für die Flugrettung! Unfallfrei Für Profis wie für Rettungsteams ist die Arbeit im Wald extrem fordernd und mitunter gefährlich. 8. Information Badesaison Im Strandbad Klagenfurt trainierten Einsatzkräfte für den Ernstfall. 11. Award Internationale Auszeichnung für gemeinsames Drohnenprojekt von ÖAMTC-Flugrettung, TCS und ANWB Medical Air Assistance. 14. Jubiläum Seit zwei Jahrzehnten versorgt Christophorus 16 von Oberwart aus das Südburgenland. 15. MARCO TREFANITZ Geschäftsführung ÖAMTC-Flugrettung

4 GEMEINSAM IM EINSATZ Die Geschwister Verena und Christoph engagieren sich beide im Rettungsdienst – auf unterschiedlichen Wegen, aber mit demselben Antrieb. EMOTION Christophorus Dass Verena und Christoph sich einmal beide im Rettungsdienst engagieren würden, war keineswegs geplant, und doch ist genau das passiert. Die Geschwister aus Kitzbühel stehen heute regelmäßig im Einsatz – Verena im bodengebundenen Rettungsdienst beim Roten Kreuz, Christoph als Flugretter bei der ÖAMTC-Flugrettung. Die Wege, die sie dorthin geführt haben, könnten unterschiedlicher nicht sein. Verena fand während der Coronazeit Interesse am Rettungsdienst. „Ich habe mir sehr viel Zeit gelassen, ob das wirklich etwas für mich ist“, erzählt sie. Aber nach reiflicher Überlegung und einigen Gesprächen mit Christoph, der damals schon Notfallsanitäter war, entschied sie sich nach der Matura für ein Freiwilliges Soziales Jahr – der Startschuss für ihre Laufbahn beim Roten Kreuz in Kitzbühel. Christophs Begeisterung für den medizinischen Bereich wurde hingegen durch sein Engagement bei der Bergrettung von Ralph Schüller Für Verena und Christoph hat ihr Engagement im Rettungsdienst einen hohen Stellenwert. Fotos: Privat (2), zVg (1)

5 EMOTION Christophorus geweckt. Das Gespräch mit Freunden führte ihn schließlich zum Roten Kreuz, zunächst noch zum Schnuppern. Doch rasch wurde mehr daraus. Auf die Ausbildungen zum Sanitäter und Notfallsanitäter sollten noch viele weitere folgen – bis hin zum Flugretter beim ÖAMTC. Begegnungen Hin und wieder kreuzen sich ihre Wege auch im Ernstfall – meist zufällig, aber nicht immer. „Ich erkundige mich oft, wann Christoph am Hubschrauber Dienst hat“, sagt Verena. Und er macht es genauso: „Wir freuen uns, wenn wir miteinander arbeiten, weil wir wissen, dass wir uns sehr gut ergänzen.“ Ein gemeinsamer Einsatz am Rettungswagen blieb beiden diesbezüglich besonders in Erinnerung: eine drohende Geburt mitten in der Nacht. „Wir waren als Team gefordert“, sagt Christoph. Verena erzählt auch gerne über ihren ersten Einsatz als Einsatzfahrerin, bei dem sie am Funk die Stimme ihres Bruders aus dem Hubschrauber hörte. „Als wir uns dann tatsächlich gegenüberstanden, mussten wir beide schmunzeln.“ Unterschiedliche Perspektiven Doch was finden die beiden so faszinierend an ihren Tätigkeiten? Verena liebt es, bodengebunden unterwegs zu sein. „Ich komme fast überallhin, auch in der Nacht“, sagt sie. „Als Fahrerin muss ich mein Gebiet in uns auswendig kennen. Zudem müssen wir viele Entscheidungen selbstständig treffen.“ Und wenn es einmal nicht geht, funktioniert die Zusammenarbeit mit den anderen Blaulichtorganisationen reibungslos. Christoph fasziniert an der Flugrettung vor allem die Vielfalt: „Man muss sich in Cockpitassistenz, Notfallmedizin und auch bergrettungstechnisch perfekt auskennen.“ Entscheidungen trifft man prinzipiell als Team mit Notärzt:in und Pilot:in – ganz anders als im bodengebundenen Dienst, wo man als Rettungs oder Notfallsanitäter oft selbstständig Entscheidungen treffen muss. Über einen Punkt sind sich die beiden allerdings einig: „Man kann sich immer etwas abschauen. Denn egal, wer länger dabei ist, man profitiert von der anderen Perspektive.“ Miteinander reden Aber nicht nur fachlich, auch seelisch ist der Austausch wichtig. „Wir sprechen oft nach belastenden Einsätzen miteinander und tauschen unsere Sichtweisen aus“, erklärt Verena. „Das hilft uns nicht nur, Erlebtes zu verarbeiten, sondern ermöglicht uns auch, daraus und voneinander zu lernen.“ Aus Überzeugung Ob hauptberuflich oder freiwillig, amBoden oder aus der Luft: Der Rettungsdienst ist für beide eine Herzensangelegenheit: „Menschen zu helfen, egal in welcher Situation, ist, was zählt.“ Das persönliche Umfeld reagiert mit Anerkennung und Bewunderung. „Viele sagen, sie könnten das nicht“, so Verena. Und wie sieht die Zukunft aus? Darüber, dass diese Aufgabe noch lange Teil ihres Lebens sein wird, sind sich Verena und Christoph einig: „Denn in diesem Beruf lernt man nie aus.“ ▲ Auch das sympathische Lächeln ist eine Gemeinsamkeit von Christoph und Verena. Meist sieht Verena den Hubschrauber nur in der Luft.

