Achtung, Wildwechsel!

Wenn die Tage kürzer werden, treffen Verkehrsteilnehmer:innen vermehrt auf Wildtiere. Wie sich Unfälle vermeiden lassen.

Es passiert so schnell. Plötzlich steht der Hirsch wie angewurzelt auf der Fahrbahn. Er erstarrt im Scheinwerferlicht. Oder noch schlimmer: Er liegt verletzt auf der Fahrbahn.

Jährlich ereignen sich rund 72.000 Wildunfälle in Österreich. Die meisten passieren zwischen 20:00 und 21:59 Uhr und zwischen 05:00 und 06:59 Uhr. Bei Zusammenstößen mit einem Wildtier kann es zu einem enormen Aufprallgewicht kommen, weshalb oft nicht nur das Tier verletzt ist, sondern auch die Verkehrsteilnehmer:innen. Im Vorjahr wurden laut Statistik Austria 334 Personen bei einem Wildunfall verletzt, eine Person kam ums Leben.

"Trifft das Auto mit 50 km/h auf einen 20 Kilo schweren Bock, entspricht das einer Krafteinwirkung von einer halben Tonne (!) auf Fahrzeug und Fahrer", betont Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik. "Bei 100 km/h beträgt die Aufprallwucht zwei Tonnen."

Trifft das Auto mit Tempo 50 auf einen 20 Kilo schweren Bock, wirkt eine halbe Tonne auf den Lenker.

Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik

Autofahren bei Dämmerung: Wie verhalte ich mich richtig beim Wildwechsel?


Verringern Sie Ihre Geschwindigkeit im Bereich der Wildwechsel-Warnschilder.
Beobachten Sie die Fahrbahnränder aufmerksam, insbesondere bei Morgen- und Abenddämmerung. Vorsicht: Oft läuft ein Tier vor und das Rudel folgt.
Fahren Fahrzeuge hinter Ihnen? Vorsicht vor Auffahrunfällen. Runter vom Gas.
Steht Wild an oder auf der Fahrbahn: Fernlicht ausschalten, bremsen und ­hupen. Wild erstarrt im grellen Scheinwerferlicht, während die Hupe sie erschreckt und zum Weiterlaufen motiviert.
Weichen Sie nicht unkontrolliert aus, um nicht mit dem Gegenverkehr oder Bäumen zu kollidieren. Halten Sie das Lenkrad fest, fahren Sie weiter geradeaus und bremsen Sie kontrolliert.

Wie kann die Gefahr für Mensch und Tier minimiert werden?

"Mit optischen und akustischen Wildwarnern konnten die Jäger:innen bereits zwischen 40 und 70 Prozent der Wildunfälle reduzieren", erzählt Martin Grasberger, Jagdaufseher und Chefredakteur von "Weidwerk" und "Hubertus", und fügt hinzu: "Im Zuge des langjährigen Projekts 'Wildtiere & Verkehr' wurden mittlerweile 1.813 Kilo­me­ter Landesstraßen in Niederösterreich mit Wildwarnern ausgestattet. Auch das Projekt 'Wildtierschutz und Verkehrssicherheit Steiermark' schaffte bisher auf 760 Kilometern Lan­des- und auf 27 Kilometern Gemeinde­straßen mehr Sicherheit durch Wildwarner."

Konnte ein Wildunfall nicht verhindert werden, gilt:

Warnblinkanlage einschalten, Warnweste anlegen, Unfallstelle mit einem Pannendreieck absichern und eventuell verletzte Personen versorgen, Polizei und/oder örtliche Jägerschaft verständigen.

Angefahrene Tiere auf keinen Fall berühren. Sie könnten Krankheiten übertragen oder – falls sie noch leben – beißen.

Unfallstelle fotografieren und eventuelle Zeugen um ihre Daten bitten. Wer verletzte oder getötete Wildtiere mitnimmt, macht sich wegen Diebstahles strafbar. Und wer die Tiere einfach liegen lässt und weiterfährt, macht sich ebenfalls strafbar.

Wildschadenhilfe

Auch wenn keine Mitschuld besteht, übernimmt nur eine Kaskoversicherung die eigenen Schäden bei Wildunfällen. Ist nur ­eine Haftpflichtversicherung vorhanden, bleibt der Fahrzeugbesitzer auf eigenen Schadenersatzansprüchen 'sitzen'.

Mit dem Schutzbrief vergütet Ihr Club 80 Prozent der Reparaturkosten bzw. des Selbstbehaltes bis zu 600 Euro, wenn das geschützte Fahrzeug durch einen Wildunfall in Österreich (oder im Gültigkeitsge­biet im Ausland) beschädigt wurde. Nähere Infos hier.