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© Heinz Henninger
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September 2017

Jetzt reicht’s: Wien–Salzburg mit dem Opel Ampera-e

Erste Bewährungsprobe für das neue Elektroauto von Opel:
rund 300 Kilometer Autobahnfahrt, ohne nachzuladen.
 

Soll ich oder soll ich nicht? Immer mehr Menschen denken ernsthaft über einen Umstieg auf ein Elektroauto nach. Das Angebot wächst stetig, Modelle mit größeren Batterien und entsprechend größerer Reichweite werden angeboten. Aber die ist in den meisten Fällen für viele noch immer nicht groß genug.

Jetzt kommt Opel. Mit dem Ampera-e. Das Kompaktauto soll weit mehr als 400 Kilometer mit einer Stromladung schaffen. Das versprach bisher nur Tesla – für ein Auto, das mindestens 75.000 Euro kostet.

Eine mutige Ansage von Opel. Denn: Das Spiel mit der Reichweite eines Elektroautos ist nach wie vor einer der spannendsten Aspekte des elektrischen Fahrens. Das Interesse am ersten vollelektrischen Modell der Marke aus Rüsselsheim (der bisherige Ampera war – im Gegensatz dazu – ein E-Auto mit einem Benzinmotor als Range-Extender) ist jedenfalls groß, nicht nur bei uns. Gebaut wird der Ampera-e übrigens in den USA (dort heißt sein Technik-Zwilling Chevrolet Bolt), das erste kleinere Europa-Kontingent wird auf Norwegen, Deutschland, die Niederlande und die Schweiz aufgeteilt. Länder, in denen Elektroautos durch staatliche Förderungen höhere Marktanteile erzielen. In Österreich soll es frühestens Ende des kommenden Jahres losgehen. 

Wir haben uns das erste Modell, das in Österreich zu fahren war, geschnappt. Und geschaut, was der E-Opel wirklich drauf hat. Ein gewisses Kribbeln kann man dabei nicht leugnen. Geht sich’s aus, ist genügend Saft in der Batterie? Immerhin fahren wir mit einem Elektroauto von Wien bis ins rund 300 Kilometer entfernte Salzburg. Ohne zwischendurch zu laden. Für die meisten Elektroautos eine Distanz, die schlicht und einfach nicht zu schaffen ist. Wir haben’s ausprobiert.

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Wien–Salzburg mit dem Opel Ampera-e

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Auf los geht’s los

Gemma’s an. Wir haben uns ein E-Auto, das es noch nicht zu kaufen gibt, organisiert: den Opel Ampera-e, "das erste kompakte E-Auto mit vernünftiger Reichweite", sagt Opel. Die Bedienung ist trotz der Fülle an Informationen schnell durchschaut, die Menüführung am Touchscreen logisch.

Bevor wir losfahren, laden wir in Wien-Auhof den 60-kWh-Akku voll auf. Das Display prognostiziert eine Reichweite von 382 Kilometer, bei extrem ökonomischer Fahrweise sollten sogar mehr als 400 drin sein. Passt!

Es läuft

Das Wetter passt auch, die Temperatur zeigt fast 30 Grad. Fahren ohne Klimaanlage ist somit allerdings undenkbar. Die Reichweite fördert das freilich nicht. Sicher ist sicher: Auf den ersten Kilometern der Westautobahn A1, am Lainzer Tiergarten entlang, schrumpft sie bedenklich. Skepsis macht sich breit. Wir pendeln uns bei einer Geschwindigkeit von rund 100 km/h ein. Die Reichweite sinkt langsamer.

Autofahren erlebt man dabei ganz anders. ­Alles passiert langsamer – logisch. Man entschleunigt. Aber nicht alles wird besser. Einige Sattelzüge halten sich nicht an ihr Limit, überholen und reihen sich knapp vor uns wieder ein.

Wichtigste Erkenntnis: Vorausschauendes Fahren ist angesagt. Jedes Überhol­manöver (auch die gibt’s!) will gut geplant und exakt getimt werden. Schließlich wollen wir nicht zur rollenden Schikane werden.

Wir passieren Linz. Reichweitenpanik kommt keine auf, gut 250 Kilometer werden uns angezeigt. Für Entspannung sorgt auch das Fahren im Ampera-e. Er ist erfreulich agil und erstaunlich kommod. Und er hat Platz für vier Insassen. Und sogar für deren Gepäck.

Opel Ampera-e

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1 Das Ampera-e-Cockpit ist informativ, übersichtlich und einfach zu bedienen. Vor allem das Handling des großen Touchscreen-Zentraldisplays hat man schnell durchschaut.  © Heinz Henninger

2 Der Kofferraum hat das Format eines VW Golf, unterm doppelten Ladeboden versteckt sich das Ladekabel.  © Heinz Henninger

3 Schnellladen mit 50 kW ist genauso möglich. Rund 150 Kilometer Reichweite sind in einer halben Stunde erreicht. An der herkömmlichen Haushaltssteckdose ist dagegen Geduld angesagt. © Heinz Henninger

Ziel erreicht

Fast vier Stunden sind seit dem Start in Wien (inklusive Pause in Linz) vergangen, wir nähern uns dem Ziel in Salzburg, der Mönchsberg-Garage im Zentrum. Als wir den Ampera-e an die Ladesäule stecken, könnten wir theoretisch noch 124 Kilometer fahren. Wir hätten es also sogar etwas flotter angehen können. Oder könnten gleich nach Linz zurückfahren. Ohne nachzuladen.

Fazit: Dieses E-Auto ist alltagstauglich. Nur kaufen kann man den Ampera-e in Österreich halt erst frühestens Ende 2018. Sagt zumindest Opel.

Mit dem Strom schwimmen

Zeitaufwand: Großer Akku = große Reichweite = lange Ladezeit. Rund 1,5 Stunden am öffentlichen Schnelllader, an der Haushaltssteckdose 26 Stunden. Kosten: Vollladen mit Haushaltsstrom rund 12 Euro (20 Cent/kWh). Öffentlich laden: ab € 6,30 (Grundgebühr nicht inkludiert). Aufpassen bei Zeitmodellen (Verrechnung pro Minute): kann sehr teuer werden.

Opel Ampera_e_Kasten.jpg Heinz Henninger © Heinz Henninger
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