6 Der Kreis schließt sich Begegnung mit einem Team, das Verantwortung teilt – und einer Erinnerung, die nicht verblasst. EMOTION Christophorus von Ralph Schüller Es ist mehr als vierzig Jahre her, dass in St. Martin am Grimming ein junger Bursche bei einer Bergtour tödlich verunglückte. Stefan Huml war damals noch ein Kind, der Verunglückte einer seiner engsten Freunde. Kurz danach wurde Stuttgart zu Lebensmittelpunkt von Stefans Familie. Was blieb, war das Gefühl, dass etwas fehlte – jemand fehlte. Und das für immer. Viele Jahre später ist Stefan wieder zurück – diesmal im Hangar von Christophorus 14 in Niederöblarn. Nicht weit vom Ort des damaligen Unglücks richten sich Scheinwerfer, Kameras und Mikrofone auf drei Männer, die normalerweise nicht im Rampenlicht stehen: Pilot Gerhard Brunner, Flugretter Api Prugger und Notarzt Reinhard Doppler. Seit beinahe zwei Jahrzehnten bilden sie ein eingespieltes Team. Ihre Arbeit ist geprägt von klarer Kommunikation und wechselseitigem Vertrauen – und genau das interessiert Stefan heute, als Zuhörender für seinen Videopodcast. Vertrauen, das trägt Die Crew spricht über ihre Einsätze – nüchtern, sachlich, ohne große Worte. Dabei wird schnell deutlich: Hier geht es um Verantwortung. Was zählt, ist nicht die Position, sondern die Situation. Und auch wenn die Führungsrolle immer wieder einmal wechselt, werden Entscheidungen stets gemeinsam getroffen. Starre Hierarchien, so ist man sich einig, wären fehl am Platz und klare Kommunikation sei entscheidend. „Denn dort, wo es schnell gehen muss, ist Offenheit ein Sicherheitsfaktor“, ist Api überzeugt. „Wir suchen keine Alphatiere“, ergänzt Gerhard. Gefragt sind daher keine Einzelkämpfer, sondern Menschen, die aufmerksam bleiben – für sich und füreinander. Auch nach Jahren im Einsatz können Fehler passieren. Entscheidend ist, dass man sie bespricht, sobald der Einsatz vorbei ist. Ohne Schuldzuweisung, aber klar. „Denn was nicht gesagt wird, kann beim nächsten Mal zum Risiko werden“, weiß Reinhard. Auch Mut hat in diesem Arbeitsumfeld keinen Platz. „Mut kann gefährlich sein“, sagt einer. Was zählt, ist die Fähigkeit, Lage und Grenzen realistisch einzuschätzen – und auch einmal Nein zu sagen. Persönliches Projekt Vieles, was in der Flugrettung unter Extrembedingungen funktioniert, lässt sich auch auf andere Teams übertragen: Verantwortung klug verteilen, offen kommunizieren, sich selbst nicht zu wichtig nehmen. Diese Haltung möchte Stefan mit seinem Videopodcast sichtbar machen – auch für jene, die in ganz anderen Situationen Verantwortung tragen. ▲ Stefan Huml im Gespräch mit der Crew in Niederöblarn. Fotos: ÖAMTC/Mikes (1), ÖKAS/Argonaut (1), Amadeo Zapata (1)

7 EMOTION Christophorus Hintergrundinformationen gab es von ÖAMTC-Flugrettungs-CEO Marco Trefanitz. Wirtschaft trifft Sicherheit Branchenaustausch bei der ÖAMTC Flugrettung. Im Rahmen der Reihe „Wirtschaft trifft Sicherheit“ fand am Heliport von Christophorus 9 in Wien ein hochkarätig besetztes Netzwerktreffen statt. Eine exklusive Führung, spannende Fachvorträge und angeregte Diskussionen stärkten die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Sicherheitsinstitutionen. Der Bergsport-Boom ist nach wie vor ungebrochen. Alpinunfälle weiter auf hohem Niveau Die aktuelle Bilanz des Kuratoriums für Alpine Sicherheit zeigt: 2024 war erneut ein intensives Jahr für den alpinen Rettungsdienst. Die Zahl der Alpinunfälle in Österreich ist auch im vergangenen Jahr hoch geblieben. Besonders häufig verunglückten Menschen beim Wandern, Bergsteigen oder Skifahren – sowohl im Sommer als auch in der Wintersaison. Auffällig bleibt der hohe Anteil älterer Bergsportler:innen unter den Betroffenen. So waren viele Notfälle nicht auf äußere Einflüsse zurückzuführen, sondern auf gesundheitliche Ursachen oder Selbstüberschätzung. Die Statistik verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig sorgfältige Planung, geeignete Ausrüstung und eine ehrliche Selbsteinschätzung im alpinen Raum sind. Regelmäßige Bewegung und Gesundheitsvorsorge ist essenziell, um sicher in den Bergen unterwegs zu sein. Aber auch Prävention, Aufklärung und die Zusammenarbeit aller Beteiligten spielen eine wesentliche Rolle für mehr Sicherheit in den Bergen. 2010 wurde auch der 200.000. Einsatz geflogen. Christophorus ze i tschr i ft der öamtc - flugrettung www.oeamtc . at / flugrettung MAGAZIN Juni 2010 unterstützt von P.b.b. Erscheinungsort und Verlagspostamt 3400 Klosterneuburg / GZ 03Z035183 M Thema: Fünf Jahre Notarzt- hubschrauber im Burgenland Sicherheit: Bei Badeunfällen kommt der Rettungsring aus der Luft 200.000 Einsätze für Menschen in Not Kein Grund auszurasten! 1_Cover_KPS.indd 1 09.06.2010 9:28:51 Uhr Ein Visionär Vor 15 Jahren trug die Flugrettung Trauer: Ende April 2010 war Kurt Nordberg, jener Visionär, der die „spinnerte“ Idee hatte, die Nothilfe-Palette des ÖAMTC auf den Luftraum auszuweiten, verstorben. Seiner Initiative ist zu verdanken, dass Österreich heute über ein flächendeckendes Netz an Notarzthubschraubern verfügt. Viel Zeit ließ sich Nordberg damals nicht, um seine Vision umzusetzen: Bereits im Juli 1983 hob Christophorus 1 erstmals von Innsbruck aus ab. Der Rest ist Geschichte: Das Netz an Stützpunkten wurde in den folgenden Jahren stetig erweitert, unzählige Menschenleben wurden gerettet. Anno dazumal Kaperbergung Die sogenannte Kaperbergung ist eine besondere Form der Taubergung und kommt bei verunfallten Kletternden in steilen Felswänden zum Einsatz – insbesondere dann, wenn die Person noch im Seil hängt. In solchen Fällen wird die:der Flugretter:in per Tau zur Unfallstelle gebracht. Dort wird die verunglückte Person ans Bergetau gehängt und kappt das Kletterseil mit einer speziellen Schere. Für die:den Pilot:in ist dieses Manöver anspruchsvoll, da der Helikopter währenddessen nur eingeschränkt manövrierfähig ist – da er gewissermaßen kurzfristig mit dem Berg verbunden ist. Wissenswert

