Winterwunderland

Von eingeschneiten Wäldern bei Nacht, Yoga im Berg und märchenhaften Erlebnissen. Gemütlich ist die Devise bei dieser Entdeckungsreise in Kärnten abseits vom klassischen Schitrubel.

Das Geräusch der Schneeschuhe im Neuschnee durchbricht die Stille im Wald. Es ist dunkel, nur ein schwacher Lichtstrahl leuchtet einige Meter vor mir und gibt die verschneite Waldlandschaft in all ihrer Schönheit preis. Es ist 18.30 Uhr und wir befinden uns in der Region Villach-Faaker See-Ossiacher See bei einer nächtlichen Schneeschuhwanderung.

Die beiden Parkrangerinnen Maria und Martina weisen uns den Weg mit Stirnlampen. Wir sehen ein paar leuchtende Augen – ein Reh, ein Fuchs? Wir wissen es nicht, zu schnell flüchtet der scheue Waldbewohner. Wir haben Glück, die Kälte ist kaum zu spüren, es ist windstill. Der verschneite Wald bietet ein märchenhaftes Ambiente. In meinem Kopf summt Dean Martin seine sonore Version von "Winter Wonderland". Ich fühle mich wie in einem kitschigen Hollywoodfilm. Wäre da nicht die Anstrengung, denn Schneeschuhwandern hat es in sich.

Die steilen Strecken fordern gute Kondi­tion, die ebenen Passagen gute Koordination. Gewöhnungsbedürftig ist vor allem der breitbeinige Gang, den ich schnell in den Hüften spüre. Aber kein Jammern, sondern Genießen steht am Programm.

Nach rund 90 Minuten gibt's eine zünftige Jause, die unsere Rangerinnen tapfer mitgeschleppt haben. Gestärkt mit heißem Tee, Speck, Wurst und Glundner Kas, einer Kärntner Spezialität, geht es wieder retour ins wohlig warme Hotel Warmbaderhof. Nach der Anstrengung ist mir ein guter Schlaf gewiss.

Am nächsten Morgen wache ich erholt auf. Ich horche in mich hinein. Muskelkater? Der hält sich überraschend in Grenzen. Ich schlüpfe in den Bademantel und gönne mir zur Sicherheit einen Ab­stecher ins Urquellbecken, ein radonhaltiges Wasserbecken, das direkt von der Heilquelle gespeist wird. Maximal 20 Minuten im ungefähr 29 Grad warmen Quellbecken sollen heilsam auf den Bewegungsapparat wirken. Anschließend noch ein Aufenthalt an den Massagedüsen des wärmeren Ozonbeckens und ich fühle mich fit für den Tag.

Energie getankt, Muskelkater vorgebeugt und auf geht's in die Berge.

Märchen und Kaspressknödel

Mit der Kanzelbahn fahren wir auf die Gerlitzen Alpe, ein großes Schigebiet mit 52 Pistenkilometern, 14 Hütten zum Einkehren und – Neuschnee sei Dank – wunderbaren Wedelerlebnissen. Der Neuschnee auf den Pisten ist zwar verlockend, doch wir sind nicht zum Schifahren hier.

Per pedes marschieren wir durch die märchenhafte Schneelandschaft in Richtung Steinwender Hütte, der ältesten bewirtschafteten Hütte am Berg. Passend dazu weiht uns Märchenerzählerin und Bergführerin Martina Kircher in die Geheimnisse der Natur inklusive sagenhafter Erzählung ein.

Auf dem noch einsamen Weg treffen wir Richie ist mit seiner belgischen Schäferhündin Susi. "Sie fühlt sich im Winter am wohlsten", erklärt der Einheimische und wirft einen Zapfen in den Schnee zum Apportieren. Susi schaut und wartet. Zu tief der Schnee, Susi streikt, Herrchen muss apportieren. Wir lachen und gehen weiter Richtung Hütte, während sich Richie samt Schneeschuhen querfeldein verabschiedet.

Nach rund einer Stunde sind wir am Ziel und genießen nochmals einen herrlichen Blick auf den verschneiten Naturpark Do­bratsch.




Die Hütte hat mich angezogen und nicht mehr losgelassen






Stefan Sagmeister, Hüttenwirt
Im urig-modernen Ambiente der Steinwender Hütte kosten wir Kärntner Kasnudeln und Kaspressknödeln und plaudern mit Wirt Stefan Sagmeister. Vor knapp drei Jahren verliebte sich der ehemalige Friseur und Barbier in die Hütte, die er mit seiner ­Familie voller Leidenschaft und Elan betreibt. "Die Hütte hat mich angezogen und nicht mehr losgelassen", verrät er uns. Zum Abschied stärken wir uns mit einem selbst gemachten Zirbenschnapserl, bevor wir uns auf den Heimweg machen.

Wieder in Warmbad-Villach angekommen, wärmen wir die vom Wandern müden Knochen in der Kärnten Therme und im Spa Vibe (Wiebe gesprochen), benannt nach den Göttinnen des sprudelnden Heilwassers.

Der Berg ruft zum Yoga

Nach so viel Aktivität an der frischen Luft fahren wir nach Bad Bleiberg, wo wir uns eine Ruhepause gönnen. Aber nicht bei Kaffee und Kuchen – wir entdecken dort eine einzigartige Art Yoga zu machen.

