Made in China
Schon lange sollen chinesische Autos nach Österreich kommen. Mit dem JAC e-S2 ist es jetzt soweit – und das gleich rein elektrisch.
Schon im Jänner 2008 prangte auf der Titelseite des auto touring: "Autos süß-sauer. Welche China-Autos zu uns kommen, wie sicher sie sind und wie billig." Und im Inneren der Ausgabe: "Mit chinesischenAutos ist spätestens 2009 auch auf Österreichs Straßenzu rechnen." Einer der Hauptgründe, warum sich die Experten so täuschten, war die Sicherheit der China-Autos: Katastrophale Crashtests (hier etwa vom Brilliance BS6 oder dem Jiangling Landwind) machten die Pläne der chinesischen Autobauer, in Europa Fuß zu fassen, zunichte.
2019 ist es soweit. China ist der größte Markt für E-Autos weltweit. Kein Wunder, dass die ersten chinesischen Fahrzeuge, die nach Österreich kommen, rein elektrisch angetrieben werden. Der Hersteller jacJACist in China der fünftgrößte Produzent von E-Autos. Das kleine SUV S2 gibt es schon seit 2015 als Verbrenner, es wurde nachträglich zum Stromer e-S2 umgebaut.
Das schicke Design erinnert stark an Kia oder Hyundai. Die Kapazität der flüssigkeitsgekühlten Batterie mit 40 Kilowattstunden reicht für 250 Kilometer. Wäre der Verbrauch (knapp 19 kWh/100 km) nicht so hoch, könnte ein 3er vor der Reichweite stehen. Für das Aufladen ist der JAC mit Typ 2 und Schnellladung CCS prinzipiell gut gerüstet. Beim Testwagen haperte es aber an der Ladegeschwindigkeit, bei CCS waren maximal 24 kW Ladeleistung möglich. Hier wird laut Importeur noch nachgebessert, Ladekomponenten werden modifiziert.
Video: JAC e-S2 im Test
Sehr schlecht sieht es mit den Bremsen aus: 47 Meter aus Tempo 100 sind nicht akzeptabel. Auf an Kunden ausgelieferten JACs sollten auf jeden Fall ordentliche Reifen montiert sein und nicht wie am Testwagen chinesische Sommerreifen mit M+S-Kennung.
Die Innenraumgestaltung: Auf den ersten Blick übersichtlich, der zweite Blick in die Menüs des Touchscreens offenbart einige Übersetzungsschwächen. Und eine Verkehrsfunk-Durchsage wird optisch mit "Der Verkehr Ankündigung" angezeigt. Eng wird es bei größeren Personen (bereits ab 180 cm): Schon beim Einsteigen heißt es Kopf einziehen.
Hauptargument für das gefällig gestylte Elektro-SUV ist derzeit der Preis von 32.790 Euro – und damit etwas unterhalb der Konkurrenz.
Wie sieht das Umfeld aus? Der größen- und karosserietechnisch vergleichbare Hyundai Kona Elektro liegt weit über dem JAC: 47.790 Euro sind genau 15.000 Euro mehr. Aber der Akku des Kona hat eine Kapazität von 64 Kilowattstunden, die Topausstattung ist besser als beim Chinesen. Ebenfalls Hyundai, der Ioniq Elektro: startet bei 35.490 Euro. Hat allerdings einen kleineren Akku (28 kWh), ist im Verbrauch aber sehr sparsam.
Kia bietet den e-Soul mit 39,2-kWh-Akku um 34.990 Euro an, liegt also nicht mehr sehr weit über dem JAC. So wirklich top wird der Preis des chinesischen E-SUV spätestens Anfang kommenden Jahres nicht mehr sein. Muss es kein SUV sein, aber unbedingt elektrisch, gibt es dann den Opel Corsa-e (Akku: 50 kWh) für unter 30.000 Euro (bei der Pressepräsenation in Österreich war noch von 26.999 Euro die Rede), oder als kleines Stadtauto den Škoda citigo-e (37 kWh) für unter 20.000 Euro.
Ein Manko ist auch die Garantie: Während die E-Auto-Konkurrenz mittlerweile fast durchgängig 8 Jahre oder maximal 150.000 Kilometer Garantie auf den Akku gibt, sind es beim JAC nur drei Jahre oder maximal 100.000 km.
Damit wird sich der chinesische Hersteller etwas schwer tun. Allerdings: Weitere Modelle sind bereits angekündigt. Man darf weiterhin gespannt sein.