8 Christophorus Was für viele ein Ort der Erholung ist, ist für andere ein gefährlicher Arbeitsplatz: der Wald. Ob Beschäftigte in den heimischen Forstbetrieben, Landwirt:innen, private Waldbesitzer:innen oder Holzwerber:innen – die Arbeit im Wald verlangt volle Konzentration, körperliche Fitness und Erfahrung im Umgang mit gefährlichen Geräten. Maschinen wie Kettensägen oder Forsttraktoren sind potenzielle Unfallquellen, das Gelände oft unwegsam, steil und rutschig – was Rettungsmaßnahmen ebenfalls erschwert. Wenn etwas passiert, ist schnelle Hilfe gefragt – und oft kommt diese aus der Luft: per Notarzthubschrauber. Zahlen, die aufrütteln Laut gemeinsamer Unfallstatistik von AUVA, SVS (Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen) und BVAEB (Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau) ist die Gesamtzahl an Forstunfällen zwar rückläufig – von 1.494 im Jahr 2019 auf 1.095 im Jahr 2023. Doch die Zahl der tödlichen Unfälle stieg zuletzt drastisch: von 22 im Jahr 2022 auf 31 im Jahr 2023. Zählt man Unfälle aller Versicherungsträger inklusive Freizeitunfälle bei Waldarbeit hinzu, waren es laut Kuratorium für Verkehrssicherheit im Vorjahr 43 tödliche Forstunfälle. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, unterstützen die Präventionsexpert:innen der von Marie North und Georg Oberdorfer INFORMATION DER LETZTE SCHNITT? Arbeit im Wald ist extrem fordernd – für Profis wie für Rettungsteams. Immer wieder kommt es zu schweren, teils tödlichen Unfällen. Prävention und Schutzkonzepte sind das A und O. „Die Gefährlichkeit der Tätigkeit sowie die Häufigkeit und Schwere von Arbeitsunfällen zeigen deutlich die Wichtigkeit des Arbeitnehmer:innenschutzes auf.“ DR.IN MELANIE TUSAK, Arbeitsmedizinerin im Unfallverhütungsdienst der AUVA-Landesstelle Salzburg

9 INFORMATION Christophorus Die wichtigsten Sicherheitsgrundlagen ● Nie allein arbeiten: Motorsäge und Co. sind nichts für Alleingänge. Es muss immer jemand in Ruf- oder Sichtweite sein. Forstbetriebe setzen oft Dreierteams ein. Im privaten Setting kann nachbarschaftlich organisiert vorgegangen werden. ● Arbeitsbereich prüfen: Vor Arbeitsbeginn wird der Bereich auf Gefahren wie hängende Bäume, Totholz, lockere Steine oder andere potenzielle Risiken geprüft und entsprechend gesichert oder gekennzeichnet. ● Persönliche Schutzausrüstung tragen: Schnittschutzhose, Handschuhe, Helm mit Gesichtsschutz, Gehörschutz, Sicherheitsschuhe sind für alle Mitarbeitenden Pflicht. ● Klare Abbruchkriterien definieren: Beispielsweise bei Sturm, Gewitter oder Unsicherheit wird die Arbeit sofort eingestellt. ● Kommunikation sicherstellen: Funkgeräte, Handys oder Pager müssen vor Aufnahme der Arbeit auf Funktionstüchtigkeit bzw. Akkustand überprüft werden. Mehr Informationen und Tipps: auva.at/blog/infoseite-forstarbeit Infobox › Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) einschlägige Betriebe und Bildungseinrichtungen dabei, die Arbeit im Wald sicherer zu gestalten. Vielfältige Verletzungsmöglichkeiten „Die häufigsten Unfallursachen sind herabfallende Baumteile oder Äste, umstürzende Bäume oder Fehler im Umgang mit Kettensägen, Maschinen und Fahrzeugen“, erklärt Dr.in Melanie Tusak, Arbeitsmedizinerin im Unfallverhütungsdienst der AUVA-Landesstelle Salzburg. Die Folgen: schwere, oft lebensgefährliche Verletzungen an Beinen, Wirbelsäule oder Kopf. Auch die Crews der ÖAMTC-Flugrettung werden Fotos: oebf/Wolfgang Simlinger (1), zVg (1)