Im Heilklimastollen Friedrich bietet Trainerin Nicola "Yoga im Berg" an. Bei neun Grad und 99 % Luftfeuchtigkeit atmen wir tief durch. "Das regt die Selbstheilungskräfte an", erklärt uns Nicola und zeigt eine Übung, die uns zum Staunen bringt.

Ab ins Moor

Die nächste Station unserer Entdeckungsreise ist das Bleistätter Moor. Mein erster Gedanke an düstere Moor-Abenteuer à la Sherlock Holmes' "Der Hund von Baskerville" bewahrheitet sich hier nicht. Das Moor wirkt einladend, verträumt, aber dennoch lebendig. Noch nicht einmal das diesige Wetter, das keinen Sonnenstrahl durchlässt, stört dabei. Zu schön ist die Gegend.

Um das Moor in seiner ganzen Pracht auf Bildern einfangen zu können, bietet sich ein Photowalk an. Angeführt von Profi-Fotograf Jörg Schmöe spazieren wir also durch das Moor, erhalten Tipps für Selfies und Instagram und genießen die von einzelnen Vogellauten durchbrochene Stille. Einst über 600 Hektar groß, musste das Moor über die Jahre der landwirtschaftlichen Nutzung weichen. Dank Renaturierung dehnt es sich heute auf ca. 101 Hektar aus und bietet über 150 Vogelarten und weiteren verschiedenen Tieren ein Heim.

Mit Glück können einige davon auf dem sieben km langen Rundwanderweg beobachtet werden. Dieser Slow Trail führt vorbei an Aussichtstürmen und ehemaligen Pumpstationen. Die Strecke eignet sich übrigens wunderbar für einen ausgedehnten Familienspaziergang und kann auch je nach Einstiegspunkt verkürzt werden.

Info: Führungen sind nicht nur für Hobbyfotografen, sondern auch Ornithologen möglich. Unter Natour ErLeben können geführte Vogelbeobachtungstouren gebucht werden.

Jetzt wird’s sauer

Wem die märchenhafte verschneite Landschaft zu viel wird oder die Therme zu warm ist, für den gibt's in der Region noch einen überraschenden Ausflugstipp. In Faak am See befindet sich der Biozitrusgarten von Michael Ceron. Über 800 verschiedene Arten hat der Kärntner angesammelt.

"Gemma Zitronen schauen!", lacht er und führt uns in sein Reich. Die Leidenschaft, mit der der Kärntner seit 2019 seine Zitrusfreunde hegt und pflegt, ist unverkennbar. Der älteste Baum ist rund 70 Jahre alt, aber "da geht noch mehr". Früchte gibt's hier nicht zu kaufen, nur Bäume. Ab 125 Euro bis fünfstellig aufwärts.

Wir erfahren viel über die sauren Früchte, sehen riesige Zitronen, die bis zu 3,8 kg schwer werden können, verschiedene Sorten und Farben. Angreifen ist übrigens verboten. "Meine Zitronen greif nur I an", grinst Ceron und meint es ernst: "Deshalb hab' I schon zwei Bandscheibenvorfälle".

Er pflückt eine orange Speisezitrone und lässt uns kosten. Die gibt's sozusagen mit Haut und Haaren, also mit Schale und Fruchtfleisch. Die Überraschung: Sie ist nicht sauer. Wir erfahren interessante Infos über Herkunft und Geschichte der Frucht, die ursprünglich aus Nordindien stammt. Nach Führung und Verkostung frage ich ihn, warum er es macht. "I bin halt a Spinner", sagt er und lacht.

Info: Eintritt Zitrusgarten: 5 € , Verkostung inkludiert. Workshops können von Anfang April bis Oktober gebucht werden. www.zitrusgarten.at

Mein Ausflug nach Kärnten hat mir gezeigt: Winter hat viel mehr zu bieten als nur Brettln anschnallen. Vor allem, wenn das Wetter mitspielt und das traumhafteste Winter­panorama beschert. Wehmütig trete ich meine Heimreise mit dem Zug an und blicke auf die verschneite Landschaft, die am Fenster vorbeizieht. Ich verabschiede mich von diesem Winter Wonderland – und da ist Dean wieder. Hören Sie ihn?

Regionale Tipps

Entdecken. Die Region Villach - Faaker See - Ossiacher See in Kärnten begeistert mit vielfältigem Angebot:


Bei teilnehmenden Gastgebern gibt's die kostenlose Erlebnis Card mit vielen Angeboten (gültig von 27. 11. 2023 - 24. 03. 2024).
Magische Momente im Naturpark Dobratsch: Schneeschuhwandern bei Nacht mit ParkrangerInnen, Infos hier.
Photowalk mit Profi Jörg Schmöe durchs Bleistätter Moor (gratis mit der Erlebnis Card). Ein wunderbares Ausflugsziel für Familien, hier buchbar.
Besuch in der Kärnten Therme. Hier gibt's Erholung und Spa für Erwachsene und Wasserspaß für Kids. Für Schifahrer gibt es auch das Kombiticket: "Ski & Therme".
Urquellbecken und Kärnten Therme sind bei Aufenthalt im Hotel Warmbaderhof inklusive.
Mehr Infos zur Region unter www.visitvillach.at