10 INFORMATION Christophorus regelmäßig zu derartigen Einsätzen gerufen – und stehen dort vor besonderen Herausforderungen: abgeschiedene Einsatzorte, kaum Landeplätze, schwierige Bergesituationen. Viele Unfälle wären allerdings vermeidbar – sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext. Neben grundlegenden Sicherheitsmaßnahmen und körperlicher Fitness ist es wichtig, die entsprechende Ausbildung und Fertigkeit für die jeweilige Arbeitssituation bzw. für das verwendete Arbeitswerkzeug mitzubringen. Verhalten im Notfall ImErnstfall müssen alle Beteiligten genau wissen, was zu tun ist. Dazu gehört ein bereits im Vorfeld bekannter Rettungsplan – mit klar definierten Fluchtwegen, Standortkoordinaten des Arbeitsortes sowie geeigneten Notfallmaßnahmen. Notwendige Kommunikationsmittel sollten bereitliegen. Sobald ein Notfall eintritt, sind folgende Schritte zu setzen: 1. Unfallstelle sichern. 2. Notruf absetzen. 3. Erste Hilfe leisten. 4. Rettungskräfte einweisen. Absperrungen beachten Der Wald dient vielen als Rückzugsort und Freizeitangebot – aber im Sinne der eigenen Sicherheit heißt es achtsam sein. Wer Absperrungen oder Warnschilder wie „Forstliches Sperrgebiet“ ignoriert, bringt sich in Lebensgefahr. Diese werden für die Dauer von Waldarbeiten aufgestellt und signalisieren ein Betretungsverbot des Gebietes. Baumfällungen, Maschinen, Fahrzeuge oder gespannte Seile sind nur einige der Risikofaktoren für Erholungsuchende. Und auch wenn Kinder gerne auf Holzstapeln herumklettern, Holzlagerplätze sind keine Abenteuerspielplätze: Ein rollender Baumstamm oder verrutschende Holzstapel können schwerste Verletzungen verursachen. Rechtlich gesehen sind diese Plätze forstbetriebliche Einrichtungen und dürfen – anders als Waldflächen – nicht für Freizeitaktivitäten genutzt werden. Ganz gleich ob Profi oder Spaziergänger:in, wer sich im Wald bewegt, trägt Verantwortung – für den Wald, für sich und für andere. ▲ Hubschraubereinweisung mittels VR-Technologie Virtuelle Trainingssimulationen sind eine sinnvolle Ergänzung zum Training unter realen Bedingungen. Das Projekt „FWSafeXR: Sicherheitstraining in der Forstwirtschaft mit eXtended Reality Methoden“ unter der Leitung des Austrian Institute of Technology wurde zuletzt an forstlichen Ausbildungsstätten (FAST) getestet. Einzelne Arbeitsschritte, wie das Fällen von Bäumen, können geübt werden, aber auch Maßnahmen nach einem Unfall, wie z. B. die Einweisung des Notarzthubschraubers. Infobox Fotos: AIT,copyright Christine Wahlmüller-Schiller (1), oebf/Fabian Franz Ferdinand (1), ÖAMTC/Valentinitsch (1), ÖAMTC/Schornsteiner (1), NLK/Filzwieser (1) Vollständige Schutzausrüstung ist bei Waldarbeiten ein Muss.

11 INFORMATION Christophorus LH Johanna Mikl-Leitner mit Markus Amon und Oliver Schmerold. Ungewohnte Ausblicke für die Kolleg:innen der Feuerwehr. Nicht alltäglicher Landeplatz. Sichere Badesaison Im Strandbad Klagenfurt trainierten Einsatzkräfte für den Ernstfall. Bei einer groß angelegten Sicherheitsübung im Strandbad Klagenfurt probte die C11-Crew gemeinsam mit Rettungsschwimmer:innen, Bademeister:innen, Rettungssanitäter:innen, Polizei und Ordnungsamt den Ernstfall. Ziel war es, Abläufe zu optimieren und die Zusammenarbeit zu stärken. Realistische Szenarien und der Einsatz von Booten sowie eines Notärzt:innenteams sorgten für praxisnahe Bedingungen. Die Übung war Teil der Vorbereitung auf eine sichere Badesaison 2025 und zeigte, wie wichtig eingespielte Abläufe und gute Kooperation für die Sicherheit der Badegäste sind. Dank und Anerkennung Im NÖ Landhaus wurden Einsatzkräfte für ihren unermüdlichen Einsatz geehrt. Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung im Landhaus St. Pölten wurden rund 100 Helfer:innen ausgezeichnet, die im Herbst 2024 beim verheerenden Hochwasser im Einsatz standen. Stellvertretend für die Crews der ÖAMTC-Flugrettung nahmen Direktor Oliver Schmerold und der leitende Flugretter Markus Amon die Dankesurkunde entgegen. Die Auszeichnung würdigt nicht nur jene, die unmittelbar am Ort des Geschehens waren, sondern auch all jene, die im Hintergrund für reibungslose Abläufe sorgten. Katastropheneinsätze sind immer Teamarbeit – und genau diesem gemeinsamen Engagement gilt diese Anerkennung. Feuerwehr trifft Flugrettung Leiter:innen des Feuerwehr-Flugdienstes im Cockpit-Simulator. Neun Leiter:innen des Flugdienstes des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbands trainierten kürzlich gemeinsam mit der ÖAMTC-Flugrettung im hochmodernen Hubschrauber-Simulator in Linz. Ziel der Fortbildung: die Perspektive zu wechseln und hautnah zu erleben, welche Anforderungen und Entscheidungen Hubschrauberpilot:innen in komplexen Einsatzsituationen meistern müssen. Ob Schwebeflug in unterschiedlichen Höhen oder schwierige Anflüge bei wechselhaften Wetterbedingungen – die virtuellen Flüge vermittelten wichtige Einblicke für die Zusammenarbeit zwischen Boden- und Luftkräften und stärkten das gegenseitige Verständnis. Zwei- und Vierbeiner Gemeinsames Training. In einer praxisnahen Übung mit der ÖAMTC-Flugrettung trainierten Bergrettungsanwärter:innen und Suchhunde den sicheren Umgang mit dem Hubschrauber. Ziel war es, die Vierbeiner frühzeitig an Lärm, Rotorwind und Flugbewegungen zu gewöhnen. Nach dem Basistraining und Materialkunde folgten Ein- und Aussteigeübungen bei laufendem Triebwerk, Flüge zur Trainingszone und ein abschließender Taueinsatz. Das freiwillige Spezialmodul ist Teil der Ausbildung und bereitet Mensch und Tier gezielt auf alpine Notfälle vor.

12 Christophorus FIT IM COCKPIT Physiotherapeutin Sabine Foessl über maßgeschneiderte Trainingskonzepte und warum Rückentraining, Augenkoordination und Haltung mehr mit Flugrettung zu tun haben, als man denkt. Fit und einsatzbereit zu jeder Tages- und Nachtzeit – das ist für die Crews der ÖAMTC-Flugrettung essenziell. Doch die körperlichen Belastungen im Cockpit, beim Patient:innentransport im unwegsamen Gelände oder durch das Tragen von Ausrüstung wiegen oft schwerer, als auf den ersten Blick zu vermuten wäre. Gemeinsam mit Physiotherapeutin Sabine Foessl wird nun daran gearbeitet, die Gesundheit und die Einsatzfähigkeit der Crew auch langfristig zu stärken – direkt an den Stützpunkten. Im Interview mit dem Christophorus-Magazin gibt sie Einblicke in das Konzept, die physiologischen Herausforderungen im Flugrettungsalltag und wie man schon mit einfachen Übungen viel bewirken kann. Seit 2017 bietet Ihre Praxisgemeinschaft therapiewerk physiotherapeutische Behandlungen für ÖAMTC-Mitarbeiter:innen in Wien an. Nun wurde die Kooperation auf einige Stützpunkte der ÖAMTC-Flugrettung erweitert. Was war die Idee dahinter? sabine foessl: Die Geschäftsführung kam auf mich zu mit der Idee, für die Christophorus-Stützpunkte ein Gesundheitsförderungskonzept zu entwickeln sowie diese mit Trainingsmaterialien und -geräten auszustatten. Wie wurde begonnen? Mit einem Kick-off-Event in Wien. Im Fokus standen Rückentraining, Übungen, die das Nervensystem schulen, Schulung für die Augenkoordination sowie Feinmotorik beim Anflug, Übungen zur Kopfstabilität und für die Halswirbelsäule – vor allem in Anbetracht der Zusatzbelastung durch die Nachtsichtgeräte auf den Helmen. Gab es weitere Termine? Ein zweiter fand am C17-Stützpunkt in Fotos: ÖAMTC/Mikes (1), ÖAMTC/Kika (1), zVg (1) INNOVATION von Antonia Lang

13 INNOVATION Christophorus St. Michael in der Steiermark statt. Mit einigen Notärzt:innen, Flugretter:innen, Pilot:innen und der Stützpunktleitung wurden unterschiedliche Übungen durchgeführt und die angeschafften Geräte erklärt. Ein Thema war, den voll ausgestatteten Notarztrucksack, der ungefähr 13 Kilogramm wiegt, richtig aus dem Hubschrauber zu heben und damit auch im unwegsamen Gelände unterwegs zu sein, sowohl für die männliche als auch für die weibliche Besatzung mit ihren unterschiedlichen ergonomischen Konstellationen. Welche Geräte kommen an den Stützpunkten zum Einsatz? Das geht von Pezziball, Flexiband über Theraband und Balance Board für funktionelles Training hin zu Lang- und Kurzhantel sowie einemMultigerät mit Seilzug für Brustpressen oder Reverse Butterfly. Welche speziellen physiologischen Herausforderungen hat die Crew bei Einsätzen? Etwa das Rausheben des Equipments aus dem Hubschrauber oder Einsätze in unwegsamem Gelände, auch Zustiege zu den Patient:innen mit dem gesamten Equipment bergauf oder bergab. Beim Anflug ist die Hand-Augen-Koordination der Pilot:innen sehr gefordert. Auch die Belastung mit den Nachtsichtgeräten auf den Helmen, mit denen dieser nochmals circa 400 Gramm schwerer ist und Der schwere Notfallrucksack ist immer eine Belastung für den ganzen Körper. „Einen 13 Kilogramm schweren Notfallrucksack richtig aus dem Hubschrauber herauszuheben, sollte geübt werden.“ SABINE FOESSL Physiotherapeutin, therapiewerk einen ganz anderen Hebelarm hat – mit Auswirkungen auf Haltung und Halswirbelsäule. Damit gehen Herausforderungen bezüglich Haltung und Halswirbelsäule einher. Auch der Abtransport von Patient:innen zählt dazu. Die Christophorus-Crew durchläuft regelmäßige Fitness-Checks. Wo sehen Sie aus physiotherapeutischer Sicht Defizite und Trainingsbedarf? Insbesondere die körperliche Zusatzbelastung etwa bei Notärzt:innen, welche im normalen intramuralen und extramuralen Bereich in der Medizin tätig sind und bei der Flugrettung Zusatzdienste machen. Viele der Notfallmediziner:innen sind Anästhesist:innen und haben im Krankenhausdienst nicht die weitesten Wege. Daher sollten die Herausforderungen, welche mit einem Notarzthubschrauber-Einsatz einhergehen, zusätzlich expliziert trainiert werden. Welches Training zum Beispiel? Zu Hause einen schweren Koffer nehmen und üben, diesen aus einem Schrank herauszunehmen und wieder reinzustellen. Oder in der Freizeit im unwegsamen Gelände unterwegs sein. Das haben wir unter anderem beim zweiten Treffen in St. Michael aufgearbeitet. Sie stehen als Physiotherapeutin mit Menschen direkt in Kontakt. Logistisch ist das natürlich herausfordernd mit Stützpunkten über ganz Österreich verteilt. Wie soll die Crew österreichweit erreicht werden? Es gibt verschiedene Ideen, in welche Richtung es gehen kann, das liegt momentan in Ausarbeitung. Eine Idee wäre Onlinezuschaltung, Onlinebetreuung oder ein Intranet. Eine andere wäre, auch Schulungen im Westen zu machen. Wo sehen Sie aktuell für Ihr Berufsfeld die größten Herausforderungen? Ganz klar das Thema Digitalisierung bei Kindern und Jugendlichen. Wenig Oneto-one-Zeit, wenig Kommunikation und mehr Isolation. Sie wachsen motorisch und mental sicher anders auf als Generationen vor ihnen und sicher nicht immer zum Vorteil. Die Zahl der Depressionen steigt. Das schlägt sich auch bei den Erwachsenen durch, aber diese haben mehr Tools, um damit umzugehen. Große Themen sind Rückenprobleme, Probleme in der Lendenwirbelsäule sowie der Halswirbelsäule, Migräne, Kopfschmerzen, Lagerungsschwindel. Das geht zwar mehr ins Orthopädische, aber das hat sicherlich einen Zusammenhang mit dem statischen Alltag. Besten Dank für das Gespräch!

14 Rund 50 Luftfahrt-Studierende der FH JOANNEUM haben beim internationalen Design-Build-Fly-Wettbewerb (DBF) 2025 in den USA einen historischen Erfolg erzielt: Mit dem unbemannten Flugzeug „Seeschwalbe“ gewann das Team von joanneum Aeronautics den ersten Platz in der Gesamtwertung. Die Studierenden überzeugten nicht nur mit technischer Präzision, sondern auch mit Teamstärke und Durchhaltevermögen – denn nach einem Absturz kurz vor dem Finale wurde das Fluggerät über Nacht repariert. Der DBF-Wettbewerb wird bereits seit 1996 jährlich vom American Institute of Aeronautics and Astronautics (AIAA) ausgerichtet und zählt weltweit zu den wichtigsten Nachwuchsformaten in der Luftfahrttechnik. Unterstützt wurde das FH-Team erneut von der ÖAMTC-Flugrettung, die mit diesem Engagement gezielt junge Talente fördert. „Für uns ist diese Zusammenarbeit mehr als Sponsoring, denn unbemannte Luftfahrzeuge gewinnen zunehmend an Bedeutung – auch in der medizinischen Versorgung. Drohnentechnologie könnte künftig das bestehende Notarzthubschrauber-Netz sinnvoll ergänzen, etwa beim Transport medizinischer Güter“, so Marco Trefanitz, Geschäftsführer der ÖAMTCFlugrettung. ▲ Sieg bei internationalem Wettbewerb Mit seinem Fluggerät „Seeschwalbe“ holte das Team von joanneum Aeronautics der FH JOANNEUM den Gesamtsieg beim DBF-Wettbewerb in den USA. Über Nacht wurde das Fluggerät repariert und siegestauglich gemacht. INNOVATION Christophorus Erfolgreicher Testflug in Österreich. FIA Innovation Award für gemeinsames Drohnenprojekt Internationale Auszeichnung beim FIA Spring Meeting 2025 in Marrakesch. Beim diesjährigen Spring Meeting der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) in Marrakesch erhielt ein gemeinsames Projekt von ÖAMTC-Flugrettung (Österreich), ANWB Medical Air Assistance (Niederlande) und TCS (Schweiz) den renommierten FIA Innovation Award. Ziel des Projekts ist es, Drohnen als zusätzliches Einsatzmittel in der präklinischen Notfallversorgung zu etablieren – insbesondere für den schnellen Transport medizinischer Güter wie Medikamente, Blutkonserven oder Defibrillatoren in schwer zugängliche Regionen oder bei zeitkritischen Einsätzen. Erste Testflüge, auch über Ländergrenzen hinweg, wurden bereits erfolgreich durchgeführt. Das Projekt zeigt einerseits, wie die Flugrettung der Zukunft aussehen kann: ein Zusammenspiel verschiedenster Systeme – bemannt und unbemannt. Andererseits verbindet es technologische, betriebliche und rechtliche Expertise aus drei Ländern – und zeigt, welches Potenzial in internationaler Zusammenarbeit steckt. Die Auszeichnung unterstreicht nicht nur die Innovationskraft der beteiligten Organisationen, sondern auch den gemeinsamen Anspruch, neue Wege zu gehen, um die medizinische Versorgung in Europa weiter zu verbessern.

15 Fotos: ÖAMTC/Poglitsch (1), joanneum Aeronautics (1), zVg (1) INNOVATION Christophorus Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 Ferdinand Berger & Söhne GmbH. Impressum Herausgeber Christophorus Flugrettungsverein, Baumgasse 129, 1030 Wien ZVR: 727468201 Tel.: (01) 71199-37051 E-Mail: flugrettung@oeamtc.at Geschäftsführung Marco Trefanitz, Klaus Schwarzenberger, Ernst Kloboucnik Medieninhaber/Verleger ÖAMTC Verbandsbetriebe GmbH, Baumgasse 129, 1030 Wien Chefredaktion Ralph Schüller, Baumgasse 129, 1030 Wien Redaktion Antonia Lang, Marie North, Georg Oberdorfer, Stefan Tschernutter – unter Mithilfe aller Mitarbeiter:innen des Christophorus-Teams Artdirection Andreas Hnat Layout Birgit Rusa Lektorat Angelika Hierzenberger-Gokesch Produktion Andreas Kaleta, Peter Scharnagl Druck F. Berger und Söhne Ges.m. b. H., Wiener Straße 80, 3580 Horn Offenlegung gemäß Paragraf 25 Mediengesetz: www.oeamtc.at/offenlegung Unterstützt von Christophorus M A G A Z I N Als Christophorus 16 am 1. Mai 2005 in Oberwart in den Dienst gestellt wurde, war noch nicht absehbar, welche Bedeutung der Notarzthubschrauber einmal für die Region haben würde. Anfangs als Probebetrieb übernommen, entwickelte sich der Stützpunkt rasch zur unverzichtbaren Ergänzung zum bodengebundenen Notarztsystem des Roten Kreuzes – besonders dort, wo Entfernungen groß und Spezialkliniken weit entfernt sind. Heute, 20 Jahre später, hebt die C16Crew mehr als 1.000 Mal pro Jahr ab. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 waren es „nur“ 469 Einsätze. Das Versorgungsgebiet reicht dabei vom Mittelburgenland bis zur slowenischen und ungarischen Grenze – und umfasst Regionen wie die Bucklige Welt, das Joglland, die Fischbacher Alpen sowie Teile der Südsteiermark. Die Möglichkeit, Patient:innen schnell und direkt in geeignete Schwerpunktkrankenhäuser zu bringen – etwa bei Schlaganfällen oder Herzinfarkten –, bringt, gerade in dünn besiedelten Regionen, klare Vorteile. Auch wenn C16 kein Alpinstützpunkt ist, kann es vereinzelt zu Einsätzen in alpinen Regionen kommen – etwa nach einem Lawinenabgang auf der Rax oder einem Notfall am Schneeberg. Auch mehrere Skigebiete liegen im Einsatzradius des Notarzthubschraubers aus dem Südburgenland. Der jüngste Patient Manchmal sind es ganz persönliche Geschichten, die zeigen, wie wichtig die Versorgung ist. Der jüngste Patient, den Christophorus 16 bisher transportierte, war ein kleiner Bub aus der Buckligen Welt. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder war er vier Wochen zu früh zur Welt gekommen – mit nur 600 Gramm Gewicht. Es war wenige Tage nach der verfrühten Geburt, als er sich beim Stillen verschluckte und kurz keine Luft bekam. Nach kurzer Versorgung wurde der Bub zur weiteren Beobachtung ins Krankenhaus geflogen, das er bald darauf wieder verlassen durfte. Am anderen Ende der Altersskala liegt der bislang älteste Patient: ein Mann mit 101 Jahren. Dass auch Menschen jenseits des 100. Geburtstags von der modernen Notfallmedizin profitieren, ist heute keine Seltenheit mehr, und es zeigt auch, wie breit das Einsatzspektrum von C16 tatsächlich ist. Einsatzjubiläum In Kürze wird übrigens der 19.000. Einsatz erwartet. Nach 20 Jahren ist Christophorus 16 aus der Notfallversorgung der Region nicht mehr wegzudenken. Und egal, ob Frühchen oder Hochbetagte:r: Wenn Hilfe aus der Luft gebraucht wird, zählt jeder Flug. ▲ Zwei Jahrzehnte für das Südburgenland Christophorus 16 – aus dem ursprünglichen Probebetrieb wurde rasch eine tragende Säule der Notfallmedizin. Der Stützpunkt in Oberwart.

16 VISION Christophorus Das künftige Arbeitsgerät der Christophorus-Crews.

illuminAnts e.K. | Christian D. Keller(1) 17 VISION Christophorus Airbus Helicopters erweitert die Produktpalette: Ab 2028 ist mit der H140 ein Hubschrauber verfügbar, der im Portfolio des Herstellers zwischen der kleineren H135 und der größeren H145 angesiedelt ist. Die ÖAMTC-Flugrettung ist eine der ersten Kundinnen für das neue Modell. Doch nicht nur das: Die langjährigen Erfahrungen der Christophorus-Crews und der Techniker:innen der HeliAir flossen auf bisher einzigartige Weise direkt in die Entwicklung ein. Damit bestätigt sich einmal mehr die Rolle der ÖAMTCFlugrettung als eine der Branchenführerinnen in Europa. Grenzüberschreitend gedacht Im März 2025 stellte Airbus Helicopters die H140 im Rahmen der Messe VERTICON in den USA erstmals der Weltöffentlichkeit vor. Bei dieser Gelegenheit wurde von der ÖAMTC-Flugrettung eine Absichtserklärung über den Kauf von fünf Maschinen unterzeichnet. „Diesen Schritt haben wir bewusst gemeinsam mit der ADAC Luftrettung gesetzt, die ihre Flotte ebenfalls um fünf H140 erweitert“, erklärt Geschäftsführer Marco Trefanitz die Hintergründe. „Ein echter Meilenstein, denn damit verfügen wir erstmals grenzüberschreitend über eine einheitlich konfigurierte Hubschraubergeneration. In der ohnehin schon engen Zusammenarbeit bringt das eine Vielzahl an Vorteilen, darunter einen gemeinsamen Pool an Ersatzmaschinen.“ Erfahrung ohne Ende Vor über 40 Jahren hoben die ÖAMTCNotarzthubschrauber erstmals ab. Seither hat sich die Flugrettung in Österreich kontinuierlich weiterentwickelt, nicht zuletzt getrieben von der Vision, überall, zu jeder Zeit und unabhängig von äußeren Umständen Leben zu retten. Damit sind aber auch die Anforderungen an Mensch und Technik gestiegen: Stetig zunehmende Einsatzzahlen, der technische und medizinische Fortschritt, neue Sicherheitsbestimmungen oder Veränderungen im Gesundheitssystem sind nur einige Beispiele für Einflüsse, die erfordern, stets am Ball zu bleiben. „Diese Entwicklungen bekommen unsere Crews so unmittelbar mit wie kaum jemand anders. Denn sie sind es, die mittlerweile weit über 20.000-mal pro Jahr im Hubschrauber sitzen und den Patient:innen die bestmögliche medizinische Versorgung bringen“, führt Trefanitz aus. Gleiches gilt für die Techniker:innen der HeliAir, die auf jahrzehntelange Erfahrung mit der H135 zurückblicken können. Sie wissen daher sehr genau, wo deren Stärken liegen, aber auch, wo es Möglichkeiten zur Optimierung gibt. Unser Beitrag Diese geballte Erfahrung machte sich Airbus bei der Planung der H140 für den Einsatz als Notarzthubschrauber zunutze: In engem Austausch mit der ÖAMTCFlugrettung und der ADAC Luftrettung wurden Inputs, Anforderungen und Wünsche definiert, diskutiert und Möglichkeiten zur Umsetzung geprüft. Das Hauptaugenmerk der Operators, also jener Organisationen, die den Hubschrauber letztlich nutzen, lag dabei vor allem auf folgenden Punkten: Ergonomie im Cockpit und in der Kabine und, gerade in gebirgigen Regionen wichtig, Leistung und Effizienz der Triebwerke. Aber auch Details, z. B. wo genau medizinische Geräte positioniert werden sollten, um im realen Einsatzbetrieb möglichst effektiv nutzbar zu sein, wurden erörtert. Dieser Prozess begann, branchentypisch unter strengster Geheimhaltung, im Mai 2022. Dabei standen häufige Besuche im Hause Airbus auf dem Programm, wo in Workshops eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen der Operators besprochen wurde. Vonseiten der ÖAMTC-Flugrettung wurden rund 15 Änderungswünsche eingebracht, bei denen es u. a. um die Ergonomie ging, die gerade für größere Crewmitglieder eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Ein Ergebnis dieser Bemühungen: die im Vergleich zur H135 deutlich geräumigere, aber dennoch kompakte Kabine. Eine Einbahnstraße war und ist die Innovation übrigens nicht, wie Marco Trefanitz anmerkt: „Im Zuge der Entwicklung waren unsere Partner:innen von Airbus mehrfach zu Besuch in Österreich, um sich zu informieren, wie z.B. in unseren Werften der HeliAir gearbeitet wird und wo der Schuh drückt. Diese wechselseitigen Visiten führten schließlich zu einem Bild, das in dieser Vollständigkeit bisher nicht vorhanden war.“ Und genau das macht die neue H140 so einzigartig: Das von großer Wertschätzung und gegenseitigem Vertrauen geprägte Zusammenwirken von Hersteller und Kund:innen. Was die H140 kann Die H140 wird über ein vollständig digitales Cockpit verfügen und mit neuen Assistenzsystemen für den Flug in schwierigen Wetterbedingungen ausgestattet sein. Der Antrieb soll leistungsstärker und gleichzeitig treibstoffeffizienter sein, was nicht nur längere Einsatzflüge ermöglicht, sondern auch zur Reduktion von Emissionen beiträgt. DER NEUE Airbus Helicopters bringt mit der H140 ein neues Modell an den Start – und die ÖAMTC-Flugrettung war an der Entwicklung beteiligt. von Stefan Tschernutter ›

18 INNOVATION Christophorus VISI N Die modulare Bauweise erlaubt Technikbetrieben wie der HeliAir eine schnellere Umrüstung und Wartung – ein wichtiger Faktor für die ständige Einsatzbereitschaft der ÖAMTC-Flugrettung. Auch der Patient:innenkomfort wird durch ein neu entwickeltes Belüftungs- und Lärmschutzkonzept deutlich erhöht. Maximale Sicherheit und Effizienz ● Optimierter T-Heckausleger mit integriertem Fenestron zur Reduzierung von Lärm und Vibrationen ● Fünfblättriger, lagerloser Hauptrotor für verbesserte Flugstabilität ● Leistungsstarke neue Triebwerke für maximale Reichweite, Einsatzfähigkeit und Sicherheitsreserven ● Größere Kabine mit durchdachtem Layout für optimale Arbeitsbedingungen der medizinischen Crew ● Große Schiebetüren und Öffnungen für bestmögliche Patient:innenversorgung Bis 2028 soll die H140 fertig für den operativen Betrieb sein. „Ab dann erlaubt uns das neue Fluggerät eine Erweiterung unseres Einsatzspektrums. Gleichzeitig stellt es die wirtschaftliche Effizienz unserer Organisation sicher“, erklärt Trefanitz abschließen. „Wir haben hier ein perfektes Beispiel dafür, dass Lebensrettung Teamarbeit ist!“ ▲ Hier noch in den Farben des Herstellers, ab 2028 auch im Gelb der ÖAMTC-Flugrettung: Airbus Helicopters H140. Mehr Platz in der Kabine für Crew und Patient:innen. illuminAnts e.K. | Christian D. Keller(2), ÖAMTC/Poglitsch (1), ÖAMTC (1) 3 Tonnen beträgt das maximal zulässige Startgewicht oder MTOW (Maximum Takeoff Weight) 13,3 m ist die H140 lang und findet damit in unterschiedlichster Einsatzumgebung Platz. 10,8 m Durchmesser hat der lagerlose Fünfblattrotor für einen stabilen, ruhigen Flug 522 kW Leistung bringt jedes der beiden Safran-Arrius-2E-Triebwerke

19 Europäische Flugrettung im Dialog Im Mobilitätszentrum des ÖAMTC traf sich das EHAC-Board, um zentrale Themen der Flugrettung in Europa gemeinsam voranzutreiben. Das European HEMS & Air Ambulance Committee (EHAC) tagte kürzlich im Mobilitätszentrum des ÖAMTC in Wien. Unter der Leitung von EHAC-Präsident Stefan Becker (Rega/Schweiz) diskutierten die Board-Mitglieder – darunter Marco Trefanitz von der ÖAMTC-Flugrettung – über aktuelle Herausforderungen und Chancen der europäischen Flugrettung. Neben Updates zu EASA-Regelwerken standen vor allem Entwicklungen aus den EHAC-Arbeitsgruppen auf der Agenda. Mit dem neu gestarteten „Open EHAC Community Exchange“ wurde zudem ein Format präsentiert, das den offenen Wissenstransfer innerhalb des Netzwerks fördern soll. Der intensive und persönliche Austausch über Ländergrenzen hinweg ist ein zentraler Faktor, um Qualität, Sicherheit und Innovation in der Flugrettung weiterzuentwickeln – ein Ziel, dem sich auch die ÖAMTC-Flugrettung mit voller Überzeugung verschrieben hat. Zwei bedeutende Jubiläen wurden Ende April in der europäischen Flugrettung gefeiert: 25 Jahre Lotnicze Pogotowie Ratunkowe (LPR) in Polen, sowie 30 Jahre ANWB Medical Air Assistance in den Niederlanden. Die ÖAMTC-Flugrettung war bei beiden Jubiläumsveranstaltungen vertreten, um persönlich zu gratulieren. Geschäftsführer Marco Trefanitz überbrachte die Glückwünsche nach Warschau und gemeinsam mit Klaus Schwarzenberger auch nach Amsterdam. Beide Partnerorganisationen verbindet eine langjährige, bewährte Zusammenarbeit mit der ÖAMTC-Flugrettung – sei es bei gemeinsamen Innovationsprojekten, im fachlichen Austausch oder in den Gremien des European HEMS & Air Ambulance Committee (EHAC). Gerade in Zeiten mit wachsenden Herausforderungen – vom Fachkräftemangel über technologische Umbrüche bis zu steigenden Anforderungen im Gesundheitswesen – sind starke internationale Partnerschaften wichtiger denn je. ▲ Festlicher Rahmen und beeindruckende Kulisse in Warschau. INNOVATION Christophorus Peter Turi, Kjetil Indrevik, Stefan Becker und Marco Trefanitz in Wien. Zwei Jubiläen Die ÖAMTC-Flugrettung gratulierte zwei langjährigen Partnerorganisationen – LPR in Polen und ANWB in den Niederlanden – zu ihren runden Geburtstagen.

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